Eine ist 22 Jahre alt, die andere ist 71 Jahre alt. Aber Nadia Rask Lundborg Hansen und Judith Rothenborg haben gemeinsam, dass sie es beide wagen, offen über Sex und Zusammenleben zu sprechen.

Nadia Rask Lundborg Hansen ist eine von vier Frauen, die an der TV 2 Play-Serie „Fordi vi har lyst“ (Weil wir Lust dazu haben) teilnehmen. Hier teilen die vier Frauen Geschichten über ihre Sexualität mit einem gemeinsamen Ziel: Einige der Normen über Frauen und Sexualität, denen sie im Alltag begegnen, abzuschaffen.

TV 2 hat sie mit Judith Rothenborg zusammengebracht, um eine bessere Vorstellung davon zu bekommen, wie sich die Normen im Laufe der Zeit geändert haben. „Wenn Sie aufstehen und es laut aussprechen oder promiskuoes (Praxis sexueller Kontakte mit relativ häufig wechselnden verschiedenen Partnern oder parallel mit mehreren Partnern) handeln, gibt es immer jemanden, der sagt: ,Was zum Teufel ist das für etwas?‘. Bei Männern ist das anders“, sagt Nadia Rask Lundborg Hansen.

„Es gibt einen Unterschied“, bestätigt Judith Rothenborg. „Dieser Unterschied ist historisch, und ich kann ihn auch aus meiner Jugend erkennen, aber wir sind heute freier als früher. Das heißt nicht, dass es genug ist“, fügt sie hinzu.

Viele Dänen lernten Judith Rothenborg kennen, als sie ihre Suche nach Liebe in der TV-Show „Mormor på mandejagt“ (Großmutter auf Männerjagd) teilte.

Für Nadia Rask Lundborg Hansen scheint das sexuelle Verlangen von Frauen in den glücklichen 1970er Jahren weniger tabu gewesen zu sein, sagt sie. „Ich habe ein kleines Vorurteil, dass die Nacktheit der 1970er Jahre alles ein bisschen einfacher gemacht hat. Vielleicht ist mein Bild von dieser Zeit romantisiert, aber es scheint, als wäre alles etwas einfacher gewesen. Und dann warst du sowieso nackt. Verursachte es gleich Schande?“ fragt sie.

„Es hat sich viel geändert, und es hat sich viel nicht geändert“, antwortet Judith Rothenborg. „Die Freiheit und die Antibabypille haben alles offener gemacht. Vorher durften Frauen zusammen mit einem Mann nicht einmal mit eine Zigarette rauchen, denn wenn sie dieses taten, hieß es, sie wären zusammen im Bett gewesen. Aber dann wurde es freier und ok, mit mehr Partnern ins Bett zu gehen“, erklärt sie.

Für Judith Rothenborg scheint die Gesellschaft wieder in eine konservativere Richtung zu gehen. „Ja, es gibt Freiheiten, aber die Distanzen zwischen uns werden auch verschoben. Tatsächlich glaube ich nicht, dass sich so viel geändert hat“, sagt sie.

von

Günter Schwarz – 04.10.2020

Foto: TV 2