(Aalborg) – Der Künstler Jens Haaning bestreitet, Geld gestohlen zu haben. Stattdessen sei es ein Vertragsbruch, aber es gehöre zur Arbeit, sagt er.

Die Geschichte des dänischen Künstlers Jens Haaning, der vom Kunstmuseum Kunsten in Aalborg eine halbe Million Kronen (134.500 Euro) erhielt und ihm dann eine leere Canvas auf einem Rahmen gespannt übergab, geht um die Welt. Das Ereignis hat auch auf der anderen Seite der Nordsee Interesse geweckt, wo es in der britischen Zeitung „The Guardian“ erwähnt wird.

Es ist auch in amerikanischen Medien wie „CNN“ und der „Washington Post“ sowie in der indischen Zeitung „India Times“ zu finden.

Fragt man Museumsdirektor Lasse Andersson, ob die große Werbung eine halbe Million wert war, zweifelt er. „Es gibt wahrscheinlich einige, die sagen werden, dass die globale Medienberichterstattung Auswirkungen haben wird, aber wir haben es noch nicht gesehen. Es ist noch nicht auf unserer Website“, sagt der Direktor zu TV 2.

Er sei mehrfach gefragt worden, ob das Museum selbst dahintersatehe, um auf die Ausstellung aufmerksam zu machen. „Das tun wir in keiner Weise. Das muss ich unbedingt klarstellen. Als Museum schaffen wir Raum für Künstler. Es sei ihre Entscheidung, ob sie ein Stück Fiktion der Realität erschaffen“, sagt Lasse Andersson.

Die Geschichte kam erst Anfang dieser Woche ans Licht, als Jens Haaning und Museumsdirektor Lasse Andersson an der Radiosendung P1 Morgen teilnahmen. Laut Vereinbarung zwischen Jens Haaning und dem Museum sollte das Werk aus zwei Glasrahmen mit vielen Geldscheinen bestehen. Die Kunst in Aalborg lieh Jens Haaning deshalb eine halbe Million Kronen (67,240 Euro) für die Ausführung der Arbeiten. Doch als das Personal die Pakete des Künstlers öffnete, war das Geld nicht und kein Gemälde zu finden. Nur zwei leere Rahmen.

Jens Haaning nicht vorhat, das Geld zurückzugeben, bestreitet er, dass es sich um Diebstahl handelt. Hier die beiden leeren Rahmen, die Jens Haaning an Kunsten in Aalborg übergeben hat Foto: Henning Bagger

Stattdessen hatte Jens Haaning eine neue Arbeit mit dem Titel „Take the Money And Run“ geschaffen. Und genau das tat er. nahm das Geld und rannte los. Laut Vereinbarung ist das Geld nach Ausstellungsende an das Museum zurückzugeben. Doch Jens Haaning weist dieses nun zurück.

„Die Arbeit ist, dass ich ihr Geld genommen habe“, sagt er zu Danmarks Radio. Lasse Andersson hat mit Jens Haaning Kontakt aufgenommen, nachdem er die Kunstwerke gesehen hatte. „Ich habe ihn letzte Woche am Donnerstag angerufen, und da hat er gesagt: ,Wir müssen sehen‘. Er ist kryptisch und sagt viele Dinge. Aber es ist Teil seiner Arbeit.“

Das neue Werk ist laut Jens Haaning ein Protest gegen die Vergütungskonditionen des Museums. Es war vereinbart worden, dass der Künstler mit dem geliehenen Geld zwei seiner früheren Werke, die ein dänisches und ein österreichisches Jahreseinkommen in Kronen bzw. Euro aufweisen, wieder herstellt. Allerdings würde es ihn laut Jens Haaning 25.000 (3.360) aus eigener Tasche kosten, die beiden Werke wieder aufzubauen.

Lars Andersson erkennt an, dass Jens Haanings ein interessantes Kunstwerk geschaffen hat. „Ich möchte Jens absolut das Recht geben, dass ein eigenständiges Werk entstanden ist, das die Ausstellung, die wir haben, tatsächlich kommentiert. Aber das ist nicht die Vereinbarung, die wir getroffen haben“, sagt er zu Danmarks Radio.

Deshalb betont er auch, dass Jens Haaning das Geld, das er mitgenommen hat, nicht haben soll. Gleichzeitig ist er sich sicher, dass sie ihr Geld wahrscheinlich zurückbekommen. „Ich nehme das alles sehr beiläufig hin. Als er das letzte Mal so eine Show machte, zahlte er das Geld zurück. Er hat also eine Vorgeschichte dafür“, sagt Lasse Haaning zu TV 2.

Der Museumsdirektor wollte Danmarks Radio nicht sagen, ob er rechtliche Schritte gegen Jens Haaning einleiten wird, wenn das Geld nicht bis zum Ende der Ausstellung am 14. Januar 2022 zurückgegeben wird. – „Ich habe anfangs gezögert. Wir haben einen Vertrag mit Jens, und ich möchte die Situation nicht weiter eskalieren. Aber wenn wir das Geld nicht zurückbekommen, wenn es der Vertrag vorsieht, dann müssen wir einige Maßnahmen ergreifen. Es ist unser Geld“, sagt er zu TV 2.

Obwohl Jens Haaning offenbar nicht vorhat, das Geld zurückzugeben, bestreitet er, dass es sich um Diebstahl handelt. „Nein, es ist kein Diebstahl. Es sei ein Vertragsbruch, und Vertragsbruch gehöre zur Arbeit“, sagt er zu Danmarks Radio.

Quelle TV NORD – übersetzt und veröffentlicht von

Günter Schwarz – 29.09.2021

Foto: TV NORD