Ein Jahr guter Hygiene und Betriebsschließungen hat die Grippe fast ausgerottet. Es kann aber dennoch am Ende zu einer Epidemie zusätzlich zur Pandemie führen. Können Sie sich etwas Schlimmeres als eine Epidemie vorstellen? Vielleicht zwei Epidemien gleichzeitig?

Die Angst vor einem Herbst mit einem Coronavirus und einer heftigen Grippesaison hat die Regierung dazu veranlasst, zusätzliche Impfstoffe gegen das Grippevirus zu kaufen. Das teilte Gesundheitsminister Magnus Heunicke (Socialdemokraterne) bei einer Pressekonferenz am Montagnachmittag im Statsministeriet (Staatsministerium) mit. Vor einer Grippesaison kauft Dänemark normalerweise eine Million Impfdosen. Aber dieses Jahr wurden 1,5 Millionen zusätzliche Dosen angeschafft.

„Die Impfstoffe sollen dafür sorgen, dass wir einen Schritt weiterdenken“, hieß es von Magnus Heunicke.

„Diese taktische Denkweise hat gute Gründe“, sagt Lars Østergaard, Chefarzt am Universitätskrankenhaus Aarhus und Professor für Infektionsmedizin. „Es besteht die berechtigte Gefahr, dass die Grippe noch stärker als üblich zurückkehrt und noch größere Probleme macht“, sagt er.

Lars Østergaard sieht die Grippedosen daher als guten Kauf an, denn die Delta-Variante des Coronavirus trägt ihren Teil dazu bei, dass die Infektion trotz hoher Impfung in der Gesellschaft weiter floriert. „Wir werden uns nicht aus der Delta-Variante herausimpfen, deshalb ist es auch sinnvoll, möglichst viel zu impfen – auch gegen Grippe“, sagt er. Laut Lars Østergaard kann die Kombination von Influenza und Corona beide Epidemien verschlimmern. „In diesem Fall wird aus einem Plus eins mehr als zwei“, sagt er.

Wer ist in der Regel abgedeckt?

Folgende Bürger sind grundsätzlich vom Angebot der kostenlosen Grippeschutzimpfung erfasst:

  • Alle Personen über 65 Jahre

Menschen mit chronischen Krankheiten wie:

  • Chronische Lungenerkrankung
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen (außer isoliertem Bluthochdruck)
  • Diabetes 1 oder 2
  • Angeborene oder erworbene Immunschwäche
  • Beeinträchtigte Atmung durch verminderte Muskelkraft
  • Chronisches Leber- und Nierenversagen
  • Andere chronische Erkrankungen, bei denen die Erkrankung nach Einschätzung des Arztes die Grippe zu einem ernsthaften Gesundheitsrisiko macht
  • Sehr übergewichtig Frühpensionierte Immunsupprimierte und ihre Haushaltskontakte nach ärztlicher Untersuchung
  • Schwangere im 2. und 3. Trimester
  • Gesundheits- und Pflegepersonal mit engem Kontakt zu besonders gefährdeten Personen
  • Menschen mit anderen schweren Erkrankungen, bei denen die Erkrankung nach Einschätzung des Arztes die Grippe zu einem ernsthaften Gesundheitsrisiko macht

Quelle: Sundhedsministeriet (Gesundheitsministerium)

Der Gesundheitsminister sagte auf der Pressekonferenz, dass die Impfstoffe zuerst den älteren und schutzbedürftigen Menschen angeboten werden. Es ist dieselbe Gruppe, der normalerweise Impfstoffe gegen Influenza angeboten werden. Aber später wird eine breitere Bevölkerungsgruppe eingeladen, und Lars Østergaard hält dieses für eine gute Strategie.

Er glaubt auch, dass eine heftige Grippeepidemie die Krankenhäuser unter Druck setzen könnte. Dieses liegt vor allem daran, dass die beiden Viren eine Reihe von Symptomen teilen. Sowohl Influenza- als auch Covid-Infizierte husten, niesen und erkälten sich, und es kann verschleiern, wer von dem einen oder anderen Virus betroffen ist.

Überschneidungen können in Krankenhäusern zum Problem werden, weil Corona-Infizierte besonders ressourcenintensiv sind und isoliert werden müssen, um andere nicht anzustecken. Es kann jedoch Tage dauern, um festzustellen, ob eine Person mit dem Coronavirus oder einer einfachen Grippe infiziert ist. „Es erfordert einen Test, bevor man sich darüber auslassen kann, ob es sich um Covid-19 handelt. Daher werden viele Ressourcen für die Gesellschaft benötigt, wenn die Zahl der Influenza-Fälle hoch wird,“ sagt Lars Østergaard.

Tatsächlich wurde die Besorgnis über die Grippeepidemie bereits im letzten Jahr verfolgt, als US-Medien das Szenario mit zwei Viren in derselben Saison als „Gewindewelle“ bezeichneten. Doch weder in den USA noch in Dänemark brach der gefürchtete Grippevirus aus.

In Dänemark wurden letztes Jahr nur 17 Grippefälle registriert. Während einer normalen Grippesaison ist die Zahl tendenziell viel höher, und etwa jeder fünfte dänische Bürger ist typischerweise von einer saisonalen Grippe betroffen, schätzt das SSI (Statens Serums Institut). Die Einschätzung des Serum Institutes zum Jahreswechsel lautete, dass jedes Jahr zwischen 1.000 und 2.000 Menschen an dem Virus sterben.

Dass die Grippe im vergangenen Jahr weitgehend ausblieb, liegt laut Lars Østergaard an mehreren Dingen. Zunächst wurden große Teile des Landes geschlossen, viele arbeiteten zu Hause, und die Versammlungsregeln verhinderte große Menschenmengen. Zweitens war die Hygiene erstklassig. „Grippe wird wie das Coronavirus durch Husten, Niesen, Händeschütteln und engen Kontakt übertragen. Und sie sei im vergangenen Herbst aufgrund der Restriktionen sehr eingeschränkt gewesen“, sagt Lars Østergaard.

Aber in diesem Jahr bewegen wir uns mit schlechteren Karten auf die „Lieblingssaison“ der Grippesaison zu, glaubt er. Das Land ist so gut wie wieder geöffnet, und einige von uns begegmen sich wieder mit Umarmungen und einem festen Händedruck, wenn wir uns sehen. Darüber hinaus hat uns die milde Grippesaison des letzten Jahres anfälliger gemacht.

„Normalerweise bauen einige von uns eine natürliche Immunität gegen die Grippe auf, aber nicht viele haben im letzten Jahr eine Immunität erlangt. Auf diese Weise sind wir also anfälliger“, sagt Lars Østergaard.

Quelle: TV2 – übersetzt und bearbeitet von

Günter Schwarz – 24.08.2021

Foto: TV2