Die Polizei gibt die Lösung des vierfachen Giftmordes an Seeadlern auf. Naturschutzorganisationen fordern die Regierung auf, Maßnahmen zu ergreifen.

Wer im Jahr 2020 vier geschützte Seeadler auf Tåsinge mit dem Nervengift Carbofuran getötet hat, wird vermutlich nie geklärt werden. Jedenfalls hat die Polizei den Fall nach erfolglosen Ermittlungen eingestellt. Dies teilt die Fyns Polit (Fünen Polizei) mit. Somit trägt der Fall der vergifteten Seeadler zu einer traurigen Reihe ungelöster Giftmorde an Greifvögeln in Dänemark bei.

Und die Nachfrage nach einer echten Fauna-Polizei wächst bei grünen Organisationen, Jägern, Land- und Forstwirtschaft. Seit 2008 sind mindestens 13 Seeadler, 1 Steinadler und 12 Rotmilane dem Einsatz illegaler Gifte durch unbekannte Täter erlegen. „Die vergifteten Greifvögel sind fast immer in der Nähe von Landgütern zu finden, auf denen Fasane ausgesetzt und die Jagd vermietet wird“,sagt Egon Østergaard, Vorsitzender der Dänischen Ornithologischen Gesellschaft (DOF).

„Wir müssen immer wieder darauf hinweisen, dass ein Zusammenhang mit der Auswilderung von Fasanen besteht. Wir haben viele Fälle davon. Es ist zwar kaum zu glauben, dass jemand ein Interesse daran hat, den Raubvogelbestand klein zu halten, aber es sehr schwer, jemanden zu ermitteln“, sagt Egon Østergaard.

„Die Raubvögel nehmen das zumeist das Gift Carbofuran auf, wenn sie von ausgelegten toten Vögeln mit Gift darin fressen. Das Insektizid Carbofuran wurde 2008 in der EU verboten. Laut der Miljøstyrelsen (Umweltschutzbehörde) ist der Stoff „extrem giftig“. Es braucht nur einen Esslöffel, um 20 Kindergartenkinder zu töten“, erklärte die Sonderberaterin Mariann Chriél im vergangenen Jahr.

Im November 2020 wurde erstmals ein Täter eines giftigen Raubvogelmordes verurteilt. Ein 72-jähriger Mann, der für ein Jagdkonsortium in Vallø auf Sjælland (Seeland) mit der Zucht von Fasanen arbeitete, hatte einen Bussard mit Carbofuran vergiftet. Er wurde vom Gericht in Roskilde wegen Tierquälerei und illegaler Jagd zu 40 Tagen auf Bewährung verurteilt. Aber er bekam seinen Jagdschein nicht entzogen.

Auch der „Wolfkiller“ Mourits Troldtoft aus Vestjylland (Westjütland), der 2018 einen von Dänemarks geschützten Wölfen erschossen hatte, durfte zunächst seinen Jagdschein behalten. Erst als die Berufungsverhandlung 2019 vor dem Vestre Landsret i Viborg (Landgericht West in Viborg) stattfand, verlor Troldtoft den Jagdschein für zwei Jahre. Aber das Bezirksgericht bestätigte die Strafe des Bezirksgerichts von 40 Tagen Bewährung.

Faunakriminalität in Dänemark

  • Seit 2008 wurden mindestens 28 Vergiftungsfälle bei dänischen Greifvögeln registriert.
  • Die Fälle umfassen 44 getötete Greifvögel, die sich wie folgt verteilen: 13 Seeadler, 12 Rotmilane, 10 Bussarde, 6 Turmfalken, 1 Steinadler, 1 Bergfalke, 1 Taubenfalke.
  • In den allermeisten Fällen haben die Täter das 2008 in der EU verbotene extrem giftige Nervengift Carbofuran oder das 2003 verbotene Parathion (Bladan) eingesetzt.
  • Das Gift wird in tote Beute gegeben, die dann vom Raubvogel gefressen wird. Giftmorde treten am häufigsten in der Nähe von Orten auf, an denen Fasane für die Jagd ausgesetzt sind.
  • Neben dem giftigen Töten von Vögeln gibt es auch Beispiele für den illegalen Abschuss des geschützten Wolfes oder des Rothirsches, der außerhalb der Jagdsaison und als Wilderei erlegt wird.

Quelle: Dänische Ornithologische Gesellschaft (DOF), Ritzau, Politiken, Jyllands-Posten.

Die Organisation Vildtforvaltningsrådet (Wildverwaltungsrat), die Umweltministerin Lea Wermelin (Socialdemokraterne) berät, appellierten im vergangenen Jahr an die Regierung, die Bemühungen zu verstärken.

Claus Lind Christensen, Vorsitzender des dänischen Jägerverbandes, verurteilt die Wildtierkriminalität. Er staunt über die Richter, die den Tätern den Jagdschein behalten lassen. „Beim ersten Mal muss es nur ,WED DAMIT‘ heißen!“

Quelle: TV2 FYN – übersetzt und veröffentlicht von

Günter Schwarz – 10.07.2021

Fotos: TV2 FYN