(Kelstrup) – Es ist problematisch, dass es an den einzelnen Kommunen liegt, die Küste zu sichern, glauben viele Ferienhausbesitzer nahe a der Küste. Egon Mortensen rollt den Wasserschlauch auf, mit dem er über 52 Meter das Wasser von seinem Ferienhaus in Kelstrup bei Haderslev aus dem Garten ins Meer leitet.

„Ich fürchte, das Wasser wird in mein Haus gelangen. Ich bin nur bis zu einem bestimmten Wasserstand sicher“, sagt er. Seit 1986 besitzt Egon Mortensen das Ferienhaus in Kelstrup, und seitdem hat sich das Problem mit hohen Wasserständen stetig verschlimmert. Es hat nicht nur ihn sondern auch mehrere Organisationen dazu veranlasst, einen landesweiten Küstenschutzplan zu fordern.

Seit 2018 liegt die Verantwortung für die Sicherung der dänischen Küsten bei den einzelnen Kommunen. Jetzt fordern eine Reihe von Experten, Kommunen und Politikern einen landesweiten Plan, um die dänischen Küsten zu sichern und Hausbesitzer und Landbesitzer vor dem Verlust ihres Eigentums aufgrund von Unwettern und mangelndem Küstenschutz zu bewahren.

Dieses fordert unter anderem Karsten Arnbjerg Nielsen, Professor an der DTU-Miljø. „Für jedes Jahr, das vergeht, wird etwas gebaut, das nicht hätte gebaut werden dürfen. Je früher ein Plan kommt, desto eher kann man auch mit der Planung für die Zukunft beginnen“, sagt er.

Für Egon Mortensen wird das Problem deutlich, wenn er sich den Badesteg ansieht, den er jedes Jahr einrichtet. Aufgrund des steigenden Wassers befindet sich die Brücke jetzt so weit draußen im Wasser, dass eine zusätzliche Brücke gebaut werden muss, bevor er den Strand erreichen kann. „Ich mache mir Sorgen, wenn man das Ergebnis das angestiegenen Waserstandes dieses Jahres im Vergleich zum letzten Jahr sieht, dann kann es sehr schnell gehen. Es muss etwas getan werden, und je früher, desto besser“, sagt er.

Egon Mortensen muss auch Gummistiefel tragen, um am Strand entlanglaufen zu können, ohne nasse Füße zu bekommen. „Im Alltag bei normalem Wasserstand können wir nicht ohne Gummistiefel gehen. Es kann nicht richtig sein, wenn man Gummistiefel tragen muss, um an den Strand zu gehen“, sagt er und fügt hinzu: „Ich denke nicht, dass es in Zukunft so attraktiv sein wird, hier draußen zu leben, wenn man Angst haben muss, dass alles überflutet wird. Die Immobilienpreise werden fallen. Es ist besorgniserregend, es ist nicht schön darüber nachzudenken.“

Egon Mortensen glaubt nicht, dass es nun an den einzelnen Kommunen liegt, zu entscheiden, wie viel und ob der Küstenschutz überhaupt betrieben werden soll. „Wir sind ein bisschen besorgt darüber. Ich halte es für eine staatliche Aufgabe, den Küstenschutz vorzunehmen, da den Kommunen nicht dieselben Experten zur Verfügung stehen“, sagt er.

Die Kommunen selbst weisen auch darauf hin, dass es schwierig sein kann, ausreichende Kenntnisse in diesem Bereich zu erlangen. „Es besteht Bedarf an einem professionellen Gesamtmanagement. Natürlich können wir als Kommune nicht alle diese Kompetenzen haben“, sagt der Bürgermeister der Gemeinde Jammerbugt, Mogens Gade (Venstre / Rechtsliberale Partei). Er glaubt auch, dass ein nationaler Plan für die Sicherung der dänischen Küsten erstellt werden muss, damit in den einzelnen Kommunen keine nutzlosen Lösungen getroffen werden.

Zurück in Kelstrup zeigt Egon Mortensen auf eine niedrige Mauer, auf der ein Farbunterschied zeigt, wie hoch das Wasser im Haus schon gestanden hatt. Bald hat es den ganzen Weg erreicht und wird die Mauer überfluten. „Es ist jetzt dringend erforderlich, und es darf nicht viele Jahre dauern, bis es ein so großes Problem ist, das nicht mehr zu lösen ist“, sagt Egon Mortensen.

Umweltministerin Lea Wermelin (Socialdemokraterne) sagt, sie werde für einen Gesamtplan zur Klimaanpassung arbeiten, der auch den Küstenschutz einschließt.

von

Günter Schwarz – 16.10.2020

Fotos: Egon Mortensen