2019 kehrte der große Bruder einer der inzwischen evakuierten Familien aus Syrien nach Dänemark zurück. Politiets Efterretningstjeneste (PET / Dänischer Innennachrichtendienst) half, sich von seinem neuen Zuhause zu verabschieden. Eine der drei Kommunen, die nun für ein sicheres Zuhause für die evakuierten Kinder aus Syrien sorgen müssen, hat es schon früher versucht.

Vor zwei Jahren war es ein 13-jähriger Junge, der der große Bruder in einer der drei Kindergruppen ist. Der Kommune in Ostjütland wurde im Frühsommer 2019 mitgeteilt, dass die dänischen Behörden den Jungen, der nach einem Rückenschuss im Flüchtlingslager al-Hol erkrankt war, evakuieren würden.

Jetzt – etwas mehr als zwei Jahre später – ist die Kommune für das Schicksal der sieben verbliebenen Kinder der Familie und ihrer Mutter verantwortlich. Sie kamen vergangene Woche am frühen Donnerstagmorgen mit zwei anderen Müttern und ihren Kindern in Dänemark an, nachdem sie von einem US-Militärflugzeug aus Syrien gebracht worden waren.

Der Prozess, der jetzt läuft, ist streng geheim. Gleiches gilt für die Frage, woher in Dänemark die Familien eigentlich kamen, bevor die Eltern mit ihren Kindern nach Syrien reisten und sich der Terrororganisation Islamischer Staat anschlossen. Als die Behörden am Donnerstag eine gemeinsame Pressekonferenz über die Evakuierung abhielten, sagte die Direktorin der Socialstyrelsen (Sozialbehörde), Ellen Klarskov Lauritzen: „Sie brauchen in erster Linie Ruhe, Geborgenheit und Fürsorge. Die Kinder waren einem großen Druck ausgesetzt. Sie haben schwere Vorfälle erlebt.

Basierend auf Gesprächen mit einer Reihe von Quellen kann TV 2 über den Prozess berichten, als das erste Kind vor zwei Jahren aus Syrien kam. Damals wog er nach Angaben von Ekstra Bladet gerade einmal 35 Kilo. Die erste Station des schwer geschwächten 13-jährigen Jungen in Dänemark war das Universitätskrankenhaus Odense.

Die syrischen Frauen und ihre Kinder auf dem Weg nach Dänemark. Foto: TV 2

Unterdessen begannen die Behörden in der østjysk (ostjütischen) Kommune, in der er vor seiner Abreise nach Syrien gelebt hatte, für die Zukunft zu planen. Für die Rückkehr hilfebedürftiger Kinder nach Dänemark ist immer die Kommune zuständig, in der Sie zuletzt eine Anschrift hatten. Danach könnten die Ermittlungen beginnen.

Die Kommue begann, den Zustand des Jungen medizinisch und sozial zu beurteilen – unter anderem um beurteilen zu können, ob er so geschwächt war, dass eine Unterbringung in einer sozialen Einrichtung mit Behandlungsmöglichkeit erforderlich war. Aber es stellte sich heraus, dass er wahrscheinlich in einem normalen Haushalt gut funktionieren würde und dass dieses Zuhause in seiner eigenen Familie gefunden werden könnte, weil es einfallsreiche Leute gab. Die Großeltern des Jungen wollten ihrem Enkel nach seinen schrecklichen Jahren in Syrien ein neues Zuhause schaffen, und die Ermittlungen der Kommune ergaben, dass sie die Fähigkeiten dazu hatten.

Nun war der Polizeigeheimdienst an der Reihe. Es sei wichtig zu klären, ob die Großeltern an der Entscheidung der Familie beteiligt waren, nach Syrien zu gehen und sich der Terrororganisation Islamischer Staat anzuschließen. Und ob deshalb zu befürchten wäre, dass sie der Integration des Enkels in die dänische Gesellschaft entgegenwirken würden.

Es sei durchaus üblich, dass der Polizeinachrichtendienst (PET) in solchen Fällen involviert sei, sagt der Kriminologe Kasper Fisker, der als Berater der Kommune Albertslund unter anderem gegen Radikalisierung arbeitet. „PET steht oben an und m acht, was die PET für notwendig hält. Diese ganze Struktur sei bereit für Familien, die in dieser Situation nach Hause kommen“, sagt er.

Kasper Fisker, der selbst einen Hintergrund bei PET hat, glaubt, dass die neu angekommenen Kinder noch so jung sind, dass derzeit keine große Gefahr besteht, dass sie radikalisiert werden. Wenn Kinder jedoch aus Syrien nach Hause zurückkehren, wird PET oft daran beteiligt, die Risiken einer unangemessenen Entwicklung zu beseitigen, wenn ein neues Zuhause für die zurückgekehrten Kinder errichtet werden soll.

„Man habe immer ein Auge dafür, außerdem haben alle Außendienstmitarbeiter in Dänemark ein Auge für Radikalisierungsspuren“, sagt Kasper Fisker. Im Fall des 13-jährigen Jungen verabschiedete sich der Geheimdienst von den Großeltern. Dieses ebnete den Weg für ein neues Zuhause, als die Behandlungen im Universitätskrankenhaus Odense beendet waren.

Der Junge konnte zu seinen Großeltern ziehen, die in einer anderen Kommune in Jylland (Jütland) leben. Anders sieht es bei den Geschwistern aus, die am frühen Donnerstagmorgen in Dänemark gelandet sind. Hier begleitete ihre Mutter die Kinder bis zu ihrer Vernehmung und Festnahme am Donnerstagmittag beim Gericht in Kolding. Die Ankunft in Dänemark beginnt daher mit einem Bruch mit der Person, die seit einigen Jahren die wichtigste Bezugsperson ist.

Auf der Pressekonferenz am Donnerstag in Kopenhagen betonte Ellen Klarskov Lauritzen jedoch: „Dieses ist eine Situation, mit der sich die Socialstyrelsen auseinanderzusetzen haben. Das sei die Aufgabe, die die Socialstyrelsen in den Kommunen des Landes bereits erledigen“, sagte sie.

Der Polizeinachrichtendienst will sich zu seiner Rolle im Zusammenhang mit den beiden Evakuierungen nicht äußern.

Quelle: TV2 – übersetzt und bearbeitet von

Günter Schwarz – 12.10.2021

Fotos: TV2