Schon lange vor der Corona-Krise fabulierte die politische und gesellschaftliche Welt über die „Digitalisierung“ und das Thema ist noch nicht vom Tisch. Während der Krise konnten Schüler und Arbeitnehmer über digitale Medien Unterricht und Videokonferenzen abhalten, und die Beführworter dieser Entwicklung fühlten sich in allen Punkten bestätigt.

Was uns bei all diesen modernen Lebensweisen irritiert, ist die aufdringliche Implementierung solcher Verfahren – ob man will, oder nicht.

Schon bei den Schülern und auch Lehrern ist aufgefallen, dass nicht jeder Schüler zuhause über die notwendigen Geräte verfügt. Laptop oder Tablet ist ein Kostenfaktor, der bei Geringverdienern nicht zu unterschätzen ist. Und mit der Netzabdeckung ist es in dieser, unseren Republik auch nicht flächendeckend „das Gelbe vom Ei“, wobei sich besonders viele ländlich geprägte Gegenden als „hinter dem Mond lebend“ hervortun.

Wir hatten insgeheim gehofft, dass Ausgangsbeschränkungen und das Absagen hedonistischer Party-Events bei den Leuten ein wenig mehr Zugang zu „analogen“ Beschäftigungen öffnen würde. Sei es nun der Spaziergang im Wald, der Spieleabend mit der Familie oder gemütliche Stunden mit der Nase in einem Buch. Pusteblume!

Ohne Internet und WLan hätte diese Lock-Down-Phase wohl in einem Aufstand gegipfelt. Ganz so, als könne man sich überhaupt nicht mehr von Facebook & Co. lösen. Ist das so? Ist die hundertprozentige Digitalisierung ein Weg, den man nicht umschreiten kann? Ist es erstrebenswert, immer und überall digital erreichbar zu sein?

Wir kennen nicht wenige Leute, die schwer genervt sind, sobald irgendwelche Dumpfkacheln nachts um Doof-Uhr Textnachrichten senden, um so den Empfänger um die Nachtruhe zu bringen. Oftmals können die Empfangsgeräte dann noch nicht einmal auf stumm geschaltet werden, da sie in den Morgenstunden den Weckton hinauströten sollen.

Wir versuchen uns da ein wenig abzuwenden. Nicht in einem exzessiven Rahmen, doch spürbar und bewußt. Eine analoge Partie Schach mit so einem richtigen mechlichen Spielgegner, ein Buch mit Umblättern von Buchseiten oder dem Schreiben von Nachrichten oder Tagesnotizen auf Papier mit Füllfederhalter gibt einem ein völlig neues(?) oder längst vergessenes Lebensgefühl wieder.

Wir haben mal gelernt, dass man Tagebücher und Liebesbriefe mit einem Füllfederhalter schreiben sollte. Inmitten des Digitalisierungswahns ein gar nicht so uncharmanter Gedanke, nicht wahr?