Scandlines blutet – über die Hälfte der Passagiere verloren
Reisebeschränkungen und Grenzschließungen aufgrund von Corona sind in den Passagierzahlen der dänischen Auslandsfähren zu sehen. Scandlines musste aufgrunddessen 14 Mitarbeiter entlassen.
Die meisten Dänen haben die diesjährigen Sommerferien aufgrund von Beschränkungen ins Ausland zu reisen in Dänemark verbracht. Und die dänischen Grenzen waren und sind teilweise noch für viele ausländische Touristen geschlossen.
Dieses hat sich auf den dänischen Auslandsfähren nach Deutschland, Schweden und Norwegen ausgewirkt. Auf ihnen haben sich die Passagierzahlen im Juni, Juli und August gegenüber dem Vorjahreszeitraum für Scandlines, Fjord Line, ForSea und DFDS halbiert. Dieses besagen Zahlen von Danske Rederier.
„Es ist hauptsächlich auf Reisebeschränkungen und Grenzschließungen zurückzuführen“, sagt Jacob K. Clasen, stellvertretender Geschäftsführer von Danske Rederier. „Wir waren uns bewusst, dass der Sommer nicht so normal sein würde und dass der Wunsch zu reisen geringer sein würde. Aber der Wunsch zu reisen war noch deutlich geringer als wir erwartet hatten“, sagt er.
Die internationalen Fähren befördern in den Sommermonaten normalerweise 41 Prozent ihrer Passagiere. Dieses macht es besonders problematisch, dass es im Sommer nicht mehr Passagiere auf den ins Ausland gehenden Fähren gegeben hat.
„Während der Grenzschließung im Frühjahr haben wir festgestellt, dass einige Routen vorübergehend gesperrt waren oder dass andere Routen mit einer reduzierten Frequenz fuhren. In den kommenden Monaten sind wir jedoch darauf angewiesen, dass die Infektionszahlen rückläufig sind und weitere Reisebeschränkungen aufgehoben werden. Dann wird der Wunsch zu reisen hoffentlich wieder ansteigen“, sagt Jacob K. Clasen.
Auf den beiden Scandline-Strecken von Rødby nach Puttgarden und von Gedser nach Rostock ist die Zahl der Passagiere im Sommer gegenüber dem Sommer des vergangenen Jahres um 57 Prozent gesunken.
Søren Poulsgaard Jensen, Geschäftsführer von Scandlines, ist ebenfalls der Ansicht, dass insbesondere die Grenzschließung zu den geringen Passagierzahlen geführt hat. „Corona als solches hätte wahrscheinlich keinen Rückgang von 57 Prozent verzeichnet, aber die Schließung der Grenzen durch die Regierung und ihre Aussagen, die Menschen dazu zu bringen, zu Hause zu bleiben, haben diese Entwicklung zumindest sehr stark vorangetrieben“, sagt er.
Die Probleme haben dazu beigetragen, dass Scandlines 14 Mitarbeiter in Rødby entlassen musste, die in der Buchhaltung und im Rechnungswesen arbeiteten. Diese Arbeiten werden stattdessen jetzt in Hamburg erledigt, teilt das Unternehmen der Zeitung „Folketidende“ mit.
„Die dänischen Fährreedereien haben die Hilfspakete der Regierung genutzt, um Mitarbeiter mit Gehaltsentschädigung nach Hause zu schicken und zur Sicherung fester Kosten beizutragen. Aber der schlechte Sommer wird noch weitere Jobs bei Scandlines kosten“, sagt Søren Poulsgaard Jensen. „Es bedeutet für uns einen ziemlich großen Umsatzverlust, den wir noch nicht vollständig aufgeholt haben. Ich denke nicht, dass es auf das Befahren der Strecken auswirken wird, aber es versteht sich von selbst, dass es Konsequenzen für einige Arbeitsplätze geben wird“, schließt er.
von
Günter Schwarz – 06.09.2020
Foto: Scandlines