(Silkeborg) – Die Untersuchung des Magen- und Darminhalts des Tollundmannes liefert neue Erkenntnisse über die 2400 Jahre alte Moorleiche. Vor 2400 Jahren wurde der Tollunder in einem Torfmoor westlich von Silkeborg erhängt.

Die gut erhaltene Moorleiche, die vor 71 Jahren gefunden wurde und im Museum Silkeborg zu sehen ist, ist offenbar eine unerschöpfliche Quelle neuen Wissens. Zuletzt ergab eine Untersuchung des Magen- und Darminhalts mit neuen Methoden, woraus die letzte Mahlzeit des Tollundmanden (Tollund-Mannes) bestand: 12-14 Stunden vor seinem Tod aß er Gerstenbrei und etwas Fisch.

„Das Faszinierende an einer Moorleiche sind die Details, die wir über das Leben in der Eisenzeit erfahren können“, sagt Forschungsleiterin Nina Helt Nielsen, Museum Silkeborg. „Hier haben wir einen noch detaillierteren Einblick bekommen, was er gegessen hat, und wir haben fast das Rezept: 335 Gramm Gerste, 29 Gramm Knöterich und 16 Gramm Flachs“, sagt sie.

Das Essen war leicht angebrannt, und der Gerstenbrei und Fisch waren, so die Forschungsleiterin, in der Eisenzeit wohl keine Seltenheit.

Vor einem Monat eröffnete das Silkeborg Museum eine Ausstellung mit Einzelrekonstruktion vom Tollundmanden.

Das Mehl enthält einen hohen Anteil an Samen der Pflanze Knöterich, das gleiche wurde auch bei anderen Moorleichen wie wie beim Grauballemanden und Borremosemanden beobachtet. „Die große Frage ist, ob man es im Zusammenhang mit Mooropfern als etwas Besonderes untergemischt hat oder ob man es einfach täglich ins Futter gab“, sagt Nina Helt Nielsen.

Die neuen Analysen zeigen auch, dass das Essen, das dem Tollundmanden serviert wurde, leicht angebrannt war. Dieses ist an einigen verkohlten Essensresten im Inneren des Tongefäßes zu erkennen, in dem der Brei hergestellt wurde.

Die Forscher haben auch den Gesundheitszustand des Tollundmandens genauer unter die Lupe genommen. Hier zeigen Funde von Parasiteneiern, dass der Mann Bandwürmer als auch Peitschenwürmer hatte. Dieses ist auf mangelnde Hygiene zurückzuführen, da sie auf die Aufnahme von Parasiteneiern aus Exkrementen von beispielsweise kontaminierten Lebensmitteln oder Getränken zurückzuführen sind.

Bandwürmer sind angeblich darauf zurückzuführen, dass der Tollundmanden einmal rohes oder ungekochtes Fleisch gegessen haben muss. Relativ häufig war es den Forschern zufolge wohl, wenn das Essen über Feuerstellen oder in Kochgruben zubereitet wurde. Die Annahme ist, dass der Tollundmanden als Teil eines Menschenopfers sterben musste.

„Er wurde an einem Ort getötet, an dem insgesamt drei Moore gefunden wurden. Es war also etwas, das häufiger passierte. „Wir kennen den Grund nicht, aber es könnte eine Art Krise gegeben haben, die dazu führte, dass man einen Menschen opfern musste, um Götter oder Ahnen zu besänftigen“, sagt Nina Helt Nielsen.

Hinter den neuesten Entdeckungen stehen Forscher des Museum Silkeborg, des Nationalmuseums, des Moesgaard Museums und der Universität Aarhus. Das Ergebnis wurde gerade in der Fachzeitschrift Antiquity veröffentlicht.

Quelle: TV2 ØSTJYLLAND – übersetzt und bearbeitet von

Günter Schwarz – 21.07.2021

Fotos: TV2 ØSTJYLLAND