Jüngstes Opfer der Besatzung – jetzt erinnert man sich an ihn
(Odense) – Neue Ausstellung im Haus der Geschichte erinnert an die Opfer der deutschen Besatzung vom 09. April 1940 bis zum 5. Mai 1945. Die Ausstellungseröffnung findet anlässlich der Verlegung sogenannter Stolpersteine in Odense statt.
Der erst achtjährige Bent Emanuel Hansen starb am 5. Mai 1945, nachdem er von einem verirrten Projektil getroffen wurde. Er ist das jüngste Opfer der deutschen Besatzung und gehört zu den Opfern, denen die Ausstellung gedenken soll. Ausstellungseröffnung ist aus dem Anlass, dass nun auch Stolpersteine in Odense gelegt werden sollen.
Am Sonntag, dem 08. August, werden in Odense an zehn verschiedenen Stellen sogenannte Stolpersteine gelegt. Die Stolpersteine sollen die Opfer an die deutsche Besatzung erinnern. Ein Stolperstein ist ein Betonwürfel mit einer Messingplatte von 10×10 Zentimetern. Auf der Messingplatte sind Name und Datum der Besatzungsopfer eingraviert. Stolpersteine sind schon aus einer Reihe anderer europäischer Städte und aus København bekannt. Odense ist die erste Stadt in der Provinz, in der Stolperstein gelegt werden. Zeitgleich mit der Verlegung der zehn Stolpersteine in Odense, präsentiert das Historiens Hus (Geschichtshaus) auch eine Ausstellung, die auch andere Opfer der Okkupation in Odense in Erinnerung rufen wird.
Bereits am Freitag, 6. August, wird im Haus der Geschichte in Flakhaven eine Ausstellung eröffnet. „Wir waren daran beteiligt, die zehn Personen zu finden, für die ein Stolperstein gelegt werden soll. Wir haben insgesamt 48 Opfer gefunden, die in die vom Künstler definierte Kategorie einen Stolperstein hätten bekommen können. Dass für die anderen kein Platz war, finden wir schade, aber wir haben sie unter anderem in der Ausstellung beschrieben“, sagt Stadtarchivar Johnny Wøllekær.
Der achtjährige Bent Emanuel Hansen wurde das jüngste Opfer in Odense während der deutschen Besatzung, die insgesamt 100 Odenseer das Leben kostete. Der erste wurde am 9. April 1940 von der deutschen Besatzung getötet und der letzte starb in einem Krankenhaus in Schweden, nachdem er aus dem Konzentrationslager Neuengamme in Deutschland geholt worden war.
Unter den Hunderten von Opfern aus Odense befanden sich viele verschiedene Menschen. Es gab junge Soldaten, Kommunisten mittleren Alters, idealistische Widerstandskämpfer, Juden, prominente Geschäftsleute, Polizisten, Kriminelle, Existenzgründer und zufällige Hausfrauen. „In der Ausstellung geht es auch darum, wenn man ein Opfer ist. Es gab etwa 48 Opfer der Kugeln der Deutschen oder ihrer Handlanger, aber darüber hinaus gab es auch andere Opfer, die beispielsweise bei den englischen Bombenangriffen auf die Husmandsskolen starben. Obwohl sie nicht an deutschen Kugeln gestorben sind, sind sie immer noch Opfer“, sagt Stadtarchivar Johnny Wøllekær.
Neben der Ausstellung, die im Haus der Geschichte zu sehen ist, wird es auch eine neue Website, www.besættelsestidensofre.dk, und eine neu entwickelte Web-App geben, an denen man sich außerhalb der einzelnen Stolpersteine über die Opfer informieren kann. „Die App führt den Nutzer zu den zehn Stolpersteinen. Zu jedem Stein bekommst man eine persönliche Geschichte über die Geschichte des Opfers hinter dem Stein. Wir haben versucht, es als Ich-Geschichte zu erzählen, wo wir auch Bilder von den Opfern zeigen“, sagt Johnny Wøllekær.
Der erste der zehn Stolpersteine wird am Sonntag, 8. August um 9.00 Uhr zum Gedenken an Axel Mogens Metz gelegt, der 1943 aus seiner Wohnung am Hjallesevej 98 in Odense in das KZ Theresienstadt deportiert wurde. In den folgenden Stunden werden die anderen Stolpersteine in Odense gelegt. Der letzte Stolperstein wird auf dem Flakhaven neben dem ehemaligen Polizeirevier gelegt. Hier wurde der dänische Polizist Charles Børge Johansen getötet, als die deutsche Terrorgruppe Peter eine Bombe auf die damalige Polizeiwache warf. Bei der Verlegung des Stolpersteins in Flakhaven wird es eine kleine Feierstunde geben, bei der Bürgermeister Peter Rahbæk Juel (Socialdemokraterne) spricht, und es wird gemeinsam gesungen.
Weltweit wurden bereits mehr als 75.000 Stolpersteine verlegt, und auch in mehreren weiteren Städten Fyny (Fünens) werden Stolpersteine zum Gedenken an die Besatzungsopfer gefordert. Sowohl in Svendborg, Skårup als auch in Assens arbeiten Freiwillige daran, Stolpersteine zu ver legen.
BLOCK Hier in Odense werden am Sonntag, 8. August, Stolpersteine gelegt
1. / 09:00 Uhr: Hjallesevej 98: Axel Metz
2. / 09:30 Uhr: Christian IX’s Vej 14: Ernst P.S. Madsen
3. / 10:00 Uhr: Hunderupvej 220: Gustav Christgau
4. / 10:30 Uhr: Ingrids Allé 3: Hans Jørgen Andersen
5. / 11:00: Ny Kongevej 46: Aksel E. Andersen
6. / 11:30 Uhr: Prinzessin Maries Allé 25: Gunnar Carlo Nielsen
7. / 12:00 Uhr: Kochsgade 94: Ivan Adriansen
8. / 12:30 Uhr: Store Glasvej 11: Orla Henriksen
9. / 13:00: Kirkesvinget 10, Korup: Agnes J.M. Hansen
10. / 14:00 Uhr: Flakhaven 2: Charles Børge Johansen
Auf dem Flakhaven wird es eine Rede von Bürgermeister Peter Rahbæk Juel und ein gemeinsames Singen unter der Leitung von Chorleiterin Jane Wind und ihrem Chor geben.
Quelle TV NORD – übersetzt und veröffentlicht von
Günter Schwarz – 03.08.2021
Fotos: TV NORD