(Haderslev) – Der Gewinn aus den Windrädern muss an die Nachbarn gehen, heißt es in dem Vorschlag. 34 riesige Windkraftanlagen von 180 Metern sollen nach dem Willen der deutschen Minderheitspartei Slesvigsk Parti (SP / Schleswigsche Partei) in Kastrup Tiset Enge südlich von Gram entstehen. Dafür geht zumindest die Slesvigsk Parti in der Kommune Haderslev zur Urne, wenn am 16. November die Häkchen bei der Kommunalwahl gesetzt werden.

„Es ist ein dafür geeigneter Bereich, denn hier in der Kommune Haderslev können wir diese 34 Windräder am besten platzieren“, sagt Carsten Leth Schmidt, heute Stadtrat der Kommune Haderslev für die deutsche Minderheitenpartei.

Aber es ist ein bisschen wie ein Wespennest, dass die Slesvigsk Parti sich durchgesetzt hat, denn man hatte nur vier Jahre Zeit, um zu sehen, dass im Stadtrat der Windpark in Kastrup Tiset Enge wieder auf der Tagesordnung stand. Damals war geplant, 39 Windkraftanlagen in dem Gebiet zu platzieren. Ein Vorschlag, der von Tausenden wütenden Nachbarn aus der Gegend abgelehnt wurde. Kurz vor der Kommunalwahl 2017 wurden die Pläne dann auch im Stadtrat abgelehnt und stattdessen beschlossen, die 17 alten Windräder, die bereits in der Gegend stehen, zu erneuern – allerdings nur mit Windrädern, die maximal 130 Meter hoch sind. Dieses ist jedoch noch nicht geschehen.

Und der Vorschlag der Slesvigsk Parti sorgt auch bei Mads Peter Ingemann Olesen für Empörung. Bis vor wenigen Jahren lebte er in Kastrup Tiset Enge, doch nach mehreren Jahren der Unsicherheit entschieden er und seine Frau wegzuziehen. Sie wagten nichts anderes, aus Angst, riesige Windturbinen in den Hinterhof zu bekommen. „Ich bin fassungslos, dass Sie so etwas aufnehmen können. Und ich bin schockiert, dass es jemals wieder auf den Tisch gebracht wird. Sie sollten sich schämen“, sagt Mads Peter Ingemann Olesen.

Deshalb erhält die Slesvigsk Parti auch vom sozialdemokratischen Bürgermeisterkandidaten und amtierenden Stadtrat Henrik Rønnow eine klare Absage. Die Socialdemokraterne in der Kommune Haderslev werden den Vorschlag nicht unterstützen. „Es ist völlig inakzeptabel, einen solchen Vorschlag zu machen. Es ist nicht nötig, diese Debatte noch einmal zu beginnen. Wir haben es den Bürgern da draußen versprochen“, sagt er.

Und selbst bei der rechtsliberalen Partei Venstre, die derzeit den Bürgermeisterposten innehat, ist nicht viel Rückhalt zu gewinnen, so bestätigt der Bürgermeisterkandidat Mads Skau: „Wir wollen an den beschlossenen 17 Windrädern festhalten, ich finde, 34 Windräder klingen heftig.“

Doch weder wütende Nachbarn noch die Opposition der anderen Parteien schrecken Carsten Leth Schmidt ab – er werde es diesmal anders machen und die Bürger einbeziehen, sagt er. „Ich kann gut verstehen, dass die Bürger klar nein gesagt haben, weil es ein Projekt war, das sie umgangen hat. Aber wir wollen es jetzt ganz anders machen. Die Nachbarn müssen es sein, die mit den Mühlen Geld verdienen“, sagt er und fügt hinzu, dass sie gemeinsam mit den Nachbarn eine Lösung finden müssen, um die Gewinne dort draußen zu verteilen.

Steigende Strompreise haben laut Carsten Leth Schmidt seither die Rahmenbedingungen verändert, und die Chance, auch mit Strom Geld zu verdienen, sei zu groß, um sie zu ignorieren. „Mit dem Potenzial, das jetzt vorhanden ist, müssen wir wieder mit den Bürgern sprechen. So können wir herausfinden, wie wir das Geld verteilen können, damit die Bürger angemessen entschädigt werden und tatsächlich davon profitieren“, sagt er.

Die linksliberale Radikale Linke lehnt den Plan nicht ab, denn sie war auch damals ein großer Befürworter der Errichtung eines Windparks in Kastrup Tiset Enge, als das Thema bereits 2016-17 diskutiert wurde. Und sie scheuen sich auch nicht, das Thema wieder aufzugreifen, heißt es von dem amtierenden Stadtrat Børge Koch (Radikale Venstre).

„Ich sage nicht nein, aber ich glaube nicht, dass es der richtige Weg ist, zu sagen, wohin, wie viele und wie hoch sie sein sollen. Aus der Erfahrung aus der Vergangenheit, müssen wir einen anderen Weg finden. Wir müssen zuerst in den Dialog mit den Bürgern treten“, sagt er.

Und Carsten Leth Schmidt stimmt dem voll und ganz zu, und man darf keine Zeit verlieren, meint er. Für eine grüne Zukunft ist es entscheidend, dass bei Kastrup Tiset Enge mehr Windkraftanlagen aufgestellt werden. „Wir müssen mit offenen Augen darauf eingehen. Sonst verschenken wir eine Riesenchance“, sagt er.

Quelle: Danmarks Radio – übersetzt und veröffentlicht von

Günter Schwarz – 07.11.2921

Foto: Danmarks Radio