Ferienhäuser sollen über kürzeren Zeitraum vermietet werden können: „Es wird eine Katastrophe für die Tourismusbranche sein“
In Zukunft können Ferienhausbesitzer in Dänemark ihre Ferienhäuser möglicherweise nur noch 35 Wochen im Jahr vermieten. So klingt es in einem Vorschlag der Erhvervsstyrelsen (Wirtschaftsbehörde). Ferienhausbesitzer, Ladenbesitzer und ein Branchenverband schütteln nur den Kopf über den Vorschlag dieser Behörde.
Nach mehreren Monaten Bauzeit ist das Ferienhaus von Kim Mortensen und Michaela Samuelsen in Blokhus endlich fertig. Es ist ein Ferienhaus, das zur Vermietung gebaut wurde. „Wir haben wirklich Gas gegeben und ein Luxushaus gebaut. Es gibt sowohl Wellnessbad als auch eine Sauna und ein Whirlpool“, sagt Michaela Samuelsen. Aber jetzt kannsich das Paar vielleicht darauf vorbereiten, ihr Ferienhaus für nur 35 Wochen im Jahr anstatt für 41 zu vermieten, wie es heute erlaubt ist.
Die Erhvervsstyrelsen hat vorgeschlagen, die Mietdauer um sechs Wochen zu verkürzen. Und das nervt das Paar, wenn es Realität werden und von den Politikern „abgesegnet“ werden sollte. „Wir investierten so viel Geld in ein Ferienhaus, und die Finanzierung basierte darauf, das Haus zu vermieten. Für uns bedeutet es, dass es über unsere Finanzen hinausgeht, wenn wir das Ferienhaus für eine kürzere Zeit vermieten dürfen als jetzt“, sagt Kim Mortensen.
Für das Paar bedeutet es, dass es das Haus nur während der Hochsaison vermieten können, d. h. in den Monaten, in denen es am meisten Miete einbringen kann. Somit werden im Herbst und über den Winter keine Touristen ins Haus einziehen können, und die Ferienzeit wird somit verkürzt.
Doch auch der örtliche Bäcker in Blokhus befürchtet um sein Geschäft, wenn der Vorschlag der Erhvervsstyrelsen angenommen und Wirklichkeit wird. „Es wäre wirklich schlimm!“ sagt Anne Kristensen, die die Bäckerei und das Café Blokhus besitzt, und sie fährt fort: „Wir leben von Touristen, und wenn sie nicht vor und nach der Hochsaison hier sind, hat es erhebliche finanzielle Konsequenzen für uns und unsere Mitarbeiter*innen.“

Bei Feriehusudlejernes Brancheforening geht der Direktor davon aus, dass die vorgeschlagenen Richtlinien der Erhvervsstyrelsen für die dänische Tourismusbranche unmittelbar verheerend sein werden. „Obwohl es nur sechs Wochen weniger Mieteinnahmen sind, macht es einen großen Unterschied“, sagt Carlos Villaro Lassen, Direktor des Branchenverbandes.
„Dieses wäre eine Katastrophe für die dänische Tourismusindustrie. Und gerade jetzt, wo es wirklich eine Reisennachfrage um die dänischen Ferienhäuser gibt, weil viele Dänen nicht nach Süden ins Ausland fahren können. Und dieses Potenzial kann nicht ausgeschöpft werden, wenn sie die Anzahl der Mietwochen reduzieren“, sagt der Direktor.
Der Grund für den Vorschlag der Erhvervsstyrelsen liegt in Lärmbeschwerden. Im Zusammenhang mit der Vermietung von Ferienhäusern soll es viel Lärm geben, weshalb die Mietdauer verkürzt werden soll.
Dieses Argument zieht jedoch nicht bei den Hausbesitzern, den Ladenbesitzern oder dem Branchenverband. „Ich denke, das ist ein wirklich schlechter Grund, denn im Sommer sind die meisten Leute draußen unterwegs, und es ist klar, dass es dann einen etwas höheren Geräuschpegel gibt. Wird jedoch die Mietdauer in den Ferienhausgebieten verkürzt, geschieht dieses in den kälteren Jahreszeiten, und dann gibt es ohnehin weniger Lärm draußen, weil die Gäste ihre Zeit überwiegend im Haus verbringen. Man wird damit also überhaupt keine Wirkung erzielen“, argumentiert Kim Mortensen.
von
Günter Schwarz – 26.09.2020
Fotos: Feriehusudlejernes Brancheforening