(Omø) – Die Leuchtturmwärterresidenz auf Omø mit dem eckigen Leuchtturm als Nachbar spielte seit 1894 und während der beiden Weltkriege für den Schiffsverkehr im Storebælt (Großen Belt) eine wichtige Rolle.

Bewegt man sich zum westlichsten Punkt von Omø inmitten des Storebælts, gelangt man an einen historischen Ort, an dem der Leuchtturm der Insel und das gelbe Leuchtturmwärterhaus seit 1894 den Schiffsverkehr sicher durch das Wasser geleitet haben. Aber auch im Ersten und Zweiten Weltkrieg sowie im Kalten Krieg spielte das Gebiet eine wichtige Rolle. Einst war es sogar der größte Arbeitsplatz der Insel.

„Es ist ein besonderes Gebiet, weil hier Omø und die Außenwelt verbunden sind – und das tut es immer noch, weil der Leuchtturm immer noch aktiv ist, sagt Else Trier, die Historikerin ist und ein Ferienhaus auf Omø hat.

So sahen der Leuchtturm und das Leuchtturmwärterhaus in den 1960er Jahren aus. Das kleine Gebäude links vom Leuchtturm diente der Überwachung russischer Schiffe im Storebælt. Foto: TV OST

Jetzt können Sie Eigentümer der historischen Stätte werden. Denn das Leuchtturmwärterhaus und ein Gästehaus, das dem damaligen Leuchtturmwärtergehilfen gehörte, wurde gerade für knapp fünf Millionen Kronen (672 Tsd. Euro) zum Verkauf angeboten.

Von der Westspitze der Insel sieht man im Westen auch Langeland und Fyn (Fünen), im Süden Lolland und im Norden kann man dem Verkehr auf der Storebæltbroen (Große-Belt-Brücke) folgen. Die gesamte Leuchtturmanlage wurde 1894 mit einem Winkelleuchtturm sowie Unterkünften für den Leuchtturmwärter, Leuchtturmwärterassistenten und deren Familien errichtet. Dies geschah zu einer Zeit, als Dänemark von einer Bauerngesellschaft zu einer Industriegesellschaft überging – und in der es üblicher wurde, auf See auch nachts zu fahren.

„Die Schiffe begannen mit Motorkraft zu fahren und fuhren somit nachts, und deshalb explodierte die Zahl der Leuchttürme an den Küsten Dänemarks, insbesondere um die 1890er Jahre“, sagt Else Trier.

Die Bewachung des Leuchtturms übernahmen zunächst Marineoffiziere, die mit ihren Frauen und Kindern nach Omø kamen, die Teil der örtlichen Gemeinschaft wurden, obwohl sie nur für kurze Zeit auf der Insel lebten. Die Kinder kamen in die örtliche Schule, während die Ehefrauen Teil des Vereinslebens wurden.

„Man konnte sehen, dass es die Leute vom See waren, die sich um die Aufgabe kümmerten, denn es herrschte Ordnung. Wöchentlich wurde das Messing verputzt, die Gläser des Leuchtfeuers gewaschen und der umgebende Kies geharkt“, sagt Else Trier.

Der Bau von Omø Leuchtturm und Leuchtturmwärterhaus begann 1893 und wurde 1894 fertiggestellt. Das Bild hier stammt aus den 1930er Jahren. Foto: TV OST

Später erhielten der Leuchtturmwärter und die Mitarbeiter verschiedene Zusatzaufgaben. Dies geschah 1904, als die Leuchtturmmitarbeiter begannen, die Marineoffiziere abzulösen, So wurden seitdem Wetterberichte an Danmarks Meteorologiske Institut (DMI) gemeldet.

„Sie mussten Informationen darüber sammeln, wie viele Vögel starben, weil die Vögel in den Leuchtturm flogen“, sagt sie. Während des Ersten Weltkriegs spielte der Leuchtturm eine wichtige Rolle beim Aufspüren von Minen, die rund um den Storebælt gelegt wurden.

„Sowohl die Deutschen als auch die Dänen legten Minen im Storebælt, und in dieser Zeit kamen 25 Marinesoldaten nach Omø, die unter anderem die Minen und die Schifffahrt vom Leuchtturm aus im Auge behalten haben“, sagt Else Trier.

Das Leuchtturmwärterhaus, das Baumaterialien wie Mahagoni und Messing enthält, wurde 2008 renoviert. Foto: TV ØST / Nybolig Skælskør

Der Leuchtturmwärter war erneut in die Weltgeschichte verstrickt, als er zusammen mit dem Rest des Leuchtturmpersonals während des Zweiten Weltkriegs plötzlich längere Schichten bekamen und zwei Dienstzeiten hintereinander hatten. „Sie mussten das Wasser zusätzlich im Auge behalten, und manchmal erhielten sie von den Deutschen den Befehl, den Leuchtturm zu löschen, wenn die Gefahr bestand, dass sich alliierte Bomber dem Gebiet näherten. Sie sollten keine Hilfe haben, sich bei ihren Bombenangriffen zurechtzufinden“, sagt sie und fügt hinzu:“Aber die Wärter waren nicht daran interessiert, mit den Deutschen zusammenzuarbeiten.“

Von der Westspitze der Insel sieht man im Westen auch Langeland und Fyn, im Süden ist Lolland zu sehen und im Norden kann man dem Verkehr auf der Storebæltbroen folgen. Foto: TV ØST / Nybolig Skælskør

Obwohl Dänemark im Mai 1945 befreit wurde, konnten die Mitarbeiter des Leuchtturms noch immer das historische Summen der Flugzeugflügel hautnah spüren. Aus Angst vor den Russen im Kalten Krieg wurde rund um Dänemark ein sogenannter Ausguck eingerichtet, um russische Schiffe zu überwachen, die sich mit Atomwaffen nähern konnten. Deshalb wurde am Fuße des Leuchtturms auf Omø ein Überwachungsgebäude mit extrem guten Ferngläsern errichtet.

„In dieser Zeit beginnen sie, Einheimische zu rekrutieren, um den Schiffsverkehr zu überwachen und die Wetterbedingungen zu melden, so dass zwischen 1961 und 1992 zwischen sechs und acht Personen tatsächlich damit beschäftigt waren, was den Turm zu einem der größten Arbeitsplätze der Insel machte, sagt Else Trier .

Die wichtigste Aufgabe der Feuerwärter war es, den Leuchtturm am Abend zu entzünden und das Leuchtfeuer die ganze Nacht über zu pflegen, damit die Flamme nicht erlosch. Sie mussten ein Auge auf die anderen Feuer haben, die brannten. Als die Leuchtturmwärter von der Marine kamen, herrschten Ordnung und Disziplin. Foto: TV OST

Nach dem Kalten Krieg wurd der Aussichtsdienst ringestellt und das Leuchtturmwärterhaus verkauft. Danach wechselte es den Besitzer, einer von ihnen war der Journalist Nils Thorsen von der Zeitung „Politiken“, der laut Else Trier 2003 in das Wohnhaus des Leuchtturmwärters einzog.

„Von hier aus schrieb er einige fantastisch lustige Artikel aus Omø, wo er und ein Papagei im Wohnhaus des Leuchtturmwärters lebten. Er schrieb über das Leben auf der Insel und fühlte sich etwas abgeschoben, aber am Ende war er sehr glücklich, auf der Insel zu leben“, sagt sie.

„Bis 2005 ist es möglich gewesen, den Leuchtturm zu besuchen und hinaufzusteigen, aber der Zugang für Touristen und andere Neugierige sei aus Angst vor Vandalismus und Terror gesperrt worden“, erklärt Else Trier.

Es liegt daran, dass der Leuchtturm noch immer in Betrieb ist und sich im Besitz der dänischen Seeschifffahrtsbehörde befindet, die auch für die Straßenunterhaltung und den Küstenschutz zuständig ist.

Quelle: TV2 FYN – übersetzt und veröffentlicht von

Günter Schwarz – 10.07.2021

Fotos: TV2 FYN