Das ist für die Dänen das Wichtigste in der kommunalen Klimapolitik
2019 wurde bei der Folketingswahl das Thema Klima ganz vorn bei den Wählern. Jetzt hat sich der gleiche Trend auf die Kommunalwahlen, die am 16. November 2021 in Dänemark stattfinden, ausgeweitet. Das Klima ist damit auf die dänische kommunale politische Agenda gerückt.
Vier von zehn Dänen sind der Meinung, dass die Kommunen zu wenig für die grüne Wende tun. Das zeigt eine Megafon-Umfrage, die für TV 2 im Zusammenhang mit den Kommunalwahlen erstellt wurde. Vor allem der Strombetrieb von Bussen und Kommunalautos, mehr Ladestationen und Stellplätze für Elektroautos sowie die Neuanpflanzung von Wald stehen ganz oben auf der Agenda. Die grüne Kommunaltransformation halten die Hälfte der Befragten für am wichtigsten.
Dass gerade die drei Themen bei vielen ganz oben auf der Liste stehen, liegt daran, dass es etwas Konkretes in einer großen Debatte ist. Diese Meinung von Ulrik Kjær, Professor und Kommunalforscher an der Syddansk Universitet (SDU),weist beispielsweise auf einen Baum hin, den eine Kommune pflanzen kann. „Ein Baum ist etwas, das man sehen oder nicht sehen kann“, sagt er.
Der Trend zeigte sich bereits 2019 bei den Parlamentswahlen zum Folketing, die als „Klimawahlen“ bekannt wurden. Doch nun glaubt Ulrik Kjær, dass sich das Thema global, national und kommunal „weiter im Volk eingelebt“ hat. Er bezweifelt, dass die Klimadebatte darüber entscheiden wird, welche Parteien in verschiedenen Stadträten Mehrheiten bekommen. Im Gegenzug glaubt er, dass die grünen Fragen für einzelne Kandidaten eine große Rolle spielen können.
„Obwohl viele Klimafragen globale Antworten erfordern, spielen auch die Kommunen eine Rolle in der Klimafrage“, sagt Ulrik Kjær. Er weist darauf hin, dass sich die Kommunen neben der Aufforstung und dem Elektrotransport auf Biodiversität, Mülltrennung und Küstenschutz konzentrieren können. Doch die guten Klimaabsichten können auf Probleme stoßen, wenn sie der Realität in den Kommunen nicht treffen.
„Es handelt sich um eine Gewissensfrage – wenn beispielsweise die Aufforstung mehrere Stunden Freizeit nach der Arbeit kostet. Dann kommt es zu einer echten politischen Diskussion darüber, wie weit man für die grüne Wende gehen will“, sagt Ulrik Kjær.
Ziele lohnen sich am meisten, wenn sie erreicht werden können. Dieses geschah unter anderem sowohl in Odense als auch in der Kommune Aarhus, die mit ihren Aufforstungszielen im Rückstand sind. Der Stadtrat von Aarhus hat 2009 beschlossen, dass es 2030 in Aarhus 3.200 Hektar mehr Wald geben soll. In den vergangenen 12 Jahren wurden aber nur 700 Hektar gepflanzt.
Und obwohl es noch neun Jahre Zeit ist, bis das Ziel erreicht werden muss, ist Aufforstung ein Bild dessen, was in der kommunalen Klimapolitik oft passiert, heißt es. Die Danmarks Naturfredningsforening (Dänische Gesellschaft für Naturschutz) glaubt nicht, dass die Ziele viel wert sind, wenn sie nicht verwirklicht werden.
„Für Natur und Klima zählt, dass man die Ziele erreicht“, sagt Lars Midtiby, Geschäftsführer des Vereins. Abholzung im Jahr 2030 stoppen. Nicht nur dänische Kommunalpolitiker und Wähler setzen auf das Klima. Im Moment versammeln sich die Staats- und Regierungschefs der Welt im schottischen Glasgow zum Klimagipfel COP26. Hier wurde am Mittwoch ein Abkommen unterzeichnet, um die Entwaldung vor 2030 zu stoppen und die Wälder der Erde wiederherzustellen.
85 Prozent der gesamten Waldfläche der Erde fallen unter das Abkommen. Es umfasst Wälder mit einer Gesamtfläche von über 33 Millionen Quadratkilometern. Von den nördlichen Wäldern Kanadas und Russlands bis zu den tropischen Regenwäldern Indonesiens, Brasiliens, Kolumbiens und der Demokratischen Republik Kongo.
Quelle TV NORD – übersetzt und veröffentlicht von
Gü Schwarz – 02.11.2921
Fotos: TV NORD