Afghanistan-Veteranen fragt sich: „Hat sich das alles gelohnt?
(Esbjerg) – Der dänische Afghanistan-Veteran sieht nun, wie die Taliban blitzschnell das Militär des Landes zum Sturz gebracht haben. Es ist für ihn eine schwer zu schluckende Pille nach 20 Jahren Kampf mit vielen toten Kameraden.
Er sitzt in seiner Küche in seinem Haus in Esbjerg. Vor ihm auf dem Tisch liegen zehn Orden. Eine für jedes Mal, wenn er entsandt wurde – nach Namibia, Zypern, Kroatien, Bosnien, Kosovo und so weiter. „Diese ist aus meiner Zeit in Afghanistan im Jahr 2009, sagt er.

Corporal Brian Ethelberg, 53, ist noch im Dienst.in der Oksbøl-Kaserne. Er ist natürlich stolz auf seine Beiträge auf der ganzen Welt. Aber gerade jetzt – angesichts der Nachrichten auf dem Fernsehbildschirm, die Afghanen bei verzweifelten Fluchtversuchen zeigen, indem sie noch beim Start der Flugzeuge, in diese zu springen – ist der Stolz dahin.
„Wir können es dem afghanischen Volk nicht antun, dass wir es im Stich lassen. So geht es mir zumindest“, sagt er. Aber die ganze Situation im Land sei „seltsam“, wie er sagt. Er weiß, dass es vielen Veteranen schwerfällt, wenn sie sehen, dass die Taliban – so schnell – die afghanische Armee in die Knie gezwungen und den afghanischen Präsidenten auf die Flucht geschickt haben, den Präsidentenpalast besetzen und die Macht im Land übernehmen.
„Und was jetzt? Werden sie die Scharia wieder einführen, für deren Abschaffung wir gekämpft haben2, fragt sich Brian Ethelberg.

Es gibt etwa 750 Veteranen in der Kommune Varde. 650 in der Kommune Esbjerg. Sie wurden in viele verschiedene Länder geschickt. Es ist nicht immer einfach, wieder nach Dänemark zurück zu kommen. Vor allem nicht, wenn sie sehr unangenehme Erfahrungen gemacht haben. 12 Jahre nach seiner Zeit in Bosnien litt Brian Ethelberg an dem Stresssymptom – PTSD – erhielt aber gute Hilfe und konnte später nach Afghanistan gehen, wo er als Quartiermeister Dienst tat und sich meist im Lager in der Provinz Helman aufhielt. Aber er war auch mit Aufträgen unterwegs und es waren „Knaller“, wie er es ausdrückt.
„Zum ersten Mal musste ich ein Testament schreiben, bevor ich losging. Er sitzt eine Weile und denkt nach. War alles umsonst? Nein, das glaube ich eigentlich nicht. In den 20 Jahren, die wir dort waren, haben wir viel Gutes für die Afghanen getan, die unsere Bemühungen nicht einfach vergessen werden. Es hat viele Lichtblicke gegeben“, sagt er.

An der Oksbøl-Kaserne steht ein Gedenkstein mit den Namen von 38 gefallenen Soldaten in der Provinz Helmand in Afghanistan. Andere erlitten schwere seelische Wunden oder verlorene Gliedmaßen. „Da denkt man dann, ob sich das alles gelohnt hat“, sagt er und hält inne.
Brian Ethelberg bewegt der Gedanke an genau die Soldaten – die Kameraden – die in Afghanistan einen hohen Preis bezahlt haben. 38 davon den höchsten Preis: Ihr Leben!
Quelle: TV SYD – übersetzt und bearbeitet von
Günter Schwarz – 17.08.2021
Fotos: TV SYD