(Eckernförde) – Betriebsrat und Geschäftsführung des angeschlagenen Waffenherstellers Sig Sauer aus Eckernförde haben sich auf einen Interessenausgleich verständigt. Die in einem Papier festgehaltene Verständigung sieht vor, dass sämtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern frühestens zum Stichtag 30. September 2020 gekündigt wurde und nur wenige Restaufträge bis Jahresende abgearbeitet werden. Im Juni hatte der älteste deutsche Waffenhersteller angekündigt, seine Tore in Eckernförde für immer zu schließen.

Zum Ausgleich für die Kündigungen sieht die Einigung die Schaffung einer zwölfmonatigen Transfergesellschaft vor, in welche die 130 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer überführt werden sollen. Etwa 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die eine Kündigungsfrist von mehr als sechs Monaten haben, wird laut des Sozialplanes eine Abfindung gezahlt.

Auszubildenden soll unter „Ausnutzung bestehender Netzwerke“ schnellstmöglich eine andere Ausbildungsstätte in der Nähe oder in anderen Unternehmensteilen von Sig Sauer gesucht werden. Sollte eine Vermittlung scheitern, müssten auch Azubi-Verträge gekündigt werden, heißt es.

Als Grund für die Schließung hatte Sig Sauer die schwierige wirtschaftliche Situation in Folge der Corona-Pandemie angegeben. Zudem sei das Unternehmen wegen seiner internationalen Ausrichtung bei Ausschreibungen, etwa der Bundeswehr, benachteiligt worden.

Tatsächlich hatte sich Sig Sauer in den vergangenen Jahren immer stärker im Ausland engagiert – auch weil der Rüstungskonzern in Folge illegaler Lieferungen Tausender Pistolen nach Kolumbien mit einem Exportverbot belegt worden war.

Dagegen konnten mit der US-amerikanischen Schwester, Sig Sauer Inc., zuletzt große Aufträge des US-Militärs gewonnen werden. Außerdem plant das Unternehmen Joint Ventures mit staatlichen Rüstungskonzernen etwa in Brasilien und Ungarn. Die deutsche Niederlassung hatte vor allem rote Zahlen geschrieben.

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NDR – 08.10.2020

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