Heute feiern die evangelischen Christen den Reformationstag und erinnern damit an das Wirken von Martin Luther. Seit 2018 ist der 31. Oktober in allen norddeutschen Bundesländern wieder ein gesetzlicher Feiertag nachdem er in der Folge der deutschen Wiedervereinigung am 03. Oktober 1990 in den Bundesländern Schleswig-Holstein, Hamburg Niedersachsen und Bremen zugunsten der Finanzierung des Solidaritätszuschlags gestrichen worden war.

Der Augustinermönch und Theologe Martin Luther schlug der Überlieferung nach am 31. Oktober 1517, einen Tag vor dem katholischen Feiertag Allerheiligen, in Wittenbergs Schlosskirche 95 Thesen an die Eingangstür, um seine öffentliche Kritik an der römisch-katholischen Kirche auszudrücken und eine Diskussion über den Glauben und die Auslegung des Neuen Testaments anzuregen.

Unter anderem ging es aber um den sogenannten Ablasshandel, der es Christen ermöglichte, sich von Sünden freizukaufen. Luther kritisierte diese Praxis, denn dieser Ablasshandel diente einzig und allein dazu, die Kassen der katholischen Kirche zu füllen, um damit den Bau des noch heute bestehenden Petersdom im Vatikan zu finanzieren, dessen Bau im Jahr 1506 begonnen und 1626 weitgehend vollendet war. Außerdem sollten die Messen laut Luther nicht mehr nur auf Latein abgehalten werden, damit auch einfache Menschen an den Gottesdiensten teilnehmen und sie verstehen konnten.

https://www.youtube.com/watch?v=0ZDc-xqOQYw

Die Auseinandersetzung über die Thesen führte später zur Gründung der protestantischen Kirche als Gegenentwurf zur römisch-katholischen. Ob Luther seine Thesen tatsächlich an die Tür der Wittenberger Schlosskirche genagelt hat, wie oft berichtet wird, ist historisch nicht gesichert. Sicher ist jedoch, dass er für seine Veröffentlichung den Tag vor Allerheiligen wählte, einen wichtigen Gedenktag der katholischen Kirche.

Die Reformation, zu der Martin Luthers Thesen den Startschuss gaben, gilt jedoch weit über die Veränderungen in der Kirche hinaus als Impuls für Neuerungen in vielen Bereichen der Gesellschaft – von der Sprache über Moralvorstellungen bis zu den Besitzverhältnissen zwischen Adel und Bauern. Auch der verheerende Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 wird als Folge der Reformation gesehen.

Kong Christian III. war bereits als Kronprinz ein glühender Lufheraner und führte die Reformation in Schleswig-Holstein, Dänemark, Norwergen und Island ein. Er veröffentlichte eine 1550 eine dänische Bibelübersetzung. Während einer Auslandsreise hatte er vom 27. Januar 1521 bis zum 26. Mai 1521 dem Reichstag zu Worms beigewohnt, wo er auf Martin Luther traf und der auf ihn unauslöschlichen Eindruck machte.

1523 übertrug ihm sein Vater, Kong Frederik I., die Verwaltung eines Teils des Herzogtums Slesvih (Schleswig) mit dem Zentrum Haderslev, wo er die Reformation einführte.

Am 8. April 1529 fand im Sankt Katharinenkloster Flensburg die Flensburger Disputation unter dem Vorsitz des Kronprinzen statt, welche die Einführung der Reformation in Dänemark und Slesvig-Holsten zur Folge hatte.

Zur Tradition am Reformationstag gehört in der evangelischen Kirche der Besuch eines festlichen Gottesdienstes, bei dem Luthers Rechtfertigungslehre im Mittelpunkt steht, also die Rechtfertigung des Sünders vor Gott allein durch den Glauben. Die liturgische Farbe im Gottesdienst ist an diesem Tag das Rot als Farbe des Heiligen Geistes und der Kirche.

von

Günter Schwarz – 31.10.2020

Foto: Archivbild