(Nizza) – Nur 13 Tage nach der Ermordung des französischen Lehrers Samuel Paty am 16. Oktober 2020 im Pariser Vorort Conflans-Sainte-Honorinedurch einen islamistisch motivierten Terroristen kam es heute Vormittag gegen 09:00 Uhr bei einer Messerattacke mit mindestens drei Toten in der größten Kirche der Mittelmeer-Stadt Nizza zu einem weiteren mutmaßlich islamistisch motivierten Angriff. In Montfavet nahe Avignon bedrohte ein Ilamist Passanten mit einer Pistole, und vor dem französischen Konsulat in Saudi-Arabien kam es zu einer Attacke auf einen Wachmann.

Die Pariser Anti-Terror-Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen, während die französische Regierung am heutigen Donnerstag die höchste Terrorwarnstufe ausrief, die landesweit gilt. Die Antwort der Regierung auf die Anschläge werde „hart und unerbittlich“ sein, sagte Premierminister Jean Castex vor der Nationalversammlung.

Die Regierung kündigte an, am morgigen Freitag in einer Krisensitzung über die Lage beraten zu wollen, nachdem es am heutigen Donnerstag mehrere Attacken gegeben hatte. So wurden in der Kirche Notre-Dame de l’Assomption im Zentrum Nizzas drei Menschen getötet und sechs weitere verletzt, die sich zur morgendlichen Andacht versammelt hatten. Die Pariser Anti-Terror-Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen, es geht um den Vorwurf des Mordes in Verbindung mit einem terroristischen Anschlag.

Eine Frau und ein Mann starben Berichten zufolge in der Kirche. Ein drittes Opfer habe zunächst in eine Bar fliehen können, sei dann aber seinen Verletzungen erlegen. Mindestens einem Opfer wurde laut Polizei die Kehle durchgeschnitten. Nach Berichten einiger französischer Medien wurde die ermordete Frau geköpft.

Die Attacke erfolgte nur kurz nach der brutalen Ermordung des Lehrers Samuel Paty. Laut Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi passt die Art und Weise „ohne Zweifel“ zu der Tat. Die Opfer seien auf „entsetzliche Art“ getötet worden. Der mutmaßliche Angreifer wurde festgenommen. Er habe „Allahu akbar“ („Gott ist groß“) gerufen. Estrosi zufolge wurde der Angreifer bei seiner Festnahme angeschossen. „Er ist auf dem Weg ins Krankenhaus, er ist am Leben.“

Nizza wurde bereits am französischen Nationalfeiertag 2016, dem 14, Juli, von einem islamistisch motivierten Terroranschlag erschüttert, dabei starben 86 Menschen.

Auch in der Nähe der südfranzösischen Stadt Avignon gab es heute einen mutmaßlich islamistischen Angriff auf Passanten. Ein Mann habe in dem Ort Montfavet mehrere Menschen mit einer Pistole bedroht, teilte die Polizei am Donnerstag mit und bestätigte entsprechende Medienberichte. Die Polizei habe den Mann erschossen. Der Hörfunksender Europe 1 meldete, auch in dem Fall habe der Angreifer „Allahu akbar“ gerufen. Weitere Einzelheiten wurden zunächst nicht genannt.

Etwa zur selben Zeit wurde ein Wachmann des französischen Konsulats im saudi-arabischen Dschidda bei einem Messerangriff verletzt. Der einheimische Angreifer sei festgenommen worden, wie die französische Botschaft in dem Land bekanntgab. Der Wachmann sei ins Krankenhaus gebracht worden, er sei aber nicht in Lebensgefahr. Der Mann sei um die 40 Jahre alt und habe den Wächter mit einem „scharfen Werkzeug“ angegriffen, sagte Polizeisprecher Mohammed al-Ghamdi. Die genauen Hintergründe der Tat sind unklar.

Die französische Botschaft in Riad sprach in einer Mitteilung von einer „Messerattacke“. Der verletzte Wachmann sei bei einer Sicherheitsfirma angestellt, erklärte die Botschaft, ohne dessen Staatsangehörigkeit zu nennen. Saudische Sicherheitskräfte hätten den Täter unmittelbar nach dem Angriff überwältigt. Die Botschaft verurteilte die Attacke scharf. Man habe das Vertrauen in saudische Behörden, die französische Gemeinde im Land zu schützen. Franzosen in Saudi-Arabien wurden zugleich zu „höchster Wachsamkeit“ aufgerufen.

von

Günter Schwarz – 29.10.2020

Fotos: Euronews