(København / Kabul) – Eine breite Mehrheit des Folketings hat beschlossen, 45 Mitarbeiter und deren Angehörige aus der Botschaft in Kabul zu evakuieren. Dänemark schließt damit im Gegensatz zu Deutschland seine Botschaft in Afghanistan komplett.

Die Taliban rücken schneller vor als befürchtet Wann die dänische Botschaft exakt geschlossen wird, konnte der Außenminister Jeppe Kofod (Socialdemokraterne) aus Sicherheitsgründen nicht genau sagen, sagte aber, dass es „in kurzer Zeit“ geschehen werde.

BILD: Jeppe-Kofod-a – Außenminister Jeppe Kofod hat heute alle Dänen aufgerufen, Afghanistan zu verlassen. Foto: NILS MEILVANG

Gleichzeitig kam er mit einem klaren Aufruf an die Dänen, die sich in Afghanistan aufhalten. „Alle Dänen, die sich in Afghanistan aufhalten, sollten das Land möglichst unverzüglich verlassen, denn es sei eine sehr ernste Situation. Die Ankündigung erfolgt, nachdem eine breite Mehrheit des Folketing am Mittwoch beschlossen hat, die 45 Mitarbeiter der Botschaft in Kabul zusammen mit ihren Ehepartnern und Kindern unter 18 Jahren nach Dänemark zu holen. Insgesamt sind es etwa 200 Personen.

Diese Entscheidung wurde unter anderem von mehreren dänischen Veteranen kritisiert, weil den Dolmetschern und örtlichen Mitarbeitern, die Dänemark in Afghanistan geholfen haben, nicht genug geholfen wird.

Die Vereinigten Staaten schicken Truppen, um bei der Evakuierung zu helfen Gestern beschlossen die Vereinigten Staaten und Großbritannien, 3.000 bzw. 600 Soldaten nach Kabul zu entsenden, um Botschaftspersonal und Staatsangehörige zu evakuieren. Ob sie auch bei der Evakuierung der Dänen helfen sollen, konnte Jeppe Kofod nicht näher erläutern.

Sollen sie von den Amerikanern ausgeflogen werden oder sollen wir selbst Soldaten schicken? „Ich muss leider sagen, dass ich aus Sicherheits- und Logistikgründen nicht auf die Details eingehen kann“, sagte der Außenminister.

Die Taliban machen in Afghanistan seit dem Rückzug der USA und ihrer Nato-Verbündeten starke Fortschritte, und in der vergangenen Woche ist eine zweistellige Zahl von Provinzhauptstädten gefallen. Jetzt nähern sich die Taliban der Hauptstadt Kabul.

„Dieser Fortschritt ist unwahrscheinlich schnell“, sagt der Nahost-Korrespondent dvon Danmarks Radio, Puk Damsgård, der sich in Kabul aufhält. Die Sicherheitslage in Afghanistan hat die afghanische Regierung dazu veranlasst, die Aufnahme von abgeschobenen Bürgern aufgrund der Sicherheitslage im Land vorübergehend auszusetzen. Als Reaktion darauf wurde beschlossen, dass Dänemark abgelehnte Asylbewerber bis zum 8. Oktober nicht zwangsweise nach Afghanistan zurückweist.

Auch Norwegen hat am Freitag beschlossen, seine Botschaft in Kabul zu schließen. Gleichzeitig werden die Mitarbeiter der Botschaft und ihre Familien evakuiert, sagt Außenministerin Ine Eriksen Søreide auf einer Pressekonferenz.

Quelle: Danmarks Radio – übersetzt und veröffentlicht von

Günter Schwarz – 14.08.2021

Foto: Danmarks Radio