(København) – Als die Pest die dänische Hauptstadt heimsuchte, lebten dort etwa 66.000 Menschen, von denen von Mitte Juni bis Februar 1712 fast 22.000 starben.

Mitte Juni 1711 brach in København die Hölle aus. In weniger als einem halben Jahr starb ein Drittel der Einwohner der Fachwerkstadt. Als die Pest die Hauptstadt heimsuchte, lebten dort etwa 66.000 Menschen. Von Mitte Juni bis Februar 1712 starben fast 22.000 Menschen. Alle, die die Möglichkeit haben, flohen aus der Stadt, auch ein Großteil der Ärzte und Mediziner der Universität.

Vor der Pestepidemie wurden die Menschen auf Friedhöfen in der Nähe der Kirchen der Stadt oder in den Kirchen selbst beigesetzt. Aber es kostete Geld, im Kirchenraum beigesetzt zu werden, also war es nur den Wohlhabendern vorbehalten. Jetzt war einfach kein Platz mehr für all die Toten. Dennoch akzeptierten die Totengräber einfach so viele Leichen wie möglich, um zusätzliches Geld zu verdienen.

Zunächst stapelten sie die Särge nur übereinander in den Gräbern, die offiziell drei Ellen groß und etwa 2 Meter tief sein sollten. Findige Totengräber holten bereits abgesenkte Särge wieder herauf, um mehr Platz zu schaffen. In manchen Gräbern lagen bis zu fünf Särge übereinander.Der obere hatte oft nur kleine 30 cm Erde darüber.

Um die Arbeit zu erleichtern, wurden die Gräber von einem Tag auf den anderen offen gelassen. Natürlich funktionierten diese Methoden auf Dauer nicht.

Im heißen Sommer zog der Leichengeruch durch die engen Gassen. Es war fast unmöglich, sich in und an den Kirchen aufzuhalten. In der Nähe der Kirchen waren die Gerüche unerträglich. Das Militär versuchte, Kanonen in den Straßen abzufeuern, um den Gestank zu zerstreuen. Die Gräber wurden mit Branntkalk avgestreutt, und große Mengen Sand wurden hineingeschüttet, um den Geruch zu reduzieren.

Die Stadt stank nach Verfall, aber es war schwierig, die Leichen aus der Stadt zu holen. Die Københavnerne waren nicht bereit, die heiligen Ruhestätten der Kirchen verlassen zu müssen. Die Armen hatten keine einflussreichen Verwandten. Außerhalb der Stadt lag Vodroffsgård, der später dem Vodroffsvej in Frederiksberg seinen Namen gab. Im Hof war ein Pestkrankenhaus eingerichtet worden, und ein Feld neben dem Krankenhaus wurde als Friedhof genutzt.

In Ladegården an der heutigen Rosenørns Allé wurden auch ein Krankenhaus und ein Friedhof eingerichtet. Außerhalb des damaligen Østerport, nördlich des Bahnhofs Østerport, wurde ein Friedhof für die weniger Glücklichen eröffnet.

Der Garnisonsfriedhof wurde während der Pest in København eingerichtet. Foto: Søren Bidstrup

Soldaten und Gefangene mussten drei Meter lange und zwei Meter tiefe Gruben ausheben, in denen die Leichen der Armen meist ohne Särge hingeworfen wurden. Dieser Begräbnisplatz des Garnisonsfriedhofes wurde schnell überfüllt. Er existiert noch heute und heißt heute Garnisons Kirkegård (Friedhof).

Auf dem Bådsmandskirkegård – heute Holmens Kirkegård – wurden vor allem die Toten aus Nyboder beigesetzt. Hier lagen die Toten haufenweise über Nacht und warteten darauf, in den Boden zu kommen. Die Studenten aus Regensen fungierten während der Pest als Leichenträger. Es verschaffte ihnen bis 1792 gut bezahlte Arbeiten für den Adel und Klerus.

Die Holmen-Kirke erhielt die Erlaubnis, den alten Sankt Anna Kirkegård wieder zu eröffnen, wo sich heute der alte Hauptsitz der DSB in der Sølvgade befindet. Aber die Leute wollten in ihren Kirchen begraben werden und waren bereit, viel Geld dafür zu bezahlen. Gewöhnliche Leute konnten weniger maxhen um in der Stadt zu bleiben, aber sie wollten trotzdem in der Stadt sein. Daher erhielten die Kirchen Nikolaj, Helligånds, Vor Frue, Trinitatis und Sankt Petri sowie Vartov und Vajsenhuset die Erlaubnis, Hilfsfriedhöfe für Bürger und Handwerker zu eröffnen.

Sie befanden sich auf den Plätzen mitten in der dicht besiedelten Stadt. Diese neuen Friedhöfe befanden sich auf insgesamt etwas mehr als zwei Hektar Land und waren ein Hohn für alle Hygiene. Das Trinkwasser holte sich die Stadt aus Brunnen in den Straßen und undichten Wasserleitungen aus umliegenden Seen. Die Leichensäfte der vielen verwesenden Toten sickerten direkt ins Trinkwasser, was die Pest als ansteckende Krankheit noch weiter verbreitete.

Der Assistens Kirkegård (Friedhof) wurde auf einer stillgelegten Tabakplantage außerhalb der Stadtmauer an der heutigen Nørrebrogade angelegt. Foto: Ida Guldbæk Arentsen

Der Hilfsfriedhof der Nikolaj-Kirke lag in der südlichen Hälfte des Blocks zwischen der Borgergade, Gothersgade, Store Kongensgade und Dronningens Tværgade. Die (Heilig-Geist-Kirche) „Wismar“ der befand sich im westlichen Teil des Blocks zwischen der Gothersgade, Regnegade, Gammel Mønt und Møntergade. Es ist heute das Gebietder Gade von Christian IX.

Die Vor Frue Kirke (Liebfrauenkirche) „Linden“ befand sich in der Mitte des Platzes zwischen der Fiolstræde, Rosengården, Peter Huitfeldts Stræde und Krystalgade, die damals Skidenstræde hieß.

Die Trinitatis Kirke, befand sich im östlichen Teil des Blocks zwischen der Åbenrå, Landemærket, Gothersgade und Rosenborggade. Sie wurde „de fattiges Gaard i Gothersgade“ (der Garten der Armen in Gothersgade9 genannt, was darauf hindeutet, wer hier begraben wurde.

Sankt Petri Kirke lag in der nördlichen Blockhälfte zwischen der Larslejsstræde, Nørre Voldgade, Teglgårdsstræde und Sankt Peders Stræde. Die Hilfsfriedhöfe von Vartov und Vajsenhuset befanden sich im Dreieck Vester Voldgade und Farvergade, heute der „Regnbuepladsen“ (Regenbogenplatz). Auf diesen zwei Hektar Land, in den kleinen Friedhöfen und Kirchenräumen, begrub København die meisten seiner 22.000 Toten.

Aber die Menschen nutzten die Friedhöfe auch als Lager, zum Trocknen von Kleidung und anderen praktischen Arbeiten. Der Magistrat musste schließlich die Assistenzfriedhöfe aufgeben. Sie wurden im November 1760 geschlossen und das Land an die ansässigen Hausbesitzer verkauft. Bedingung war, dass das Areal erst nach 20 Jahren bebaut bzw. ausgehoben werden durfte.

Im selben Jahr errichtete der Stadtrat auf einer stillgelegten Tabakplantage außerhalb der Stadtmauer an der heutigen Nørrebrogade einen gemeinsamen „Hilfsfriedhof“ für alle Kirchen in København.

In der Stadt selbst begruben die Menschen bis 1805 weiterhin wohlhabende Menschen in den Kirchen. Von 1851-53 wurden alle Friedhöfe in der Altstadt geschlossen, und die Bestattungen wurden auf den Assistens-Friedhof verlegt, der 1867 mit 60 Hektar einer der größten der Welt war.

Seitdem wurde er mehrmals erweitert und der neueste Abschnitt am Kapelvej wird bis zum Jahr 2130 für Beerdigungen geöffnet sein. Aber der Name Assistens Kirkegård erinnert an die große Pestepidemie, die vor 310 Jahren ein Drittel der Københavnerne Bevölkerung das Leben kostete.

Quelle: TV LORRY – übersetzt und bearbeitet von

Günter Schwarz – 10.08.2021

Fotos: TV LORRY