Nach illegaler Adoption aus Deutschland in den 1960er Jahren hat Norbert seine leibliche Familie gefunden
(Silkeborg) – Norbert Andersen aus Silkeborg wurde bei einer illegalen Einfuhr von Kindern aus Deutschland nach Dänemark gebracht. Seine leibliche, deutsche Mutter hatte ihn zusammen mit einem afroamerikanischen Soldaten gezeugt, und eine Dänin hat ihn nach Dänemark gebracht.
Seit Norbert Andersen drei Jahre alt ist, lebt er in Dänemark. 1960 wurde er von einem dänischen Ehepaar aus Funder bei Silkeborg adoptiert. Aber er wurde im süddeutschen Schweinfurt als Sohn einer Deutschen geboren.
„Meine Mutter war eine arme Deutsche, die auf einem amerikanischen Stützpunkt arbeitete, und mein Vater war ein in Deutschland stationierter afroamerikanischer Soldat. Sie waren normalerweise 21 Monate lang in Deutschland, und während dieser Zeit hatten meine Eltern eine Beziehung. Sie haben mich da rausgeholt“, sagt Norbert Andersen.

Wie 2.000 bis 3.000 andere deutsche Mulattenkinder wurde er in den 1950er und 1960er Jahren nach Dänemark gebracht und dort adoptiert. Aber es waren illegale Adoptionen. „Wir wurden hier als Ferienkinder aufgenommen, und da war eine Dame namens Tytte Botfeldt, die meinte, die dunklen Kinder sollten nicht in Deutschland sein. Sie wollte ihnen etwas Gutes tun, und deshalb blieben sie in Dänemark“, sagt Norbert Andresen.
Angeführt wurden die illegalen Adoptionen von Tytte Botfeldt, die als gutherzige, aber naive Frau beschrieben wird, die als eine „Ein-Mann-Armee“ allein afrodeutschen Kindern in Dänemark ein neues Leben schenkte.
Obwohl Norbert Andersen seine Erziehung in Dänemark als völlig normal bezeichnet, versucht er seit vielen Jahren, seine leiblichen Eltern zu finden. 1987 fand er seine Mutter in Deutschland. „Als ich sie traf, hatte ich keinen Zweifel, dass es meine Mutter war. Sie hieß so, wie es in meinem Pass stand. Es war kein so großes Wiedersehen, wo man zusammenbricht. Mir war ziemlich klar, dass es meine Mutter war. Es war schön, sie zu sehen, aber es waren nicht die großen Gefühle dabei“, erinnert sich Norbert Andersen.

Über seine wiederentdeckte leibliche Mutter versuchte er auch, seinen Vater zu finden. Doch weder die deutschen Behörden noch das US-Militär halfen ihm. „Jedes Mal, wenn ich dort unten war, habe ich oft danach gefragt, aber meine Mutter mochte auch lieber nicht darüber sprechen. Es muss eine große Schande für sie gewesen sein. Sowohl ein dunkles Kind zu haben, als auch zu sehen, dass sie es aufgegeben hat“, sagt Norbert Andersen.
Stattdessen versuchte Norbert Andersen, seinen biologischen Vater über ein DNA-Profil zu finden. Zusammen mit einem Freund startete er eine DNA-Suche in den USA. „Um es kurz zu machen, ich habe meinen Vater gefunden. Es hat viele Jahre gedauert, aber ich habe ihn gefunden und bin heute sehr glücklich darüber.“

Norbert Andersen erfuhr im vergangenen Jahr von seinem 86-jährigen amerikanischen Vater, doch aufgrund der Corona-Krise hatten sie noch keine Gelegenheit, sich zu treffen und müssen sich mit Telefongesprächen begnügen. Norbert Andersen hat in dem Buch „Sporløs“ (Spurlos) über die Suche nach leiblichen Eltern geschrieben.
Quelle TV MIDTVEST – überarbeitet und veröffentlicht von
Günter Schwarz – 25.08.2021
Fotos: TV MIDTVEST