Es war die Tinte, mit der die sogenannte Vinland-Karte beschriftet wurde, die die Bewegungen der Wikinger zeigt. Es war eine Sensation, als sie in den 1960er Jahren veröffentlicht wurde. Die sogenannte Vinland-Karte zeigt einen Teil Nordamerikas mit einem Text, der besagt, dass der Kontinent von Bjani und Leif (Bjarni Herjolfsson und Leif the Happy) entdeckt wurde.

Es wird behauptet, dass die Karte um das Jahr 1440 herum gezeichnet wurde, bevor Christoph Kolumbus 1492 Amerika entdeckte. Die Karte gilt somit als Beweis dafür, dass die Wikinger die ersten Europäer waren, die den Kontinent betratten, auf dem bereits Menschen lebten.

Aber einige Forscher waren im Laufe der Zeit skeptisch. Nicht wegen der Wikinger, die zuerst Amerika entdeckten (denn es gibt andere Beweise dafür), sondern wegen der Karte. Jetzt geben Forscher der Yale University der Karte den Todesstoß. In einer neuen Studie, die noch nicht in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht wurde, kommen die Forscher zu dem Schluss, dass die Karte gefälscht ist.

„Tatsächlich gibt es seit langem die Einstellung, dass man mit dieser Karte sehr vorsichtig sein sollte. Und es habe auch eine Reihe von Studien gegeben, die in der Forschungswelt zu Skepsis geführt hätten“, sagt Kasper H. Andersen, Historiker am Moesgaard Museum und Experte für Wikinger. „Das ist also wohl der letzte Nagel im Sarg, fährt Kasper H. Andersen fort, der allerdings noch keinen Einblick in die neuen Forschungsergebnisse gewonnen hat.

Die Vinland-Karte zeigt die Umrisse von Europa, Nordafrika, Grønland und dann ein Stück der Ostküste Nordamerikas, das von den Nordländern Vinland genannt wurde. Foto: Yale University

„Diese Art der Tinte war damals noch nicht erfunden Es gab mehrere Gründe, warum Forscher der Vinland-Karte skeptisch gegenüberstanden. Grønland ist unter anderem als Insel dargestellt. – Dass Grønland eine Insel ist, haben wir erst viel später erfahren. In der Wikingerzeit und lange danach war es nicht bekannt“, sagt Kasper H. Andersen.

Im Laufe der Zeit haben mehrere Studien gezeigt, dass die Tinte, mit der die Karte beschrieben wird, Substanzen enthält, die vor dem 20. Jahrhundert noch nicht in Tinte verwendet wurden. Das ist auch die Schlussfolgerung, zu der die Forscher jetzt kommen. Daher glauben sie, dass es keinen Zweifel gibt, dass die Karte gefälscht ist. Doch wer sich hinter der Karte verbirgt, wissen die Forscher nicht.

Die Wikinger wren immer noch die Ersten in Amerika, denn die Vinlandkarte ist bei weitem nicht der einzige Beweis dafür, dass die Wikinger die ersten Europäer in Amerika waren.

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VINLAND

Vinland wird unter anderem in einigen isländischen Sagen beschrieben.

Die Wikinger beschrieben das Land als reiches und fruchtbares Land. Und der Name Vinland könnte daher kommen, dass sie auf wilde Reben gestoßen sind.

Quelle: Kasper H. Andersen, Historiker am Moesgaard Museum

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„Der Grund, warum sie eine solche Karte für echt hielten, liegt vielleicht gerade darin, dass es Beweise dafür gibt, dass die Wikinger in Amerika waren. Es wird in einigen isländischen Sagen ausführlich beschrieben“, sagt Kasper H. Andersen. „Einige Texte wurden erstmals im 13. Jahrhundert niedergeschrieben. Sie beschreiben zum Beispiel Erik den Roten und die Besiedlung Grønlands und Islands durch die Nordländer, und wie man in diesem Zusammenhang ein Land weiter westlich entdeckt“, fährt er fort.

Kasper H. Andersen verweist auch auf ein norddeutsches Geschichtswerk um das Jahr 1075 über das Erzbistum in der Geschichte Hamburg-Bremens. „ Hier beschreibt der Autor unter anderem, wie die Nordländer bis nach Grønland gelangten und dass es weiter westlich ein Land mit dem Namen Vinland gab“, sagt er.

Darüber hinaus haben mehrere archäologische Funde bestätigt, dass die Wikinger nach Nordamerika kamen. „Unter anderem wurde in der Gegend namens L’Anse aux Meadows in Neufundland eine Wikingersiedlung gefunden“, sagt Kasper H. Andersen.

Quelle: Danmarks Radio – übersetzt und veröffentlicht von

Günter Schwarz – 01.10.2021

Fotos: Danmarks Radio