Der Drang nach guten Aussichten von den Hügelgräbern und alten Ufern geht weit über die historischen Werte hinaus, die die Orte speichern. An der Nordküste Lollands mit Blick auf die småländischen Gewässer befindet sich seit Anfang des 14. Jahrhunderts die Burg Ravnsborg Voldsted. Heute findet man neben einigen Steinen nur noch den Hügel, auf dem die Burg stand – aber nun sind auch sie auf dem besten Weg zu verschwinden.

„Zu viel Interesse an dem Ort hat viele Besucher mit sich gebracht. Sie kommen hierher, um die Aussicht zu genießen, die am besten von der Spitze des 18 Meter hohen Hügels aus genossen wird. Aber die vielen Fußstapfen im Gelände, vor allem außerhalb der bereits verlegten Treppen zur Kuppe, verschleißen das Gelände, und damit sei die Kulturgeschichte gefährdet“, sagt Leif Plith Lauritsen. Er ist Mittelalterarchäologe im Museum Lolland-Falster.

„Grundsätzlich, weil die Leute interessiert sind und gerne hier sind, wird der Hügel abgenutzt, und leider gibt es Orte, an denen er so abgenutzt ist, dass Teile der Kulturgeschichte zerstört werden. Aber die landschaftlich gestalteten Treppen nach oben sind ein längerer Weg, und daher entscheiden sich immer mehr Leute für eine Abkürzung. Das alles trägt dazu bei, dass wir im Prinzip unsere Kulturgeschichte verlieren“, sagt Leif Plith Lauritsen.

Leif Plith Lauritsen, Mittelalterarchäologe, Museum Lolland-Falster, sagt, dass die Neugier auf die Vergangenheit die prähistorischen Erinnerungen in der Landschaft hart trifft. Foto: Jacob Bagge – TV2 ØST

Doch nicht nur Schuhsohlen belasten die Reste der alten Burgmauer, die an manchen Stellen aus dem Gras ragt. „Der Frost trägt auch daran bei“, betont Leif Plith Lauritsen. Ravnsborg Voldsted wurde 1330 vom holsteinischen Grafen Johan den Milde erbaut, der zu dieser Zeit über Lolland herrschte. Er hatte vom dänischen König das Lehen bekommen, weil er ihm Geld geliehen hatte.

So sah Ravnsborg wahrscheinlich aus. „Wenn wieder archäologische Ausgrabungen durchgeführt werden, könnte die Zeichnung noch besser werden“, sagt Leif Plith Lauritsen Foto: Jacob Bagge – TV2 ØST

Die Burganlage, die zu ihrer Blütezeit 100 mal 50 Meter groß war, war oben auf dem Hügel von einer mindestens sechs Meter hohen Ringmauer und mehreren Türmen umgeben. „Am Ende des Mittelalters brauchte man es nicht mehr und man begann, das Gebäude abzureißen und die Steine an verschiedenen anderen Stellen zu verwenden“, erklärt Leif Plith Lauritsen.

Allerdings wurde nicht alles komplett entfernt. Eine Mauer und die letzten Steine eines Turms blieben erhalten. Diese Teile der alten Burg wurden vor etwas mehr als 100 Jahren gefunden, als die letzten Ausgrabungen vor Ort durchgeführt wurden.

Der Graben, der die Anlage im 14. Jahrhundert umgab, existiert noch heute, aber das Wasser ist verschwunden. Nur der ausgetrocknete Wassergraben ist heute nur noch zu sehen, über den man auf dem Weg zum Hügel laufen kann. Foto: Jacob Bagge – TV2 ØST

Auch aus diesen Ausgrabungen hat man einen Einblick erhalten, wie der Ort ausgesehen hat. In den 1930er Jahren, wurde aus dem Ort eine Touristenattraktion gemacht, wo auf einem nahegelegenen Bauernhof ein Eintrittskartenschalter eingerichtet wurde. „Es galt als ein cooler Ort für eine Besichtigung“, sagt Leif Plith Lauritsen, der trotz der künstlichen Abnutzung hofft, dass etwas von dem Hype der Zeit um den Ort zurückkehren könnte.

Die Spuren der Vergangenheit werden verwischt, wenn erst Sträucher und Bäume Wurzeln schlagen dürfen, gibt er zu bedenken und sagt: „Im Moment wissen wir nur, dass sie vom Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts stammt. Ich bin sicher, wenn sie hier wieder loslegen, werden wir viele Bilder aus dem Leben auf der Burg machen können.“

An mehreren Stellen sind die Reste der Burgmauer durch Boden und Gras freigelegt, die sie sonst schützen würden. Foto: Jacob Bagge – TV2 ØST

Ravnsborg Voldsted ist bei weitem nicht das einzige prähistorische Kulturdenkmal, das vom Verschwinden bedroht ist. Einer der Orte, an denen die menschliche Abnutzung der prähistorischen Erinnerungen am häufigsten zu sehen ist, sind die Grabhügel. Das sagt Niels Wickman, Leiter des Kulturerbes im Museum Vestsjælland. Auch hier kennt man die Herausforderung antiker Denkmäler, die der Erosion ausgesetzt sind.

„Die Leute stehen oben auf etwas und genießen die Aussicht. Und solche Grabhügel befinden sich meist hoch im Gelände. Und an manchen Stellen hinterlässt es Spuren auf den Grabhügeln. Es ist eine deutliche Abnutzungsspur“, sagt Niels Wickman und ergänzt: „Die Erinnerung an die Vergangenheit ändert sich in diesem Fall, und wir haben sie geschützt, um die Grabhügel einigermaßen unberührt zu lassen. Wenn dann Tausende von Menschen aufsteigen – u nd sie steigen an derselben Stelle auf – können ganze Pfade auf den Hügel verlaufen. An manchen Stellen kann es ziemlich dramatisch aussehen“.

Von der Spitze der Ravnsborg Banke ist die Aussicht großartig. Neben den gesamten småländischen Gewässern können Sie bei klarem Wetter auch Vordingborg und Gåsetårnet sehen. Foto: Jacob Bagge – TV2 ØST

Niels Wickman glaubt jedoch in vielen Fällen, dass es sich eher um mangelndes Wissen der Besucher handele als um den bewussten Versuch, eine Abkürzung zu nehmen und damit Schaden anzurichten.

„Es kann schwierig sein zu wissen, ob es kein Schild gibt, denn dann wissen die Leute nicht, dass sie dort nicht hingehen dürfen. Es steht nirgendwo“, sagt er und fügt hinzu: „Aber Sie dürfen nicht dorthin gehen.“

Quelle: TV2 ØST – übersetzt und bearbeitet von

Günter Schwarz – 16.09.2021

Fotos: TV2 ØST