(Strøby) – In der Kirche von Strøby in der Kommune Stevns auf Sjælland (seeland) läuft derzeit eine ganz besondere Untersuchung. Hier haben Archäologen den Boden aufgebrochen, in der Hoffnung, wichtige Erkenntnisse aus der Vergangenheit zu retten.

Die schöne Strøby-Kirche wird voraussichtlich 2022 nach fast siebenjähriger Renovierung wiedereröffnet. Foto: Katja Højbjerg – TV2 ØST

Dieses ist ein Teil der völlig neuen Erkenntnisse über das Leben im Mittelalter in Strøby, die die Archäologen bei der Ausgrabung des Bodens unter der Kirche von Strøby gewonnen haben. Die Kirche wird seit sechs Jahren renoviert.

Zuständig für die Untersuchungen ist das Nationalmuseum, unter dem Boden sind ganz feine Fundstücke aus der Vergangenheit aufgetaucht. „Man könnte sagen, es sind kleine Stücke im großen Ganzen, aber so etwas macht die Geschichte lebendig“, sagt Nils Engberg vom Nationalmuseum.

Sogenannte Bürgerkriegsmünzen aus den 1200-1300er Jahren sowie eine unter dem Boden gefundene Nadel. Foto: Katja Højbjerg – TV2 ØST

Im Mittelalter war es üblich, dass Priester oder besondere Wohltäter der Kirche unter dem Kirchenboden bestattet wurden – so auch in Strøby.

Einige der vielen Funde aus der Kirche. Foto: Katja Højbjerg – TV2 ØST

Unter dem Kirchenboden wurden zwischen fünf und sieben Gräber gefunden, die sich teilweise überlappen. Insgesamt wurden in der Kirche mehrere Kisten mit menschlichen Knochen gefunden. Sie werden jetzt in großen Kisten zur Konservierung und Lagerung von der Baustelle entfernt.

Untersuchungen der Archäologen zeigen auch, dass der Boden der Kirche im Laufe der Zeit aus Mörtel bestand – und wenn eine Mörtelschicht abgenutzt war, wurde eine neue Schicht darüber gelegt. Erst 1921 wurde in der Kirche ein dauerhafter Boden verlegt. So können Archäologen die vielen Schichten durch die Zeit verfolgen – fast wie beim Blättern in einem Buch.

So sieht die Arbeit in der Kirche aus. Foto: Katja Højbjerg – TV2 ØST

Im Jahr 2015 stellte sich heraus, dass es in der Kirche von Strøby Schimmel gab. Die Lage war so ernst, dass das Arbejdstilsynet (Arbeitsamt) den Mitarbeitern die Arbeit im Gebäude untersagte – und seitdem werden Kirchgänger, Konfirmanden und andere Nutzer der Kirche in andere Kirchen in der Umgebung verbannt.

Nils Engberg, Nationalmuseet (TV) und Jan Østerskov, Nordstevns Pastorat (TH). Foto: Katja Højbjerg – TV2 ØST

Um das Problem von Feuchtigkeit und Schimmel loszuwerden, wurden umfangreiche Renovierungsarbeiten an der Kirche durchgeführt. Unter anderem wurden rund um das Fundament der Kirche Abflüsse entwässert, und der Gemeinderat hat beschlossen, eine Fußbodenheizung einzubauen. Deshalb ist es jetzt notwendig, das Fundament der Kirche auszugraben, damit bei den Bauarbeiten die Spuren der Vergangenheit nicht verloren gehen.

Es gehört ansonsten zu den absoluten Raritäten, in das Fundament unter einer Kirche zu graben. „Das darf man in seinem archäologischen Leben nur ein- oder zweimal machen, also absolut unglaublich“, sagt Nils Engberg vom Nationalmuseum.

Muscheln, die von Wallfahrten nach Hause gebracht wurden – und in der Veranda der Kirche von Strøby gefunden wurden. Foto: Katja Højbjerg – TV2 ØST

Das Nationalmuseum rät zum Beispiel normalerweise davon ab, eine Fußbodenheizung in einer Kirche einzubauen – aber der Vorsitzende des Kirchengemeinderats, Jan Østerskov, ist mit der Entscheidung des Gemeinderats zufrieden. „Ich bin eigentlich stolz und glücklich, dass wir durch das Bestehen auf einer Fußbodenheizungslösung einen besseren Einblick in unsere Geschichte bekommen“, sagt er.

Zu den Arbeiten gehört neben dem Eingraben des Bodens auch das sehr sorgfältige Sieben. Das Ziel ist, dass auch die kleinsten Funde der Aufmerksamkeit der Archäologen nicht entgehen. So entdeckte man Muscheln, einen Knopf und eine Handvoll Kupfermünzen aus dem 13. und 14. Jahrhundert aus dem Boden.

Nils Engberg vom Nationalmuseum in Strøby Kirche. Foto: Katja Højbjerg – TV2 ØST

Die Archäologen konnten feststellen, dass die Kirche auf dem Gelände in den Jahren um 1100 gebaut wurde – wie Tausende anderer Kirchen in Dänemark in diesen Jahren. Die Kirche wurde als katholische Kirche ohne Möbel errichtet – aber mit einer Bank an der Wand, auf der man sich während der langen Messen niederlassen konnte oder wenn man Zeit zum Nachdenken brauchte.

Menschliche Überreste unter dem Kirchenboden gefunden. Foto: Katja Højbjerg – TV2 ØST

Kurz vor der Reformation beschloss die Stadt jedoch, die Kirche zu erweitern, die wesentlich größer gebaut wurde und gleichzeitig ihren Turm und ihr modernes Erscheinungsbild erhielt.

Unter dem Kirchenboden wurde das Fundament der alten Kirche gefunden – und einige der Steine, aus denen die alte Kirche gebaut wurde. Die meisten alten Kreidesteine sind aber wohl heute Teil der neuen Mauer. Die damalige Arbeit hat viele Jahre gedauert.

Allerdings dürfte diese Renovierung nicht ganz so viele Jahre dauern. Die Hoffnung ist, dass die Strøby Kirche am 03. Juli 2022 wiedereröffnet werden kann.

Im Boden unter der Kirche von Strøby gefundene Bürgerkriegsmünzen. Sie stammen aus der turbulenten Zeit im Dänemark zwischen 1200 und 1300. Foto: Katja Højbjerg – TV2 ØST

Quelle: TV2 ØST – übersetzt und bearbeitet von

Günter Schwarz – 21.09.2021

Fotos: TV2 ØST