(Faaborg) – Vor mehr als 100 Jahren wurde das Wachkorps vielerorts abgeschafft, aber in Faaborg im Süden Fyns (Fünen) wird die Tradition beibehalten. Am Wahrzeichen von Faaborg, dem gelben Glockenturm, beginnen die Nachtwächter allabendlich um acht Uhr ihre Runde durch die Straßen der Stadt.

Mit einem Morgenstern in der Hand, einem Medaillon mit Faaborgs Stadtschild um den Hals und einer herrschaftlichen Uniform wirken die Wachen wie aus einer längst vergangenen Zeit. Und das sind sie in der Tat auch. Die Nachtwächter wurden in den meisten Städten vor über 100 Jahren abgeschafft, aber in Faaborg sind sie immer noch aktiv, nachdem das Fremdenverkehrsamt Faaborg die Tradition im Jahr 1995 wieder aufgenommen hat.

In Faaborg kann der Plan mindestens bis 1592 zurückverfolgt werden, aber die Nachtwächter haben möglicherweise noch früher ihre Runden gedreht. „Die wichtigste Aufgabe der Nachtwächter war neben der Versorgung der Betrunkenen, Feuerwehrmann zu sein. Er ging herum und sang stündlich die Strophe eines Liedes mit der entsprechenden Uhrzeit, damit die Leute hören konnten, wie spät es war“, sagt Klaus Thormann, einer von Faaborgs vier Nachtwächtern.

Obwohl sich die meisten Menschen heute entweder über das Telefon oder die Armbanduhr über die Uhr informieren können, beharren die Faaborger darauf, sich die jeweilige Stunde vorsingen zu lassen, wenn die Wächter an Sommerabenden durch die Stadt patrouillieren. Darüber hinaus erzählen sie die Geschichte von Faaborg jedem, der daran interessiert ist, ihnen durch die Straßen zu folgen.

Eine der bekanntesten Straßen ist die Tårngade, an deren Ecke der Glockenturm liegt, und hier beginnt die Tour. „Es ist eine der am meisten fotografierten Straßen, die wir haben. Aber sie erinnert uns auch daran, dass die Häuser in Faaborg eigentlich gar nicht so alt sind. Wir hatten drei Stadtbrände. Von den 1672 der erste war, der durch ein Saufgelage entstanden ist. Nochmals brannte es 1715 und 1728, und dabei brannte das ganze Stadtzentrum nieder. Die Häuser sind also noch nicht so alt“, sagt Klaus Thormann.

Apropos Sauferei, die Nachtwächter haben laut Klaus Thormann noch eine andere Funktion. „Wir müssen eigentlich auch die Temperatur des Bieres kontrollieren, aber damit es jetzt aus, Alkohol in der Uniform zu genießen, ist als Wächter nur schwer zu vereinbaren. Ich denke, es wird zu Schwierigkeiten kommen, damit umzugehen“, sagt er.

Die Nachtwächter kennen die Geschichte der Stadt und erzählen sie den ganzen Sommer über den Touristen

Quelle: TV2 FYN – übersetzt und veröffentlicht von

Günter Schwarz – 27.07.2021

Fotos: TV2 FYN