Dem Professor fehlen Belege dafür, dass jüngere Kohorten vom dritten Plug profitieren, den die Behörden nun allen Dänen anbieten. Die Nachricht, dass die gesamte dänische Bevölkerung eingeladen wird, eine dritte Injektion des Coronarimpfstoffs zu erhalten, lässt den Professor für Infektionskrankheiten am Rigshospitalet, Jens Lundgren, eine Warnung aussprechen.

Es ist beruflich sinnvoll, so der Professor, Menschen über 65 Jahren sowie Gesundheits- und Seniorenpersonal die dritte Impfung zu geben, wie es ursprünglich vorgesehen war. Andererseits ist er skeptisch, ob der jüngere Teil der Bevölkerung auch eine weitere Impfdosis einnehmen soll. Der Professor äußert sich besorgt, dass die Bevölkerung mit zu vielen Impfungen überbehandelt wird.

„Da müssen wir nur noch die Balance finden. Es ist sinnvoll, den älteren Teil der Bevölkerung jetzt zu impfen, weil sie am stärksten gefährdet sind. Aber uns fehlt der endgültige fachliche Beweis, dass es sinnvoll ist, es auch auf jüngere Altersgruppen zu übertragen“, sagt Jens Lundgren, der selbst an den Diskussionen der Sundhedsstyrelsen (Gesundheits- und Arzneimittelbehörde) zu diesem Thema beteiligt war.

Der Professor rechnet mit einer Klärung in den nächsten Monaten. Und dann können sie fundiertere Entscheidungen treffen, so wie beim Start des nationalen Impfprogramms im Dezember letzten Jahres. „Damals hatten wir gute Kenntnisse über das, was wir taten. An diesem Grundsatz müssen wir festhalten“, sagt Jens Lundgren.

„Medikamente sollten grundsätzlich nicht mehr als unbedingt nötig eingenommen werden, da es bei allen Medikamenten Nebenwirkungen gibt“, heißt es von dem Professor, und er fährt fort: „Es ist gute medizinische Gepflogenheit, nicht zu übertreiben. Sowohl kurz- als auch langfristig. Denn die Menschen müssen erfahren, dass Medikamente – auch Impfstoffe – ihnen tatsächlich helfen.“

Es ist sinnvoll, den älteren Teil der Bevölkerung jetzt zu impfen, weil sie am anfälligsten sind. Aber uns fehlt der endgültige fachliche Beweis, dass es sinnvoll ist, auch auf jüngere Altersgruppen auszurollen, sagt Jens Lundgren Foto: Niels Christian Vilmann

Jens Lundgren erklärt, dass niemand genau weiß, wann der dritte Stich im Verhältnis zu den ersten beiden gegeben werden sollte. Die Sundhedsstyrelsen haben festgestellt, dass sechs Monate und 14 Tage das ideale Intervall zwischen der zweiten und dritten Impfung sind. Aber der Rahmen beträgt tatsächlich zwischen sechs und neun Monaten. Deshalb sollten die Dänen nicht nervös werden, wenn sie den dritten Stich nicht genau sechs Monate nach dem zweiten erhalten“, meint Jens Lundgren.

Was ist entscheidend für das Timing eines möglichen dritten Stichs?

  • Zeit: Erkenntnisse aus Studien und klinischen Studien zeigen, dass der Antikörperspiegel nach einer Impfung gegen Covid-19 im Laufe der Zeit abnimmt, jedoch ist noch unklar, welcher Antikörperspiegel genau vor Covid-19 schützt.
  • Alter: Die Immunantwort nach der Impfung ist altersabhängig. Die schwächste und am kürzesten andauernde Immunantwort wird im Allgemeinen bei den Ältesten beobachtet, während Kinder und Jugendliche im Allgemeinen eine effektivere Immunantwort haben.
  • Menschen mit ausgewählten Krankheiten und Zuständen: Menschen mit einigen Krankheiten und Zuständen können nach der ersten Impfung gegen Covid-19 eine unzureichende Immunantwort haben.
  • Gleichzeitig haben einige dieser Menschen ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf, wenn sie an Covid-19 erkranken.
  • Virusvarianten und Mutationen: Neue Virusvarianten können zu einer erhöhten Infektionsausbreitung, vermehrten Erkrankungen und Todesfällen, einer verringerten Empfindlichkeit gegenüber Antikörpern und einer verringerten Wirksamkeit der Impfstoffe führen.

Quelle: Hinweis, SST

Als nächste dritte Impfung werden Personen in der Altersgruppe 65-84 Jahre sowie Gesundheits- und Seniorenpersonal hinzugezogen. Pflegeheimbewohner sowie Dänen über 84 und Menschen mit stark geschwächtem Immunsystem haben bereits eine Einladung erhalten, einen dritten Booster-Stich in dem Oberarm zu bekommen.

Ebenso wurden die fast 50.000 Dänen, die den Einzeldosis-Impfstoff von Johnson & Johnson im Rahmen des freiwilligen optionalen Programms erhalten haben, früher zu einer zusätzlichen Nachimpfung gerufen. Es ist noch unklar, wann Menschen unter 65 Jahren, die nicht im Gesundheits- und Seniorenbereich arbeiten, zu einer dritten Impfung gerufen werden.

„Ob wir uns in den kommenden Jahren mit zusätzlichen Boostern auf den Weg machen sollten, sei noch unklar“, so der Professor. Er weist darauf hin, dass es auch bei anderen Impfstoffen der Fall sei, beispielsweise beim Impfstoff gegen der infektiösen Hepatitis, bei der drei Stiche eine lebenslange Immunität gewährleisten. „Ob es bei diesem Impfstoff auch der Fall ist, wissen wir in der Natur der Sache nicht. Wir experimentieren noch, und jetzt haben wir uns Entscheidungen und Überlegungen zum dritten Stich einfallen lassen“, heißt es von Jens Lundgren.

Quelle: Megaphone, 29. und 30. September 2021

Gleichzeitig werden weltweit intensive Forschungsanstrengungen fortgesetzt, um mehr Beweise für das Coronavirus und den Impfstoff zu seiner Bekämpfung zu erbringen. Denn auch wenn es sich in Dänemark so anfühlen mag, wir sind noch lange nicht auf der anderen Seite der Corona-Pandemie, warnt Jens Lundgren.

Nach Angaben des Professors gibt es weltweit immer noch zwischen acht und 15 Millionen Fälle einer Coronavirus-Infektion pro Woche. „Es läuft dort ungehindert weiter. Die Welt muss davon ausgehen, sie zu bekämpfen, besteht darin, Immunität zu schaffen – entweder durch Impfstoffe oder durch Menschen, die sich infizieren“, sagt er

Quelle: TV2 – übersetzt und bearbeitet von

Günter Schwarz – 16.10.2021

Fotos: TV2