Polnische Taucher haben das legendäre Schiff SS „Karlsruhe“ aus dem Zweiten Weltkrieg auf dem Grund der Ostsee gefunden, auf dem sich eventuell das Bernsteinzimmer aus dem Katharinenpalast befinden könnte, schreibt das dänische Boulevardblatt „Ekstra Bladet“.

Es wurden seit dem Kriegsende schon mehrere hundert Orte benannt, wo das Bernsteinzimmer verborgen sein soll. Zahlreiche in- und ausländische Forscher suchten allerdings vergeblich nach dem Bernsteinzimmer. Fest steht lediglich, dass es letztmals im Schloss von Königsberg gesehen wurde, von wo aus die „Karlsruhe“ nach Pillau (heute Baltijsk in Polen) fuhr, um dort noch Flüchtlinge aufzunehmen.

Die „Karlsruhe“ verließ Pillau am 12. April 1945 mit rund 1.100 Menschen auf dem Weg nach København, wurde jedoch am 13. April von den sowjetischen Kampfbombern angegriffen – und landete daher etwa 100 Kilometer von Bornholm entfernt in der Nähe der polnischen Stadt Ustka, ehemals Stolpmünde, auf dem Grund der Ostsee.

Das Schiff zerbrach in zwei Teile und versank innerkalb von 3 bis 4 Minuten. Von den Flüchtlingen und Besatzungsmitgliedern konnten die Minensuchboote „M 294“ unter Kapitänleutnant Volberts und „M 341“ unter Oberleutnant zur See Henry Peter Rickmers von die 25. Minensuchflotille nur 150 Personen retten.

Die „Karlsruhe“ war ein damals 40 Jahre altes Frachtschiff der „Hamburg America Line“, dass aufgrund von Problemen mit der Maschine nur noch 7 Knoten (ca. 13 km/h) zu laufen imstande war und daher dem Konvoi, dem es zugeteilt war und der mit einer Geschwindigkeit von 9 Knoten (ca. 16,6 km/h) unterwegs war, nicht folgen konnte. Aber zu dieser Zeit war jede einzelne schwimmende Einheit für die Evakuierung von Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten wichtig.

Schwach bewaffnete Handelsschiffe evakuierten 1945 Flüchtlinge aus den Häfen Ostpreußens und Pommerns

Die „Karlsruhe“ fuhr auf seiner letzten Reise unter extrem hoher Sicherheit auf und war für diesen Schiffstyp ziemlich schwer beladen. Das Wrack befindet sich mehrere Dutzend Kilometer nördlich von Ustka in einer Tiefe von 88 Metern.

„Das Schiff ist unberührt, und die Ladung enthält Militärfahrzeuge, Porzellan und viele Truhen mit viel unbekanntem Inhalt. Wir haben ein Jahr lang nach dem Wrack gesucht und festgestellt, dass es interessanteste Geheimnisse vom Grund der Ostsee lüften kann, da das Schiff in Königsberg noch brisante Ladung an Bord genommen haben könnte“, sagt der Taucher Tomasz Stachura vom „Scuba Diver Mag“.

Eine der Hoffnungen in dem Fund der „Karlsruhe besteht darin, dass sich an Bord des Schiffes das Legendäre Bernsteinzimmer befinden könnte, das ab dem 14. Oktober 1941 im Auftrag des Einsatzstabs Reichsleiter Rosenberg unter Aufsicht des Rittmeisters Ernstotto zu Solms-Laubachh und des Hauptmanns Georg Poensgen innerhalb von 36 Stunden demontiert, in 28 Kisten verpackt und nach Königsberg abtransportiert, wo sich die Prussia-Sammlung befand.

Foto aus dem Bernsteinzimmer im Original aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg

Seit Ende Januar 1945 hatte die deutsche Kriegsmarine die Evakuierung der Flüchtlinge aus Ostpreußen organisiert. Die letzten intakten Kriegsschiffe sowie zahlreiche zivile Dampfer kamen dabei zum Einsatz. Der Untergang der völlig überladenen „Wilhelm Gustloff“, die am 30. Januar von einem sowjetischen U-Boot torpediert wurde und 9.000 bis 10.000 Menschen in den Tod riss, wurde zum tragischen Symbol der Operation zur Rettung von Flüchtlingen aus den Ostgebieten des damaligen Deutschen Reiches.

veröffentlicht von

Günter Schwarz – 12.10.2020

Fotos: Archivbilder