(Fyn) – Für die Kommunen Fyns (Fünens) liegt eine Milliardenrechnung vor, wenn Überschwemmungen aufgrund des Klimawandels und dem damit einhergehenden Ansteigen des Meeresspiegels verhindert werden sollen. Die Bürgermeister der Insel wollen, dass der Staat die Kassen öffnet, um Überflutungen zu vermeiden.

Torsten Niemann lebt in Munkebo und hat in seinem Haus schon oft Überschwemmungen erlebt. „Ich hatte bis zu 60 Zentimeter Wasser in meinem Vorgarten, bei dem ich gerade noch oben die Klappen meines Anhängers sehen konnte und meine Elektrik zusammenbrach“, sagt Torsten Niemann. Aber auch in Zukunft kann sich Torsten Niemann auf weitere Hochwasser freuen. Dieses geht aus dem Klimaausblick hervor, den das UN-Klimapanel gerade veröffentlicht hat.

Extremes Wetter und steigende Wasserstände sind einige der Dinge, von denen Wissenschaftler vorhersagen, dass sie in Zukunft häufiger geschehen werden. In den düstersten Vorhersagen des Berichts könnte der Wasserstand zwischen zwei und fünf Metern bis 2150 ansteigen.

Und Torsten Niemann glaubt, dass etwas getan werden muss, um die Überschwemmungen in Zukunft abzuwenden. Er selbst ist bereit, einen Teil des Hochwasserschutzes zu zahlen. „Ich weiß nicht, ob es fair ist, dass wir als Grundbesitzer zahlen müssen, aber was können wir tun? Wir haben das Gute, dass wir nah am Wasser wohnen und es genießen, also müssen wir entweder etwas tun, wenn das Wasser kommt, oder wir müssen bezahlen, und ich will dafür bezahlen“, sagt Torsten Niemann.

Überschwemmungen vom Meer sind schon jetzt ein ganz konkreter Teil der Realität der fynske (fünischen) Kommunen – und das ist eine teure Realität. Wenn sich die Kommunen vor den Fluten aus dem Meer schützen müssen, kostet das vermutlich Milliarden Kronen.

„Wir können diese Rechnung nicht selbst bezahlen. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand“, sagt Morten Andersen (Venstre / Rechtsliberale Partei), Bürgermeister der Kommune Nordfyn. Und diese Rechnung muss jemand bezahlen. Das können Grundeigentümer wie Torsten Niemann, die Kommunen, der Staat oder eine Kombination aller Parteien sein.

In den meisten Kommunen gibt es noch keine konkreten Berechnungen, was der Küstenschutz vor Hochwasser kosten wird. Doch eine Rundreise in die fynske Kommunen zeigt, dass sie in Einschätzungen mit Ausgaben zwischen 60 Millionen (8,07 Mio. Euro) und über einer Milliarde Kronen (134,5 Mio. Euro) rechnen.

An der Spitze steht die Kommune Svendborg, wo Schätzungen zufolge der Schutz vor Überschwemmungen durch den steigenden Wasserstand über eine Milliarde Kronen kosten wird. Allein ein Hochwasserschutz des Binnenhafens in Svendborg wird 700 Mio. Kronen (94,1 Mio. Euro) betragen. „Wir können die Rechnung nicht selbst bezahlen. Wir haben keinen Kassenbestand, der es uns überhaupt erlaubt, diese Art von Finanzierung zu leisten“, sagt Bo Hansen (Socialdemokraterne), Bürgermeister von Svendborg

Der Bürgermeister von Sydfyn (Südfünen) glaubt, dass Christiansborg einbezogen werden muss, damit die Aufgabe gelöst werden kann. „Ich denke, Christiansborg muss dabei sein, wenn es möglich ist. In den Kommunen, in denen versucht wurde, das Problem zu lösen, hat sich herausgestellt, dass es sich um so hohe Beträge handelt, dass sie nicht vor Ort aufgebracht werden können. Und das sage ich nicht, um es an allen möglichen anderen abzuwälzen, sondern weil staatliche Hilfen nötig sind“, sagt Bo Hansen.

So viel schätzen die Kommunen Fyns müssen sie für den Küstenschutz ausgeben

TV 2 Fyn hat die fynske Kommunen angerufen und lose und gesamthafte Schätzungen erhalten, was nach heutiger Einschätzung ein Küstenschutz der einzelnen Kommunen kostet.

  • Assens: 200 Mio. Kronen (26,9 Mio. Euro)
  • Faaborg-Midtfyn: 200 Mio. Kronen (26,9 Mio. Euro)
  • Nordfyn: 200 Mio. Kronen (26,9 Mio.Euro)
  • Kerteminde: 60 Mio. Kronen (8,07 Mio. Euro)
  • Nyborg: 200 Mio. Kronen (26,9 MioEuro)
  • Svendborg: Über eine Milliarde Kronen (Euro)
  • Odense: 250 Mio. Kronen (33,6 Mio. Euro)
  • Middelfart: Keine Schätzung
  • Langeland: 200 Millionen Kronen (26,9 Mio. Euro)
  • Ærø: 200 Millionen Kronen (26,9 Mio. Euro)

Mit den Schätzungen der fynsken Kommunen, die einen ungefähren Betrag für den Küstenschutz angegeben haben, wird die Gesamtrechnung der fünischen Gemeinden für den Küstenschutz rund 2,5 Mrd. Kronen (336,15 Mio. Euro) betragen.

Der Staat muss sich an der Rechnung beteiligen Die Rechnung für den Küstenschutz ist so hoch, dass mehrere Bürgermeister von Fyn den Staat fordern, auch beim Hochwasserschutz Mitzuverantwortung zu tragen. In der Kommune Nordfyn werden die Kosten für den Küstenschutz nach einer lockeren Schätzung rund 200 Millionen Kronen (26,9 Mio. Euro) kosten. Bürgermeister Morten Andersen (Venstre) glaubt, dass der Staat zu dem Gesetzentwurf beitragen muss.

„Wenn es eine rein kommunale Aufgabe ist, dann werden wir auch kein Geld haben, um Schulen, Pflegeheime oder Kindergärten zu unterhalten und zu renovieren. Der Staat müsse also eingreifen und Mitverantwortung für den Küstenschutz übernehmen“, sagt Morten Andersen. Küstenschutz sei eine gemeinsame Aufgabe für das ganze Land, so der Bürgermeister von Nordfyn, damit niemand im Stich gelassen werde. „Es ist eine gemeinsame Aufgabe, die gemeinsam gelöst werden muss, damit wir einige Bürger nicht im – buchstäblich – tiefen Wasser lassen“, sagt Morten Andersen.

In der Kommune Odense gibt es auch Pläne für den Küstenschutz, der vor aktuellen und zukünftigen Überschwemmungen schützen soll. Die Kommune hat drei Pläne zum Schutz vor Überschwemmungen aus dem Odense Fjord. Die drei Modelle reichen im Preis von 100 Millionen Kronen (Euro) bis zu rund einer Milliarde. Am realistischsten sei ein Modell für 250 Millionen Kronen (33,6 Mio. Euro), schätzt Stadt- und Kulturrat Christoffer Lilleholt.

Und Christoffer Lilleholt glaubt, dass der Staat diese Rechnung bezahlen muss. „Wir müssen sicherstellen, dass der Staat hilft, sich um diese sehr hohen Rechnungen zu kümmern, die das ganze Land betreffen. Das betrifft nicht nur diejenigen, die in der ersten Reihe zum Wasser leben, sondern auch normale Bürger, denen dieses Problem vor Jahren nicht bewusst war“, sagt Christoffer Lilleholt.

„Wir haben einen Plan In Christiansborg“, räumt Umweltministerin Lea Wermelin (Socialdemokratertne) ein, dass eine große Rechnung für den Küstenschutz ausgegeben werden muss. „In erster Linie ist die Aufgabenverteilung so, dass heute die Kommunen und Grundeigentümer sich an das Klima anpassen müssen. Aber jetzt haben wir einen nationalen Klimaanpassungsplan auf den Weg gebracht, bei dem wir uns auch mit der Finanzierung befassen“, sagt Umweltministerin Lea Wermelin.

Für das diesjährige Finanzgesetz zur Klimaanpassung sind 350 Mio. Kronen (47,06 Mio. Euro) vorgesehen, und gleichzeitig wird an einem Gesamtplan zur Klimaanpassung gearbeitet, in dem sowohl die Gesetzgebung als auch die Frage der Finanzierung geändert werden müssen. „Wenn uns das gelingen soll, dann muss es natürlich auch einen passenden Rahmen geben. Dort haben wir nun mit den vorbereitenden Arbeiten begonnen. Gerade weil es eine wichtige kommunale Aufgabe sein wird“, sagt Lea Wermelin.

Quelle: TV2 FYN – übersetzt und veröffentlicht von

Günter Schwarz – 11.08.2021

Fotos: TV2 FYN