Fischer glauben, dass Raubtiere wie Robben und Kormorane für den geringen Dorschbestand verantwortlich sind. Doch das Problem liegt nach Ansicht von Meeresforschern an einem ganz anderen Ort.

Am heutigen Dienstag entscheiden die Fischereiminister der EU-Mitgliedsstaaten, ob die Dorschquoten in der Ostsee um 92 Prozent gesenkt werden. Der Vorschlag stammt von der Europäischen Kommission und ist auf den rückläufigen Dorschbestand zurückzuführen.

Aber weniger Quoten sind laut Bo Johansen, Fischer auf Bornholm, keine Lösung. Er weist auf zwei Raubtiere als Verantwortliche für die geringe Population hin: Robben und die Vogelart Kormoran. Sie fressen den Dorsch, erzählt er TV 2. „Seit 15 Jahren erklären wir, was das Problem mit Robben und Kormoranen ist. Wenn sie also etwas dagegen tun, kommen die Fische wieder“, sagt Bo Johansen.

Das gleiche Argument wurde in den letzten Jahren wiederholt von lokalen Vorsitzenden von Fischereiverbänden unter anderem auf Bornholm und Østjylland (Ostjütland) vorgebracht. Allerdings stimmen nicht alle mit der Aussage des Fischers überein.

Fragt man Jonas Teilmann, der Meeresbewohner an der Universität Aarhus erforscht, sind es nicht die beiden Arten, die für den geringen Dorschbestand verantwortlich sind. „Der Kormoran frisst ein bisschen Dorsch, und die Robben fressen auch Dorsch. Aber wenn man sich darauf verlässt, fangen die Fischer weit mehr Dorsch, als die Robben und Kormorane fressen können“, sagt er.

Fischer sind das größte Raubtier, wenn es um Dorsch geht, heißt es. „Absurd“, die Natur anzuklagen, findet der Forscher. Es sei Teil des natürlichen Ökosystems, dass Robben und Kormorane den Dorsch fressen, sagt Jonas Teilmann. Daher ist es völlig falsch, den schrumpfenden Bestand der Natur zuzuschreiben.

„Es ist eine schwierige Situation, aber es ist absurd zu sagen, dass ein natürlicher Teil des Ökosystems wie Robben und Kormorane das Hauptproblem für das Verschwinden eines Fisches ist. So geht es nicht, sagt Jonas Teilmann. Stattdessen sollte man sich die Probleme anschauen, die unter der Meeresoberfläche lauern, sagt Jonas Teilmann.

Er weist unter anderem auf die Sauerstoffverhältnisse im Meer hin, die den Fischen das Überleben erschweren. „Auf großen Teilen des Meeresbodens wurde ein gepflügtes Feld angelegt, das die Erhaltung des natürlichen Ökosystems erschwert. Und dann seien da noch der Dorschfang, der Sauerstoffmangel und die Temperaturerhöhungen, was bedeutet, dass sich das Gleichgewicht verschoben hat“, sagt er.

Auch der Vorschlag der EU-Kommission zur Reduzierung der Dorsch-Quoten sei nicht die einzige Lösung, damit Dorsch wieder in die Ostsee zurückfinde, so der Forscher. „Die reduzierten Fangquoten müssen mit der Verbesserung der Meeresumwelt einhergehen, die sich in einem wirklich schlechten Zustand befindet. Und dann haben wir die Möglichkeit, den Kabeljau für eine gewisse Zeit in Ruhe zu lassen. Dann haben Sie alles getan, um den Dorsch zurückzubekommen“, sagt er.

„Die DTU Aqua überwacht kontinuierlich den Fischbestand in dänischen Gewässern. Und sie hätten die umfassende neue Quotenpflicht vorhersehen können, wenn ihre Berechnungsmodelle für den Dorschbestand optimal funktioniert hätten“, sagt Marie Storr-Paulsen, Bereichsleiterin Monitoring und Daten bei DTU Aqua.

Die auf ihren Berechnungsmodellen basierenden Messungen werden an den Internationalen Rat für Meeresforschung ICES weitergegeben, der Empfehlungen für EU-Fischereiquoten ausspricht. „Unsere Modelle waren nicht so gut, wie wir dachten, wie viele Dorsch noch übrig ist“, sagt Marie Storr-Paulsen. Daher wurde ein besseres Bild vom Dorschbestand gezeichnet, als tatsächlich unter dem Meeresspiegel zu finden sind.

Im Jahr 2021 betrug die Dorschquote in der gesamten westlichen Ostsee etwa 4.000 Tonnen. Diese Quote teilen sich Dänemark, Deutschland, Schweden und Polen. Dänemarks Anteil an dieser Quote beträgt 1.746 Tonnen. Diese Quote soll 2022 auf 326 Tonnen und für Dänemark 2022 auf 141 Tonnen reduziert werden.

Quelle: TV2 – übersetzt und bearbeitet von

Günter Schwarz – 12.10.2021

Foto: TV2