Rendsburg ist frustriert und verklagt Bund wegen Verkehrssituation
(Rendsburg) – Die Bauarbeiten am Kanaltunnel ziehen sich hin, und die Fertigstellung des Tunnels verzögert sich weiter. Zudem ist die Rader Autobahn-Hochbrücke über den Kanal marode, die vor ca. fünf Jahren am 2015 mit einem Schiff kollidierte Schwebefähre noch nicht durch den geplanten Neubau ersetzt und die beiden Kanalfähren Nobiskrug sowie die Fähre Breiholz sind fast ständig völlig überlastet.
Die Stadt Rendsburg hat sich nun entschlossen, die Bundesregierung zu verklagen, wobei es um Schadenersatz für die Stadt Rendsburg sowie für zahlreiche Unternehmen aus der Region geht.
Die Ratsversammlung der Stadt und Bürgermeister Pierre Gilgenast (SPD) haben wegen der seit Jahren oft chaotischen Verkehrsverhältnisse in und um Rendsburg die Geduld verloren und haben am Donnerstagabend einstimmig für eine Klage gegen den Bund bzw. gegen das zuständige Bundesverkehrsministerium gestimmt. Der Bürgermeister erhielt den Auftrag, eine Klage gegen der Bund zu prüfen und vorzubereiten.
Gilgenast kündigte daraufhin an, er wolle bei der Klage auch mit Unternehmen aus der Region zusammenarbeiten, denn viele Unternehmen erleiden seit Jahren einen erheblichen finanziellen Schaden, da ein Ende der für einst 2014 geplanten abgeschlossenen Sanierungsarbeiten immer noch nicht abzusehen ist.
Bürgermeister Gilgenast erklärte dazu: „Wir sind auch davon überzeugt, dass die Rendsburger Innenstadt unter der Situation mit dem maroden Tunnel sehr gelitten hat und noch leidet. Es gehe jetzt unter anderem darum zu ermitteln, wie hoch der entstandene Schaden genau ist, da davon dann später auch der Schadenswert in dieser juristischen Auseinandersetzung abhängt.“
Die Bauarbeiten und Sperrungen der Tunnelröhren, die täglich von bis zu 50.000 Kraftfahrern genutzt werden, sorgen weiterhin für Staus, und von der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung sind keine Informationen darüber zu erhalten, wann die Arbeiten am Kanaltunnel abgeschlossen sein werden.
Die Bauarbeiten am Kanaltunnel Rendsburg dauerten seinerzeit keine 4 Jahre. Sie begannen am 23. November 1957 und endeten am 25. Juli 1961 mit dem Tag der Einweihung – dem Tag, an dem die damalige Drehbrücke außer Dienst gestellt und später abgerissen wurde.
Die Sanierung des Tunnel begann im Sommer 2011 und sollte ursprünglich spätestens 2014 abgeschlossen sein. Inzwischen neigt sich bereits das Jahr 2020 dem Ende zu, und ein Ende der Arbeiten ist immer noch nicht abzusehen, was kein gutes Licht auf die derzeitige Leistungsfähigkeit und Verlässlichkeit der deutschen Bauwirtschaft wirft – man denke nur an andere große Bauprojekte wie an die Hamburger Elbphilharmonie, dem „BER Willi Brandt Flughafen“ in Berlin und dem Stuttgarter Bahnhof „Stuttgart 21“.
Auch die ursprünglich vorgesehen Sanierungskosten des Rendsburger Kanaltunnels von 25 Millionen Euro wurden schon „leicht überschritten“, und sie liegen derzeit bei etwa 64 Millionen Euro, wobei es sich dabei sicherlich nicht um die Endsumme handeln dürfte, was nur eine Schlussfolgerung zulässt: „Chaos und Unfähigkeit überall!“
von
Günter Schwarz – 24.10.2020
Fotos: Archivbild