(Washington) – Das Ausland reagiert fassungslos und besorgt auf die Geschehnisse im und um das Kapitol. Anhänger des abgewählten US-Präsidenten Donald Trump haben in der Nacht auf Donnerstag das Kapitol in Washington gestürmt. Vier Personen sind bei den gewaltsamen Ausschreitungen ums Leben gekommen. Dutzende wurden verletzt und 52 Protestanten wurden festgenommen.

Donald Trump hatte seine Anhänger zuvor mit einer Rede am Weißen Haus aufgestachelt und sie aufgefordert, zum Kapitol zu ziehen, um die Zertifizierung des neuen US-Präsidenten durch den Kongress und Senat zu verhindern, denn der realitätsfremde Donald Trump erkennt nach wie vor seine Wahlniederlage gegen den Demokraten Joe Biden nicht an. Selbst bisher enge politische Verbündete des abgewählten US-Präsidenten Donald Trump verurteilten die Erstürmung des US-Kongresses durch Anhänger Trumps.

Den Sicherheitskräften ist es inzwischen gelungen, das Kapitol zu räumen. Das berichtete die Nachrichtenagentur AP am Mittwoch unter Berufung auf zuständige Beamte. Rund vier Stunden nach dem Beginn des Angriffs wurden die letzten militanten Trump-Anhänger und -Anhängerinnen aus dem Gebäude entfernt. Auch die Nationalgarde des Hauptstadtbezirks sei mobilisiert worden, um Sicherheitskräfte des Bundes zu unterstützen, wie das Pentagon mitteilte.

Auf Bildern des Senders CNN war zu sehen, wie Demonstranten zuvor Fensterscheiben zerschlugen und sich so Zugang zum Gebäude verschafften. Auf einem anderen Bild posierte ein Demonstrant im geräumten Senatssaal mit erhobener Faust auf dem Platz des Kammervorsitzenden. Ein weiterer Eindringling legte die Füße auf den Schreibtisch der demokratischen Repräsentantenhaus-Vorsitzenden Nancy Pelosi und hinterließ einen Zettel mit der Botschaft „Wir werden nicht nachgeben“ („We won’t back down“).

Die Bürgermeisterin von Washington, Muriel Bowser, verhängte bis Donnerstagfrüh eine nächtliche Ausgangssperre beginnend ab 18:00 Uhr. Der ausgerufene Notstand solle um 15 Tage bis einen Tag nach der Inauguration von Biden verlängert werden.

Trotz der Ereignisse setzte der US-Kongress die zuvor begonnene und zwischenzeitlich unterbrochene Zertifizierung des Präsidentschaftswahlergebnisses noch im Laufe des Mittwochabends (Ortszeit) fort und bestätigte den Sieg des Demokraten Biden bei der Präsidentschaftswahl vom 3. November formell.

Biden sei mit den Stimmen von 306 Wahlleuten zum Nachfolger von Trump bestimmt worden, bestätigte Vizepräsident Mike Pence am Donnerstag vor den Mitgliedern des Senats und des Repräsentantenhauses, womit dieser wie vorgesehen am 20. Januar sein Amt als 47. Präsident der USA antreten und in das Weiße Haus einziehen kann – vorausgesetzt Donald Trump kann bis dahin zu seinem Auszug aus dem Amtssitz des US-Präsidenten bewegt werden.

von

Günter Schwarz – 07.01.2021