Neue Studie stellt fest: Klimawandel hat extreme Regenfälle in Deutschland verschlimmert
Westeuropa muss sich auf immer heftigere und extremere Regenfälle einstellen. Die globale Erwärmung hat dazu beigetragen, die Überschwemmungen, die Deutschland Anfang dieses Sommers trafen, zu verschlimmern. So heißt es in einer neuen Studie der internationalen Forschungsgruppe World Weather Attribution (WWA).
Die Studie analysierte die extremen Regenfälle in Deutschland und Belgien, bei denen mehr als 220 Menschen ums Leben kamen und Häuser, Autobahnen, Brücken und Eisenbahnverbindungen zerstört wurden. Der Niederschlag brach dem Bericht zufolge alle bisherigen Rekorde um mehrere Längen.
„Wenn wir uns die spezifischen Gebiete ansehen, in denen sich der Vorfall ereignet hat, d. h. diese beiden kleinen Flüsse in Deutschland, können wir sehen, dass der Klimawandel die Wahrscheinlichkeit von so viel Regen erhöht hat, sagt Geert Jan van Oldenborgh zu Danmarks Radio. Er ist Klimaforscher am Niederländischen Meteorologischen Institut (KNMI) und einer der Forscher hinter der Studie.
Da die betroffenen Gebiete in Deutschland und Belgien relativ klein sind, haben die Forscher der Studie auch Daten aus einem größeren Bereich Westeuropas herausgezoomt und analysiert, um ein allgemeineres Bild davon zu bekommen, wieviel Einfluss der Klimawandel bei solchen Extremereignissen hat.

Die Schlussfolgerung ist, dass der Klimawandel die Regenmenge, die an einem Tag fällt, um drei bis 19 Prozent erhöht hat. Gleichzeitig ist die Wahrscheinlichkeit, dass Westeuropa von Starkregen heimgesucht wird, 1,2- bis 9-mal wahrscheinlicher geworden. Die Frage, die sich jeder stellt ist, dass World Weather Attribution ein Netzwerk von Klimawissenschaftlern ist, die schnelle Analysen extremer Wetterereignisse durchführen, um die Frage beantworten zu können, die sich jeder stellt, wenn eine neue Hitzewelle oder Flut einen Ort auf der Welt getroffen hat.
Anfang des Sommers analysierten sie die Hitzewelle in den USA und Kanada, wo die Temperaturen mancherorts bis auf rund 50 Grad stiegen. Es war zwischen vier und fünf Grad höher als je zuvor in der Gegend gemessen wurde – eine Steigerung, die Klimaforscher bisher nicht für möglich hielten.
„Es sollte unmöglich sein, aber es ist passiert, also ist es per Definition nicht unmöglich“, sagt Geert Jan van Oldenborgh

Hier könnten Wissenschaftler sagen, dass eine derart heftige Hitzewelle ohne den Klimawandel „praktisch unmöglich“ wäre. In anderen Fällen konnte das Forschungsnetzwerk keinen klimatischen Zusammenhang feststellen. Dieses geschah zum Beispiel, als sie 2015 eine schwere Dürre in Äthiopien analysierten. „Dass (dass es sich nicht um den Klimawandel handelt, Anm. d. Red.) können wir ebenso gerne feststellen. Es ist eine sehr nützliche Information für die Leute, die in der Gegend planen müssen“, sagt Geert Jan van Oldenborgh.
Die Schlussfolgerungen der Studie stimmen vollständig mit dem Hauptbericht überein, den das UN-Klimapanel Anfang dieses Monats vorgelegt hat. „Es heißt, wenn unsere Treibhausgasemissionen nicht sehr schnell reduziert werden, werden wir in Zukunft mehr dieser Vorfälle haben, und sie werden sich weiter verstärken und häufiger werden“, sagt Robert Vautard, ein weiterer Co-Autor der Studie, zu DR. Er ist Manager des französischen Klimaforschungsinstituts Pierre Simon La Place und einer der Hauptautoren des neuesten Hauptberichts des UN-Klimapanels.
„Ich denke, wir sollten uns über die Zunahme dieser Vorfälle in Westeuropa große Sorgen machen“, sagt er. „Diese Ereignisse setzen ein klares Signal für den Klimawandel und werden in Zukunft noch intensiver werden. Wir wissen nicht, wo sie zuschlagen werden, aber sie können überall in Westeuropa zuschlagen.“
Quelle: Danmarks Radio – übersetzt und veröffentlicht von
Günter Schwarz – 24.08.2021
Fotos: Danmarks Radio