Die weltweite Corona-Pandemie hat auf den Weltmeeren zu Engpässen bei Rohstoffen und Handelwaren aller Art geführt. Dieses hat IKEA dazu veranlasst, Züge einzusetzen, die Waren aus Fernost holen können. Der Logistikleiter bei IKEA Dänemark, Peter Langskov, muss sich zwischen Küchenmessern oder Utensilien entscheiden. Er kann nicht gleichzeitig auf die Waren an Bord von Containerschiffen und Lastwagen aufpassen und muss daher priorisieren, was ankommen und was verkauft werden kann.

„Die Situation ist die wildeste, die ich je erlebt habe. Es war unmöglich vorherzusagen, dass uns die Pandemie so treffen würde“, sagt er. „Im Moment wissen wir eigentlich noch nicht, wann wir viele unserer Waren angeliefert bekommen. Normalerweise kommen 45 LKWs mit Ware in ganz Dänemark in den IKEA-Kaufhäusern an – derzeit erleben wir Tage, an denen nur 35 ankommen“, sagt der Logistikleiter.

Logistikleiter bei IKEA Dänemark, Peter Langskov

Containerschiffe liegen zuhauf auf dem Pazifischen Ozean und warten darauf, entladen zu werden. Die Warenknappheit ist darauf zurückzuführen, dass Verbraucher auf der ganzen Welt vermehrt Möbel und Konsumgüter kaufen, da die Lockdowns dazu geführt haben, Geld für Waren aller Art und Dienstleistungen auszugeben. Mit anderen Worten, die Nachfrage ist weltweit auf einem Rekordhoch.

Die Zahl der auf den Weltmeeren transportierten Container sei im Vergleich zum Stand vor der Pandemie um rund sechs Prozent gestiegen, erklärt Peter Sand, Schifffahrtsanalyst bei der Interessengemeinschaft Bimco. „Gerade die Amerikaner haben viel mehr Waren aus Fernost eingekauft als sonst“, sagt er.

Im Hafen von Los Angeles wird jeder Quadratmeter genutzt. Am 17. September liefen nicht weniger als 147 Containerschiffe den Hafen an. Foto: Mario Tama

Inmitten dieses Szenarios mussten mehrere wichtige Häfen in China Anfang dieses Jahres aufgrund von Corona-Ausbrüchen schließen. Zudem fehlen an mehreren Orten der Welt Lkw-Fahrer, die Häfen sind überlastet und aktuell liegen Containerschiffe vor allem vor der Westküste der USA in Schlange, um ihre Ladung loszuwerden. Im August hatten zwei von drei Containerschiffen weltweit mehr als einen Tag Verspätung. Im Durchschnitt betrugen die Verzögerungen im August 7,5 Tage. Es zeigt Zahlen des Analyseunternehmens Sea-Intelligence.

Quelle: Sea Intelligence / Wie in der Branche üblich, umfasst der Datensatz alle Häfen auf dem europäischen Kontinent sowie alle an das Mittelmeer und die gesamte Ostsee angrenzenden Häfen. Dies hat zu Engpässen und Verschiebungen in den sogenannten Lieferketten auf einem Niveau geführt, das auf der ganzen Welt knapp wird.

„Im Moment ist die Situation schlimmer als in diesem Sommer, aber in ein paar Monaten wird es wahrscheinlich noch schlimmer werden“, sagt Peter Sand. „Eine ,Weihnachtskrise‘ mit teurer Ware lässt sich nicht mehr vermeiden. Weihnachtseinkäufe werden definitiv teurer, und es wird weniger Artikel zur Auswahl geben.

Das hat IKEA dazu gebracht, über alternative Lösungen nachzudenken. Peter Langskov erklärt, dass IKEA Bahntransporte von Asien nach Europa eingerichtet hat, der Möbelriese Leercontainer gekauft und eigene Containerschiffe geleast hat. „Es geschieht alles, um sicherzustellen, dass unsere Waren ankommen“, sagt er.

Peter Sand kennt mehrere andere Unternehmen, die ebenfalls begonnen haben, das Schienennetz als Alternative zu den überfüllten Häfen zu nutzen. Doch die Versuche seien Verzweifelungsreaktionen, schätzt er. „Jeder Maßstab ist komplett verschwunden. Ein klassischer Zug kann 42 Container transportieren, ein Schiff kann das Vielfache davon transportieren, es kann auch vis zu 10.000 Container aufnehmen“, sagt er. „Es gibt Reedereien und Spediteure, die in den letzten Jahrzehnten nichts anderes getan haben, als ihre Logistik zu optimieren, daher ist es eine große Energieverschwendung, wenn IKEA selbst jetzt ausgeht und sich in das Geschäft einmischt.

Signe Linden Hann Møller (links) und Isabella Vinther Møltoft Kristensen sind von Viborg zu IKEA in Aarhus gefahren – leider wurden sie für mehrere Artikel vergeblich hingefahren. „Das meiste, wofür wir gekommen sind, konnten wir tatsächlich nicht bekommen. Wir hatten eine lange Liste mit Weihnachtsgeschenkwünschen meiner Schwester bekommen, aber dort konnten wir nur drei von zwölf Dingen bekommen“, sagt Signe Linden Hann Møller. Foto: Troels Esmarch – DR

„Kleine Importeure, die mit billigen und physisch großen Gütern handeln, sind angesichts globaler Engpassprobleme am schlechtesten“, erklärt Peter Thagesen, stellvertretender Direktor der dänischen Industrie. „Seit dem 2. Weltkrieg ist das Einkaufen nur noch einfacher geworden und man hat immer die Ware bekommen, für die man sich interessiert hat. Wir befinden uns also in einer ganz besonderen Situation“, sagt er.

Sowohl Peter Thagesen als auch Analyst Peter Sand gehen davon aus, dass die Herausforderungen des weltweiten Warentransports das ganze Jahr 2022 andauern werden.

Quelle: Danmarks Radio – übersetzt und veröffentlicht von

Günter Schwarz – 01.10.2021

Fotos: Danmarks Radio