(Esbjerg) – Viele Menschen lieben das Campingleben so sehr, dass sie das ganze Jahr über auf dem Campingplatz leben. Aber es ist vielerorts illegal. Jetzt könnte die Gesetzesänderung auf dem Weg sein.

Vor dem Vorzelt hängt eine kleine Glocke. „Es ist unsere Glocke“, sagt Henning Hansen mit einem Lächeln. Er lebt mit seiner Frau Kiki Hansen und seiner 13-jährigen Tochter Miriam auf dem Esbjerg Campingplads. Aber bald ist es vorbei. Die Kommune hat einen Brief – und zwei weitere Briefe – geschickt, um dem Paar klar zu machen, dass sie umziehen MÜSSEN. Sie dürfen nicht das ganze Jahr über hier bleiben. Das sagen die Campingregeln.

Es ist schwer, an Hennings und Kikis Tür zu klopfen. Sie müssen also nur diese kleine Glocke verwenden.

„Wir haben die Kommune Esbjerg vor fünf Jahren gefragt, ob wir das ganze Jahr hier leben könnten. Sie hat dem zugestimmt, sofern der Campmanager dies genehmigt. Er hat es getan, und wir haben eine weitere Akzeptanz von der Kommune erhalten, aber nachdem wir in der TV2-Serie ,Trailerpark Danmark‘ waren, hat sich die Kommune offensichtlich anders entschieden“, sagt Henning Hansen.

Das Vorzelt und der Wohnwagen sind ca. 50 m² groß. „Es ist unser Zuhause, und wir lieben es“, sagt Kiki Hansen.

Beide gehen ihrer Arbeit nach, Kiki Hansen als Leiterin einer Kindertagesstätte und Henning als Fahrer und Hausmeister. Die Tochter Miriam geht in Esbjerg zur Schule. Es ist eine ganz gewöhnliche Familie, die nur etwas anders lebt. Und wen stört es, dass sie nicht das ganze Jahr über auf dem Campingplatz bleiben dürfen?

„Ich weiß, dass es Bedenken gibt, dass sich Camper das ganze Jahr über zu einer Wohnwagensiedlung entwickeln können, wie von denen, über die man in den USA unglückliche Beispiele sehen kann, aber das wird bei uns nicht der Fall sein“, sagt Kiki Hansen.

Wenn Kiki und Henning Hansen Urlaub machen – ja, natürlich machen sie Campingurlaub. Es geschieht in diesem Wagen.

Jetzt hat die Dansk Folkeparti (Dänische Volkspartei) einen Gesetzentwurf im Foketing vorgelegt, der den Kommunen die Möglichkeit eröffnet, auf die Campingregel zu verzichten und ganzjähriges Campen zu erlauben. Die Partei kennt das Paar sehr gut, weil es sich mit dem Parteivorsitzenden Kristian Thulesen Dahl getroffen hat.

„Es liegt zum Teil daran, dass nur ein kleiner Teil der Campingplätze für ganzjährige Camper geöffnet sein darf. Darüber hinaus ist es ganz Sache des Campmanagers, ob er oder sie überhaupt ganzjährige Camper an seinem/ihrem Platz haben möchte“, sagt Henning Hansen.

Lars und Rikke Bendixen, die Betreiber von Esbjerg Camping, freuen sich, im Winter das ganze Jahr über Camper zu haben. „Wir haben gesehen, wie Menschen eine Zeit in ihrem Leben brauchen, in der sie nicht in einem Haus oder einer Wohnung leben können oder wollen, sondern eine ,Pause‘ brauchen. Einige aufgrund familiärer Probleme. Einige aufgrund vorübergehender finanzieller Probleme. Ein dänisches Ehepaar kam aus dem Ausland hierher, weil ihr Hauskauf in letzter Minute geplatzt ist, und sie standen jetzt ohne Dach über dem Kopf, bis sie ein anderes Haus fanden“, sagt Lars Bendixen.

Lars Bendixen, Campmanager bei Esbjerg Camping, hat Camper das ganze Jahr über sehr genossen. Aber jetzt soll es keine mehr geben, nachdem die Kommune eingegriffen hat.

Er freut sich aber auch über die ganzjährigen Camper, die das Leben außerhalb der Saison gestalten. Er ist nicht besorgt, dass sein Platz in ein Wohnwagen-Müllpark verwandelt wird – ein Ort mit vielen Campern, die große soziale Probleme haben und nicht dazu passen können. „Wir sind jetzt ein Vier-Sterne-Campingplatz und sollten nicht als Wohnwagensiedlung gebrandmarkt werden. Wir haben einen richtigen Campingplatz, auf dem alles in Ordnung ist“, sagt er.

Das Ehepaar hofft nun, dass die Rechnung aufgeht – und dass die Kommune Esbjerg ihnen dann eine Ausnahmegenehmigung gibt, damit sie bleiben können. „Die Gemeinde hat zuvor einen Vorteil darin gesehen, Menschen hierher zu schicken, um für eine Weile auf dem Campingplatz zu leben. Auch im Winter. Wir glauben, dass sie uns helfen werden“, sagt Kiki Hansen.

Im Moment mussten sie jedoch die Meldeadresse ändern, so dass sie jetzt an zwei Orten leben. „Wir haben nur diese Möbel. Jetzt richten wir uns neu an unserer neuen Adresse ein – und sind an zwei Orten. Es ist ein Durcheinander“, sagt sie. „Aber wir wollen nicht an einem Ort leben, an dem wir riskieren, dass die Polizei eines Tages auftaucht und uns rauswirft“, schließt Henning Hansen.

von

Günter Schwarz – 13.11.2020

Fotos: Esbjerg Campingplads