Eine kontrovers geführte Debatte über die Verwendung der Karikaturen vom Propheten Mohammed im Unterricht ist nach der Ermordung des Lehrers Samuel Paty in Frankreich auch in Dänemark aufgeflammt.

Es darf niemals Selbstzweck werden, Karijaturen des Propheten Mohammed im Schulunterricht zu verwenden. Es ist jedoch wichtig, Demokratie, Meinungsfreiheit und Redefreiheit zu lehren.Die Meinungsfreiheit hochhalten – diesen Grundwert der demokratischer Gesellschaften, der auch das Recht auf Gotteslästerung einschliesst, hatte der 47-jährige Lehrer Paty als Grundwert lehren wollen und zahlte dafür mit seinem Leben. Seit dem Anschlag auf die Zeitschrift „Charlie Hebdo“ im Januar 2015 mit zwölf Toten waren Frankreichs Lehrer vom Schulministerium besonders angehalten, diese Werte zu lehren. Paty tat das, indem er umstrittene Mohammed-Zeichnungen aus der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ zeigte.

Dieses erklärt der Vorsitzende des dänischen Lehrerverbandes, Gordon Ørskov Madsen, der es ablehnt, den Unterricht it dem Zeigen der Mohammed-Karikaturen obligatorisch zu machen. „Das wäre völlig falsch. Das müssen sie in Christiansborg nicht entscheiden. Es sind die Schulen und die Lehrer selbst, die beurteilen müssen, welche Ansätze und welche Unterrichtsmaterialien verwendet werden sollen. Diese Entscheidungen müssen auf der Grundlage professioneller Einschätzungen getroffen werden“, sagt er.

Die rechtspopulistische Dansk Folkeparti (Dänische Volkspartei), die grundsätzlich eine provokative Politik gegen Ausländer und fremde Kulturen betreibt, ist dagegen der Ansicht, dass es im Gegensatz zum Vorsitzenden des Lehrerverbandes obligatorisch werden sollte, die Karikaturen des Propheten im Unterricht zu zeigen.

Über die Mohammed-Karrikaturen

  • 12 satirische Zeichnungen des islamischen Propheten Mohammed, die 2005 in der Tageszeitung „Jyllands-Posten“ veröffentlicht wurden.
  • Die 12 Zeichnungen wurden von 12 verschiedenen Zeitschriftenkünstlern gezeichnet.
  • Die umstrittenste Zeichnung zeigt Mohammed mit einer brennenden Bombe in seinem Turban. Der Künstler Kurt Westergaard stand hinter dieser Zeichnung.

Der Vorsitzende der Schullehrerverbandes, Claus Hjortdal, hat seine Vorsicht hinsichtlich der Verwendung der Mohammed-Zeichnungen im Unterricht zum Ausdruck gebracht.

Auf die Frage, ob bei der Verwendung der Mohammed-Karikaturen in Klassen mit vielen muslimischen Schülern besondere Vorbehalte gemacht werden sollten, antwortet der Vorsitzende des Lehrerverbandes, Gordon Ørskov Madsen, dass die Lehrer den Unterricht als Ausgangspunkt für die Schüler nehmen sollten, die sie haben. „Sie müssen den Unterricht genau nach ihren Schülern organisieren und dementsprechrend unterrichten. Das Ziel des Unterrichts ist entscheidend. Und dort müssen sie berücksichtigen, wie es mit den Schülern, mit denen sie zu tun haben, am besten funktioniert. Das ist entscheidend“, sagt Gordon Ørskov Madsen.

Die Frage an 583 Sozialkundelehrer im Sekundarbereich II, ob sie selbst Zeichnungen des Propheten zeigen und ob sie sich Sorgen um ihre Sicherheit machen, beantworteten 277 mit der Antwort, das sie dieses tun würden. Knapp die Hälfte der Lehrer gibt an, die Karikaturen im Unterricht gezeigt zu haben, die andere Hälfte hat es nicht getan.

von

Günter Schwarz – 22.10.2020

Foto: Archivbild