Skulptur teilt Meinungen – Fußgängerzone heißt „Dødens Boulevard“
(Horsens) – Eine neue Skulptur in der Fußgängerzone in Horsens teilt die Meinung der lokaler Bevölkerung. Viele Leute denken, die Straße sei so düster geworden, dass sie sie „Dødens Boulevard“ (Boulevard der Toten) nennen.
Die Søndergade in Horsens ist Dänemarks breiteste Fußgängerzone. Und deshalb sah sich die Kommune gezwungen, die Fußgängerzone mit Inhalten zu füllen, damit sie nicht so häufig leer erscheint. Einige der Dinge, die die Fußgängerzone an mehreren Stellen füllen, sind Statuen und Skulpturen. Und jetzt ist die Skulptur „Adam“ von Christian Lemmerz in die Søndergade eingezogen.
Die Skulptur ist ein Denkmal für alle Opfer des Massakers in Ruanda. Es kann trostlos erscheinen, zumal „Adam“ dort nicht allein steht. 2007 konnte das Stadtkind Michael Kvium seine Statue „Double Blind“ in der Søndergade aufstellen. Im folgenden Jahr kam die Statue „Madonna“ ebenfalls von Christian Lemmerz hinzu, und 2016 erhielt die Fußgängerzone eine weitere Skulptur namens „Hyæne med Barn“ (Hyäne mit Kind). Es sind alles Bronzeskulpturen, und sie haben alle düstere Motive, was der Straße in Horsens den Spitznamen „Dødens Boulevard“ eingebracht hat.
Wer mit den Einheimischen in der Fußgängerzone in Horsens spricht, erhält sehr unterschiedliche Meinungen über die neue Skulptur und ihre düstere Botschaft. „Gerade wenn Sie um die Ecke biegen, denken Sie: ,Was passiert jetzt?‘ – Kommt jetzt eine weitere dieser leicht düsteren Skulpturen?“ sagt Jan Eggert aus Horsens.
Während einige denken, dass es eine sehr künstlerisch und schöne Skulptur ist, gibt es auch andere, die mit der Atmosphäre, die die Skulpturen schaffen, weniger als zufrieden sind. „Ich denke, wir brauchen etwas Positives. Wofür stellen wir all dieses Elend auf? Wir sehen das jeden Tag im Fernsehen“, klagt eine Dame in der Fußgängerzone von Horsens.
Ein Facebook-Beitrag in der Gruppe „Det Gamle Og Nye Horsens“ (Das alte und neue Horsens) über die neue Skulptur „Adam“ zeigt auch deutlich, dass die Meinungen sehr geteilt sind. Der Beitrag hat schon mehr als 310 Kommentare erreicht, und sind fast zu gleichen Teilen in positive und negative Kommentare zu Christian Lemmerzs neuester Skulptur unterteilt.
„Das Wichtigste ist, dass die Menschen Stellung beziehen. Die Diskussion über die Skulpturen ist alles andere als neu. Sie findet seit Jahren statt, und es scheint nicht, dass sich die Menschen in Horsens jemals über ihre Einstellung zur Kunst auf der Straße einig sind. Aber laut einem lokalen Galeristen sollen sich die Menschen auch nicht auf Kunst einigen. Für ihn ist das Wichtigste, dass die Leute dazu Stellung bezihen“, sagt der Administrator der Gruppe.
„Die Leute müssen hingehen und es sich ansehen, und dann können Sie ihre eigene Einschätzung davon abgeben, und was sie für gute und schlechte Kunst halten. Und wenn sie denken, dass es schlecht ist, dann haben sie auch zu etwas Stellung bezogen. Und ich denke tatsächlich, dass eines der wichtigsten Dinge an der Kunst ist, dass man sich dazu äußert, ob gut oder schlecht“, sagt der Galerist von Galleri Hjorth in Horsens, Allan Hjorth.
von
Günter Schwarz – 06.11.2020
Foto: Archivbild