(Hjørring) – Eine 23-jährige nordjysk (nordjütische) Frau, die 2001 als Dreijährige nach Hjørring kam, hat noch immer Familie in Afghanistan und verfolgt mit Angst die Entwicklung in ihrer ehemaligen Heimat.

Die Welt blickt geschockt auf die Bilder, die von der Machtübernahme Afghanistans durch die Taliban über die Welt gehen. Menschen klammern sich an Flugzeuge und Taliban-Kämpfer mit Maschinengewehren mitten auf den Straßen von Kabul. Aber für die hier lebenden Afghanen bedeuten die Bilder auch Angst. Angst vor Familienmitgliedern zu Hause in Afghanistan,

Mariam Molavyzada kam 2001 mit ihrem älteren Bruder, ihrer Mutter und ihrem Vater, die vor dem Taliban-Regime in Afghanistan geflohen waren, nach Hjørring. Sie kann es kaum ertragen, die Entwicklungen in Afghanistan zu verfolgen, wo Teile ihrer Familie nach wie vor leben.

„Ich habe oft geweint, wenn ich mir Bilder und Videos von den brutalen Bedingungen angeschaut habe, unter denen die Menschen leben. Also mache ich manchmal auch einfach eine Pause und höre auf, mein Telefon oder die verschiedenen Apps zu öffnen, in denen Leute Fotos und Videos ansehen. Weil es einfach zu schwer wird“, sagt sie.

Mutters Familie bloeb auf dem Land. Vor allem mütterlicherseits leben Familienmitglieder weiterhin in Afghanistan. „Wir rufen an und schreiben, um den Kontakt zu halten. Im Moment ist es jedoch etwas schwierig, sie anzurufen, aber man kann sich problemlos Nachrichten senden“, sagt Mariam Molavyzada.

Neben Neuigkeiten der Familie in Kabul verfolgt Mariam Molavyzada häufig afghanische und englische Nachrichtenmedien.

Sie ist in erster Linie wütend über den Erfolg der Taliban, aber auch wütend – und enttäuscht – auf die internationale Gemeinschaft, einschließlich Dänemarks. Vor allem in Bezug auf die Dolmetscher und ihre Familien. „Es ist ein großer Makel, dass Sie es nicht geschafft haben, eine Einigung zu erzielen, eine faire Einigung mit ihnen. Das sind Menschen, die für Dänemark gekämpft und Dänemark geholfen haben“, sagt die 23-Jährige, die derzeit in Aarhus Politikwissenschaft studiert.

Im Moment weiß niemand, was die Zukunft für Afghanistan bereithält. Auch nicht für Marias Familie. „Ich hatte gehofft, dass sie zum Beispiel nach Dänemark kommen oder woanders Asyl bekommen könnten. Aber im Moment scheinen sie nirgendwohin zu kommen“, sagt Mariam Molavyzada, die sich am meisten wünscht, die Familienmitglieder können in Afghanistan bleiben, eine Ausbildung bekommen und dort ihr Leben in Frieden fortsetzen.

Quelle TV NORD – übersetzt und veröffentlicht von

Günter Schwarz – 18.08.2021

Fotos: TV NORD