(Oslo / Utøya) – Heute ist es zehn Jahre her, dass in Oslo und auf Utøya Terror der rechtsterroristische und islamfeindliche norwegischer Massenmörder Anders Behring Breivik einen schrecklichen Terroranschlag verübt wurde. Anna Balch Fjalestad war auf der Insel, wo ihre Mutter ihr Leben verlor.

Vor zehn Jahren kamen 8 Menschen in Oslo und 69 auf Utøya bei einem Terroranschlag ums Leben. Eine von ihnen war Hanne Anette Balch Fjalestad aus Herning. Sie wurde auf Utøya durch Schüsse getötet, als sie versuchte, die jungen Leute auf der Insel vor dem Terroristen Breivik zu schützen.

Auch Anna Balch Fjalestad war damals vor zehn Jahren auf der nordwestlich von Oslo gelegenen Insel im Binnensee Thynfjord, auf der sich ein Zeltlager der Jugendorganisation AUF der sozialdemokratischen Arbeiterpartei befand. Nachdem ihre Mutter der Insel nicht lebend entkam, kann Anna Balch Fjalestad heute auf ein Erlebnis zurückblicken, das ihr Leben verändert hat. „Es war schwierig, und ich habe viel Zeit damit verbracht, es zu ignorieren oder zu verdrängen. Es war schwer zu akzeptieren, aber ich weiß, dass es passiert ist“, sagt Anna Balch Fjalestad.

Sie war mit ihrer Mutter auf der Insel, um Samariterin für die norwegische Volkshilfe zu sein. „Irgendwann hören wir, was zuvor in Oslo im Regierungsviertel passiert war“, sagt Anna Balch Fjalestad heute zehn Jahre später.

Am 22. Juli 2011 brachte Anders Behring Breivik um 15:25 Uhr zunächst einen in Oslo geparkten VW-Crafter -Kleintransporter eine Autobombe zur Explosion. Die Bombe auf Basis von 950 Kilogramm ANFO (Ammoniumnitrat und Dieselöl) hatte Breivik selbst hergestellt. Durch die Explosion wurden acht Menschen getötet; mehrere Gebäude wurden erheblich beschädigt. Im Öl- und Energieministerium entstand in den oberen Stockwerken ein Brand

„Meine Mutter ging hinauf, um die jungen Leute zu treffen und zu betreuen, und ich blieb unten im Lager. Nicht lange danach hörten wir Knall und Schüsse, und dann ging es los“, fährt sie fort. Anna Balch Fjalestad blieb während des gesamten Angriffs in einer Hütte im Lager. Ihre Mutter, Hanne Anette Balch Fjalestad, und ihr norwegischer Ehemann hatten vier Kinder. Von diesen ist Anna Balch Fjalestad die älteste. Heute trifft sie sich mit ihrer Familie zum Gedenken.

„Natürlich vermisse ich sie sehr. Aber man gewöhnt sich an ein bisschen von allem. Dass sie nicht hier ist“, sagt sie.

Sie nahm an der heutigen Trauerfeier für Hanne Anette Balch Fjalestad und den vielen anderen Opfern teil.

„Aber natürlich gibt es vieles, was ich mit ihr hätte teilen und sie noch fragen wollen, aber ich kann es nicht. Ich bekomme diese Antworten nie“, sagt sie.

Während Anna Balch Fjalestad in der Hütte auf Utøya saß, hörte sie die vielen Schüsse, die draußen fielen, den der Attentäter aus Oslo war auf die 30 km entfernte Insel gekommen und hatte sich von der Fähre als Polizist verkleidet übersetzen lassen, wo er sofort das Feuer auf die Jugendlichen eröffnete.

„Den Umfang haben wir erst hinterher realisiert“, sagt sie. Es dauerte einige Zeit, bis Anna Balch Fjalestad klar wurde, dass sie ihre Mutter wahrscheinlich nie wiedersehen würde. „Sie ist nie zurückgekommen, und es hat einige Zeit gedauert, bis ich die Bestätigung bekam, dass sie gestorben war“, sagt sie.

Es hat fast eine Woche gedauert, bis es bestätigt wurde, aber ich hatte es schon vermutet, weil es so lange gedauert hat. In der Zeit nach dem Massaker auf Utøya fiel es Anna Balch Fjalestad schwer, damit zu leben, dass ihre Mutter getötet wurde.

„Es war schwierig und ich habe viel Zeit damit verbracht, es zu ignorieren oder ausblenden zu wollen. Es war schwer zu akzeptieren, aber ich weiß, dass es passiert ist“, sagt sie.

Heute arbeitet Anna Balch Fjalestad als Krankenschwester in einem Krankenhaus. Sie lebt mit dem Rest ihrer Familie in Norwegen, aber es ist immer noch schwierig. „Es geht viel auf und ab. Es ist jedoch besser geworden, weil ich viel Hilfe von der Psychiatrie bekommen habe, um das alles zu verarbeiten“, sagt sie. Doch heute zum 10-jährigen Jubiläum ist es besonders schwer.

Den ganzen Tag über werden Gedenkfeiern für diejenigen abgehalten, die bei den Terroranschlägen ihr Leben verloren haben. Foto: Ntb

„Im Moment läuft es gut, aber ich denke, ich werde später darauf reagieren. Ich hatte letzte Nacht einen komischen Traum. Es wird heute wahrscheinlich sehr schwer, wenn wir uns an Reden erinnern und diese hören und zusammenstehen“, sagt Anne Balch Fjalestad.

Doch heute will sie auch Zeit damit verbringen, sich an die Überlebenden zu erinnern. „Heute werde ich an einer Gedenkfeier in meiner Gemeinde teilnehmen, in der wir wohnen. Danach treffen wir uns mit anderen Helfern und Menschen, die uns vor zehn Jahren geholfen haben“, sagt Anna Balch Fjalestad.

Sie ist sich hingegen noch nicht sicher, ob sie heute das Grab ihrer Mutter wird besuchen können.

Quelle TV MIDTVEST – überarbeitet und veröffentlicht von

Günter Schwarz – 22.07.2021

Fotos: TV MIDTVEST