(Ribe) – Nach wiederholten Verschiebungen beginnt das Volksversammlung heute in Ribe. Ein Dozent unterstreicht die Probleme der deutschen Minderheit. Sie sollte letztes Jahr stattfinden, aber die Corona-Pandemie kam dazwischen. Dann sollte sie im Frühjahr von 2021 nachgeholt werden, aber die Pandemie war immer noch da.

Aber heute ist es schließlich gelungen, die Türen für die Volksbesprechung „Grenze“ in Ribe anlässlich des 101-Jubiläums der Wiedervereinigung Dänemarks zu öffnen. Das Treffen findet am 14. bis 17. Oktober statt. In der Stadt sind verschiedene Aktivitäten, Konzerte und Vorträge vorgesehen.

Einen der Vorträge findet von Harro Hallmann, Sekretariatleiter für den Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN) statt, der die Hauptorganisation der deutschen Minderheit ist.

Etwa 15.000 Menschen leben in Südjütland, die Teil der deutschen Minderheit sind. Sie verfügen über deutsche Schulen und Kindergärten sowie Einrichtungen, die deutsche Sprache und Kultur im nationalen Sinn zu schützen.

Aber sie haben auch Forderungen. Obwohl die Corona-Pandemie langsam zurückgeht, hat sie sehr auf die Grenze zwischen Dänemark und Deutschland ausgewirkt, da die Grenzkontrollen verschärft wurden, um die Infektionen unten zu halten. Signe von Oettingen, Pastorin in der Ribe Domkirke, Sekretariatleiterin für den Bund und Mitglied der deutschen Minderheit erzählt: „Während der Pandemie die Grenzevon beiden Seiten zu schließen, stoppte nichts.“

Seit Januar 2016 ist es viel schwieriger geworden, im Grenzland zwischen Dänemark und Deutschland zu pendeln. Während der Pandemie wurde es extrem schwierig. Foto: Jakob Schjød-Pedersen, TV SYD

Harro Hallmann stimmt ihr zu. Ihm zufolge ist ser BDN in den letzten 10 Jahren auf die Sprachpolitik konzentriert, obwohl der europäische Sprachpakt das Recht der Minderheit berücksichtigt, Deutsch in Dänemark zu sprechen. „Der Sprachpakt gibt uns Rechte, aber wir müssen trotzdem dafür kämpfen“, sagt er.

Konkrete Situationen sind, in denen zum Beispiel die älteren Menschen aus der Minderheit im Pflegeheim von deutschsprachlichen Mitarbeitern gepflegt werden. Es kann auch Situationen geben, in denen Menschen aus der Minderheit in den Angestellten in öffentlichen Institutionen begegnen, die nicht über die Rechte der Minderheit wissen.

„Es gibt immer noch viele, die unsere Institutionen kritisch ansehen und glauben, dass wir eine Parallelgesellschaft sind. Aber das sind wir nicht“, sagt Harro Hallmann. Er glaubt, dass die Minderheit in der dänischen Gesellschaft einerseits gut integriert ist, aber andererseits auch tägliche Herausforderung begegnet.

„Viele von uns haben dänische Freunde, dänische Arbeitgeber und lesen dänische und deutsche Zeitungen. Die Herausforderung besteht darin, das Gleichgewicht zwischen Integration zu finden und nicht assimiliert zu werden“, fährt Harro Hallmann fort.

Zur Assimilation wird zum Beispiel eine Bevölkerungsgruppe in eine andere integriert, indem sie ihre ursprünglichen Eigenschaften wie Sprache, Kultur und dergleichen aufgibt. „Es ist ein täglicher Kampf, an der deutschen Sprache festzuhalten“, sagt Harro Hallmann.

Es gibt jedoch auch Flecken in der Mitte des Kulturkampfes zwischen der Minderheit und den Dänen. Im Süden Jyllands (Jütlands) gibt es 13 deutschsprachige Grundschulen und ein Gymnasium und eine Abendschule.

Fakten über die deutsche Minderheit

  • Sie entstand bei der Teilung Schleswigs basierend auf dem Referendum von 1920.
  • Die Minderheit nennt Sønderjylland (Südjütland) auch Nordschleswig (Nordsjleswig). wt ca. 15.000 deutschsprachige Menschen leben.
  • Deutsch ist laut internationalen Abkommen keine Fremdsprache im Süden Jyllands (Jütlands).
  • Sie verstehen sich als treue dänische Staatsangehörige mit einer starken regionalen deutchenVerankerung wahr.
  • Vertreten wird die Minderheit vom Bund Deutscher Nordschleswiger und der Slesvigsk Parti (Schleswiger Partei).
  • Sie hat eigene Kindergärten und Schulen, die wichtige Institutionen für die Verbreitung deutscher Kultur und Sprache sind.

Quelle: www.bdn.dk.

Die Grundschulen hatten am 1. September 2021 1.359 Schüler. Im Jahr 2017 gab es 1.272 Schüler. Es ist ein Anstieg von 7 Prozent. Laut Harro Hallmann gab es seit fast 25 Jahren nicht so viele Schüler in den deutschen Schulen. Und deshalb sieht er eine gute zukünftige Perspektive für die Minderheit.

„Solange es Schüler in unseren Schulen gibt, gibt es eine Zukunft für die Minderheit. Es ist in Schulen und in Institutionen, in denen die Kinder Deutsch für die nächsten Generationen lernen“, sagt er. Er erwähnt jedoch noch eine weitere Forderung.

So sah es 2017 vor der Ribe Domkirke beim Volkstreffen aus. Foto: Folmer Iversen

Weil all diese Kinder sich irgendwann in Sønderjylland (Südjütland) einrichten werden, weist er darauf hin, dass die rund 15.000 Deutschen in Sønderjylland eine Vielfalt an Werten schaffen, indem die dänische Kultur angereichert wird und die Region zu etwas Besonderem macht.

„Wenn sie nicht zustimmen, ist es schwierig, jeden davon überzeugen, dass es sinnvoll ist, sich an die deutsche Sprache zu halten. Grundsätzlich gibt es keinen Unterschied, um dänisch zu bleiben, wenn er von so wenigen Menschen auf der Welt gesprochen wird“, sagt Harro Hallmann.

Quelle: TV2 SYD – übersetzt und bearbeitet von

Günter Schwarz – 14.10.2021

Fotos: TV SYD