Anzahl der Stellenausschreibungen sind die höchsten seit 12 Jahren
Beim 1996 gegründeten dänischen Jobportal Jobindex gab es im September 24.893 Stellenausschreibungen. Dieses ist der höchste Wert seit August 2008. In Dänemark grasiert wie weltweit die Coronakrise, aber obwohl mehrere Branchen davon schwer getroffen wurden, gibt es derzeit tatsächlich mehr offene Stellen als zur gleichen Zeit im letzten Jahr.
„Ein Teil davon ist ein vorübergehender Effekt, der durch verspätete Stellenausschreibungen verursacht wurde, die nicht vor den Sommerferien ausgeschrieben wurden, und der grundlegende Arbeitsmarkt ist stark, so dass es nicht der einzige Grund ist. Die Unsicherheit ist weitgehend verflogen, die Nervosität ist weg und die Unternehmen wagen es, wieder Leute einzustellen“, sagt Kaare Danielsen, Direktor von Jobindex.
Jobindex hat 24.893 offene Stellen auf Dänemarks größtem Stellenportal, wenn man sich den Monat September ansieht, und die Zahl ist seit August 2008 nicht mehr so hoch gewesen. Und dieses ist derart angestiegen, obwohl es im April nur 15.221 Postings mit Stellenangeboten gab.
Eines der Unternehmen, das derzeit nach neuen Mitarbeitern sucht, ist Front-Z in Herning. Hier stellen sie unter anderem Türen für Küchen und Bäder her, und es fehlen ihnen mehrere Hände. „Wenn wir an die Zeit vor den Sommerferien denken, sind unsere Umsätze um 60 Prozent gesunken, und wir mussten leider auch einige Mitarbeiter entlassen. Die lange Unsicherheit auf dem Exportmarkt hat jedoch dazu geführt, dass die großen Konzerne ihr Risikoprofil geändert haben“, sagt Henrik Linneberg, Direktor des Unternehmens.
Bei Front-Z haben sie gerade zwei Großaufträge mit deutschen Importeuren abgeschlossen und sind nun dabei, das 50-köpfige Personal um 10 bis 15 neue Mitarbeiter zu erweitern. Einer von ihnen ist der Schreiner Martin Sandberg. „Ich war Zeitarbeiter bei einer anderen Firma, aber ich war nicht der einzige. Dann habe ich mitbekommen, dass hier draußen die Firma Front-Z ist und dass sie Leute suchen. Ich dachte, es sei definitiv eine gute Idee, mich dort zu bewerben, weil ich auch hier in Herning lebe“, sagt er.
Gerade im Einzelhandel, im Heimwerkerbereich und im öffentlichen Sektor läuft es derzeit gut, und es gibt viele zu besetzende Arbeitsplätze. „Die Wirtschaft hat einen guten Start hingelegt, und die Dänen sind bereit, Geld auszugeben. Dieses bedeutet, dass viele Branchen ein hohes Maß an Aktivität aufweisen und daher auch mehr Arbeitskräfte benötigen“, sagt der Wirtschaftsprofessor Michael Svarer .
Jørn Mørup, Abteilungsleiter der Personalabteilung in der Region Midtjylland (Zentraljütland), kann mitteilen, dass sie im September 470 Stellenausschreibungen hatten, und das sind 40 Prozent mehr als zuvor. Er glaubt, dass die hohe Anzahl von offenen Stellen auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass die Firmen im Frühjahr in der Region wegen der Unsicherheiten der sich ausbreitenden Coronainfektionen nur sehr wenig zu tun hatten. Um diese Arbeiten jetzt nachzuholen, benötigen sie eine zusätzliche Anzahl von Mitarbeitern.
Trotz der Tatsache, dass es bei mehreren Firmen mit offenen Stellen wirklich gut aussieht, ist es laut Michael Svarer noch zu früh zu sagen, dass die Krise überwunden ist. „Die Zahlen zeigen auch, weil einige Branchen noch nicht ganz aus der Krise heraus sind. Es gibt also einige Branchen, die noch leiden, und es besteht große Unsicherheit darüber, wie es weitergehen wird. Wir sind also nicht darüber hinweg, aber es ist ein gutes Zeichen dafür, wenn der Arbeitsmarkt boomt“, sagt er.
von
Günter Schwarz – 11.10.2020
Foto: Jobindex