Die Grenze der Herdenimmunität hat sich ständig verschoben, da neue infektiöse Covid-19-Mutationen dominant geworden sind. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie im März letzten Jahres sprechen wir von Herdenimmunität als Endziel. Das heißt, so viele Menschen in der Bevölkerung werden gegen das Coronavirus immun, dass es der Infektion sehr schwer fällt, sich in der Gesellschaft auszubreiten.

Doch egal wie viele wir impfen, es ist überhaupt nicht realistisch, eine Herdenimmunität zu erlangen, heißt es nun aus dem Statens Serum Institut (SSI). „Wenn die Impfstoffe gegen die derzeit in der Bevölkerung befindlichen Varianten zu 100 Prozent wirksam wären und wir eine 100-prozentige Durchimpfungsrate bei denjenigen, die 12 Jahre und älter sind, hätten, dann könnten wir über eine tatsächliche Herdenimmunität gegen die Delta-Variante sprechen. Aber das ist leider nicht die Realität, das können wir nicht erreichen“, sagt Tyra Grove Krause, Abteilungsleiterin bei SSI, zur Zeitung „B.T“.

Dieses liegt zum Teil daran, dass die Delta-Variante in Dänemark zur dominierenden Variante geworden ist. Sie sei so ansteckend, dass es unmöglich sei, Ausbrüche komplett zu vermeiden, obwohl viele geimpft seien, sagt der SSI-Chef.

Zu Beginn der Pandemie war man sich unter mehreren Experten einig, dass 60 Prozent ausreichen, um eine Herdenimmunität zu erreichen. Die Grenze hat sich jedoch ständig verschoben, da neue infektiöse Mutationen dominant geworden sind. Das Statens Serum Institut hat daher 70 Prozent als Grenze definiert, als die Einführung der Impfstoffe im Dezember 2020 begann. Und Ende Juli sagte Viggo Andreasen, außerordentlicher Professor für mathematische Epidemiologie an der Universität Roskilde, gegenüber TV 2, dass 85 Prozent der Bevölkerung geimpft werden müssen, damit wir eine Immunität gegen die Delta-Variante erhalten.

Tyra Grove Krause stimmt Viggo Andreasen zu, betont aber, dass man die Infektion immer noch nicht vollständig stoppen kann, wenn die Delta-Variante so ansteckend ist.

Viggo Andreasen stimmt mit ihr überein. „Es wird hier und da kleine Ausbrüche geben, zum Beispiel in Kindergärten und Schulen, auch wenn wir den Herbst erreichen und kurz vor der Herdenimmunität stehen. Aber wir sind auf einem guten Weg“, sagte er gegenüber TV 2.

Obwohl Dänemark laut SSI keine Herdenimmunität erlangen kann, besteht das Ziel dennoch darin, möglichst viele Bürger impfen zu lassen, damit die Immunität höher werden kann. Dieses war auch der Grund, warum Søren Brostrøm, Direktor der Sundhedsstyrelse (Gesundheitsbehörde), auf einer Pressekonferenz am 17. Juni ankündigte, dass 12-15-Jährigen ein Impfstoff angeboten werden sollte. „Wir brauchen eine zusätzliche Immunität der Bevölkerung, weil wir uns Sorgen um die besonders ansteckende Delta-Variante machen“, sagte er.

Gleichzeitig arbeiten die dänischen Gesundheitsbehörden gezielt daran, die Impfadhärenz bei den rückständigen Zielgruppen zu erhöhen. Dieses gilt insbesondere für junge Leute. Zuletzt gab die Sundhedsstyrelsen am Mittwoch bekannt, dass an mehreren Orten des Landes Pop-up-Impfstellen eröffnet werden, auch in der Nähe von Bildungseinrichtungen.

Bei einer Gesamtbevölkerung von 5,86 Millionen Einwohner haben derzeit 4,2 Millionen Dänen die erste Impfung bekommen, während 3,3 Millionen vollständig geimpft wurden.

Quelle: TV2 – übersetzt und bearbeitet von

Günter Schwarz – 06.08.2021

Foto: Archivbild