Meeresbiologen jubeln: Dorschboom im Øresund nach ungewöhnlichem Jahr
(Helsingør) – Das Øresundsakvariet (Öresund-Aquarium) hat noch nie zuvor so viele Dorschbrut beobachtet wie in diesem Herbst. Das haben Meeresbiologen bange analysiert, was sich glücklicherweise als wahr herausstellte.
Während 2020 für die meisten Menschen ein durch und durch fürchterliches Jahr war, hatte der Kabeljau ein großartiges Jahr. Zumindest die im Øresund. Eine erfolgreiche Laichzeit zu Beginn des Jahres lässt sich nun an der Größe des Bestands an kleinen Dorschen ablesen, der in der Nähe der Øresundküste herumschwimmt.
In Helsingør hat das Øresundsakvariet der Universität København auf seinen Beobachtungsplätzen in Küstennähe so beispiellose Mengen an Dorschen zwischen 5 und 15 Zentimetern beobachtet, dass sie nun mit dem diesjährigen Ergebnis mehr als zufrieden sind.
„2020 war ein außergewöhnlich gutes Jahr für den Dorsch im Sund – und es ist ein gutes Zeichen für die Zukunft. Es ist völlig natürlich, große Unterschiede in der Größe der verschiedenen Fangjahre zu sehen, z. B. haben wir auch 2012 und 2019 ungewöhnliche Mengen an Dorschen gefunden, aber im Jahr 2020 waren die Mengen größer als jemals zuvor“, sagt Jens Peder Jeppesen, Aquariummanager und Meeresbiologe am Øresundsakvariet.
Mit Hilfe von Fischernetzen hat das Øresundsakvariet unter Mitarbeit von Oberschulklassen seit August mehrmals wöchentlich den Bestand an Dorschen und Kabeljau untersucht, und in einigen Fällen war es möglich, Hunderte kleiner Dorsche in das Fischernetz zu schleppen, wo in einem „normalen Jahr“ nur einer Paar Fische in jedem Zug gefangen wurden. Und es ist tatsächlich so ungewöhnlich, dass der Aquariummanager irgendwann nervös wurde, ob etwas völlig falsch mit der Meeresumwelt war.
„Wir werden immer nervös, wenn wir im Wasser so große Fänge bestimmter Arten erleben, dass dieses möglicherweise zu einem Sauerstoffmangel im tieferen Grundwasser führen kann. Aber nach einem Blick auf den Zustand, den Mageninhalt und den Allgemeinzustand der Dorsche zeigt sich nunmehr, dass sie nur in die Seegrasbeete hineingezogen wurden, wo es gute Verstecke und Fütterungsbedingungen zwischen den Stielen der Seegraspflanze gibt“, sagt Jens Peder Jeppesen.
Er erklärt, dass sie sich mit Kollegen und Fischern auf beiden Seiten des Sunds beraten haben, um sicherzustellen, dass es in der Nähe von Helsingør nicht nur ungewöhnlich große Mengen gibt. Laut dem Øresundsakvariet bestätigen alle Parteien den Trend zu einem rekordverdächtigem Dorschnachwuchs.
Dorsche im Sund
- Der Øresund ist eines der wichtigsten Laichgebiete für Dorsch und Kabeljau in dänischen Gewässern.
- Zum Beispiel trägt der Sund zu bis zu 45 Prozent zum Bestand an Dorschen im Kattegat bei.
- Der Dorsch kommt im Januar und Februar zu Tausenden aus verschiedenen Gewässern zum Laichgebiet. Hier legt jedes Dorschweibchen Millionen von Eiern, die die Männchen befruchten.
- Die befruchteten Eier schwimmen einige Wochen mit dem salzigen Grundstrom, bis sie kleine Dorschlarven schlüpfen.
- Es folgt eine Woche, die im Leben eines Dorsches am wichtigsten ist, denn hier ist es wichtig, dass die Dorschlarven reichlich Futter finden – sowohl Zooplankton als auch Phytoplankton – wenn sie nicht verhungern sollen.
- Als der Kabeljau im Winter und im Frühjahr 2020 schlüpfte, gab es nach Einschätzung des Øresundsakvariets außergewöhnlich gute Fütterungsmöglichkeiten für den kleinen Dorsch, die dann den ganzen Sommer über fortgesetzt wurden.
Anderswo in Dänemark haben die Menschen ansonsten mit kleinen Kabeljau- und Dorschbeständen oder magerem und ausgehungertem Fischbestand zu kämpfen, aber im Sund haben ein gesundes Gleichgewicht im Ökosystem und gute Bedingungen für Top-Raubtiere wie Dorsch und Kabeljau gesichert. Denn in der Praxis kontrollieren Dorsche und Kabeljau das Øresund-Ökosystem, erklärt der Aquariummanager und Meeresbiologe Jens Peder Jeppesen.
Ohne Dorsche würde beispielsweise die Anzahl der Strandkrabben zunehmen, die dann andere Teile des Ökosystems dominieren und zerstören würden. „Ein gut gewachsener Dorsch- und Kabeljaubestand ist daher ein Zeichen der Gesundheit für die Meeresumwelt, und die Aussicht, ab 2020 einen großen Jahrgang zu haben, um Teil des Sunds zu werden, was Anlass zu Optimismus für die kommenden Jahre gibt“, sagt Jens Peder Jeppesen.
Wenn nur ein kleiner Teil dieser Dorsche in den nächsten Jahren überlebt, werden kommerzielle Fischer, Angler und die Natur in 4-5 Jahren einen wachsenden Bestand an ausgewachsenem Kabeljau erleben, der wiederum die Chance hat, für zukünftige Generationen von Dorschen zu laichen“. er sagt.
Seit 1932 ist das Grundnetzschleppen im Sund verboten. Es hat enorm zur Meeresumwelt in den Gewässern zwischen Dänemark und Schweden beigetragen, die einst von Umweltverschmutzung und Tiersterben geprägt war.
Ende 2018 wurde für die Zukunft ein Verbot der Rohstoffgewinnung wie Sandabsaugung in der Meerenge angekündigt, als der Øresund zu einem geschützten Seegebiet ernannt wurde. Und kürzlich hat sich eine politische Mehrheit in Christiansborg hinter dem Vorschlag der linksliberalen Partei Radikale Venstre versammelt, gemeinsam mit der Zentrumspartei in Schweden, den Sund zu einem Meeresnationalpark mit dem höchsten Schutz bei der UNESCO zu machen.
Quelle: TV2 LORRY – übersetzt und bearbeitet von
Günter Schwarz – 28.12.2020
Fotos: Øresundsakvariet