Mette Frederiksen zur Corona-Pandemie: „Die Debatte über Coronabeschränkungen spiegelt nicht den Ernst Europas wider
(København) – Die Statsministerin Mette Frederiksen (Socialdemokraterne) ist bereit, bei Bedarf neue Coronabeschränkungen in Dänemark einzuführen. „Ein Großteil der Debatte in den sozialen Medien und anderswo über die dänischen Coronarbeschränkungen spiegelt nicht die Realität wider, und die zum Ausdruck gebrachten Gedanken zum Thema sind oft nicht korrekt“, sagte Statsministerin Mette Frederiksen am Donnerstag auf einer kurzen Pressekonferenz in Marienborg.
„Ich höre Leute sagen: ,Dieses ist keine gefährliche Krankheit, es ist nur eine Grippe, die Regierung reagiert über, es ist unnötig mit der einen und der anderen und der dritten Einschränkung. Lassen Sie uns jetzt einfach zu dem stehen, was wir haben müssen – mehr Todesfälle und mehr Infizierte.‘ Es ist eine Denkweise, die meiner Meinung nach den Fakten in der realen Welt nicht standhält“, sagt Mette Frederiksen. Die Stellungnahme der Statsministerin fiel, nachdem sie von den dänischen Botschaftern in den EU-Ländern ein Briefing über die Coronasituation in den Ländern erhalten hatte, in denen sie tätig sind.
„Wenn ich sitze und die europäischen Geschichten über die Coronainfektion höre, wünschte ich mir, dass alle Dänen in diesem Raum säßen. Denn zumindest ein Teil der Diskussion in Dänemark spiegelt nicht den Ernst wider, den wir im übrigen Europa erleben“, sagt Mette Frederiksen.
Obwohl die Zahl der Coronavirus-Infektionen in Dänemark in jüngster Zeit stark zugenommen hat, ist die Situation nicht so ernst wie in anderen Ländern, in denen die Gesundheitssysteme nahe an der Grenze ihrer Möglichkeiten und Kapazitäten liegen. Wie zum Beispiel in Belgien. Die Statsministerin beschreibt es als entscheidend, dass Dänemark bei der Bekämpfung der Pandemie immer an der Spitze steht. „Ich kann auch in Europa sehen, dass, wenn sie zu spät handeln, wie es einige Länder im Frühjahr geshehen ist, sie viel mehr Infizierte und möglicherweise auch mehr Todesfälle haben, und das wollen wir in Dänemark nicht sehen“, sagt Mette Frederiksen.
„Wir sind nicht am Beginn der zweiten Welle, wir sind mitten drin, und die Situation ist ernst. Im Moment ist die Situation in Dänemark besser als in vielen anderen europäischen Ländern, aber wir können sehen, wie schnell es gehen kann. In wenigen Tagen kann es schon die Frage sein, ob wir vorne oder hinten stehen“, sagt Mette Frederiksen. Sie fügt auch hinzu, dass in Dänemark weitere Beschränkungen eingeführt werden könnten.
„Wir glauben, dass die am Freitag angekündigten und am Montag und Donnerstag eingeführten Beschränkungen ausreichen, um die Situation zu bewältigen, in der wir uns jetzt befinden. Wenn sich herausstellt, dass dieses nicht der Fall ist, ist die Regierung bereit, weitere Beschränkungen einzuführen“, sagt Mette Frederiksen.
Am Freitag kündigte die Regierung auf einer Pressekonferenz eine Reihe neuer Beschränkungen an. Einige von ihnen werden am Montag in Kraft treten, andere am Donnerstag. Am Montag wurde die Obergrenze der Versammlung auf 10 Personen gesenkt, und ab Donnerstag müssen die Dänen unter anderem in Geschäften und Einkaufszentren Mund-Nasen-Masken tragen, wenn sie einkaufen.
Nach dem Angriff in Nizza besteht immer noch ernstes Sicherheitsrisiko in Dänemark Auf der Pressekonferenz betonte die Statsministerin auch, dass die dänische Regierung nach dem blutigen Angriff in einer Kirche in Nizza, der am Donnerstag drei Menschen das Leben kostete, mit Frankreich zusammensteht. „Was passiert ist, ist nicht nur ein Angriff auf Frankreich, es ist ein Angriff auf europäische Werte und damit auf uns alle, und wir können uns nur alle stark von dem distanzieren, was in Frankreich passiert ist“, sagt Mette Frederiksen.
Der Anschlag in Nizza ändert jedoch nichts an der Einschätzung der terroristischen Bedrohung Dänemarks. „In Dänemark besteht ein ernstes Sicherheitsrisiko, und das schon seit einigen Jahren. Und es ist klar, dass die dänischen Behörden und Geheimdienste die Situation in Frankreich genau verfolgen“, sagt Mette Frederiksen.
von
Günter Schwarz – 29.10.2020
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