In Dänemark haben schon einige Experten darauf hingewiesen, dass die vielumjubelte Variante HomeOffice zu Stress führen kann. Unsere freie Literatur-Redakteurin Katharina war bis zum Lockdown Buchhändlerin in einem größeren Kieler Filialunternehmen. Nach Schließung aller Filialen und Lockdown ist sie nunmehr als freie Autorin tätig, um über die Runden zu kommen. Zwar habe sie keine festen Arbeitszeiten, sie müsse sich aber an die Abgabetermine halten, die so bemessen sind, dass ein Arbeitstag sich zeitlich kaum von einer Vollbeschäftigung unterscheide. Dabei begegnen ihr Probleme, die jeder Freiberufler seit Jahren kennen wird. Zum einen gilt es, den Tag so einzuteilen, dass ein gewisses Arbeitspensum geschafft werden kann. Katharina ist dabei aufgefallen, dass hier die Grenzen schnell verschwimmen. Es ist quasi unmöglich, um 18:30 Uhr den Computer abzuschalten und sich dem „Feierabend“ zuzuwenden. Oft sitzt die 35jährige noch bis tief in die Abend- oder Nachtstunden an ihren Texten. Dafür könne sie am kommenden Tag später anfangen, betont sie.

Ein schwieriger Faktor sei der vollkommene soziale Ausschluß. Abgesehen von wenigen Telefonaten mit Auftraggebern habe sie keine Kontakte. Keine Gollegen, mit denen man in Pausen einen Kaffee trinken kann oder dgl. Obwohl Katharina sich selbst zu der eher introvertierten Kaste zählt, sei ein so dermaßen kompletter Einschluß sehr zermürbend. Es kann gut passieren, dass man eine komplette Woche nicht mit einem einzigen lebenden Menschen kommuniziert. Wer es gewohnt ist, mit Kollegen und Kunden einen regen Austausch zu pflegen, wird da schnell an Grenzen gestoßen.

Der Buchhändlerin ist klar, dass dies zunächst ein vorübergehender Prozess ist. Ihr fehlen dabei jedoch klare Perspektiven. Es ist ihr vollkommen unverständlich, warum Friseure öffnen dürfen, nicht aber Buchhandlungen mit mehr als 800m2 Verkaufsfläche über zwei Etagen. Selbst an Release-Datum von Bestseller-Romanen seien selten mehr als fünf Kunden gleichzeitig in dieser großen Buchhandlung, betont sie. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass Katharina die Schließungen als böswillige Vernichtungskampagne betitelt, für die sie keinen Rückhalt mehr bietet. Ihre Tätigkeit als freie Autorin wird sie fortsetzen müssen. Allein schon, um den Lebensunterhalt zu sichern. Sie geht nicht davon aus, dass die Regierung in naher Zukunft ihr „Berufsverbot“ aufheben wird.