(Tönning) – Vier Jugendliche hörten am Freitagabend Hilferufe im Hafen von Tönning im Kreis Nordfriesland. Ein Mann war über Bord gegangen. Die Jugendlichen halfen ohne zu zögern und retteten ihm das Leben. Wenn die Schüler da nicht so schnell und äußerst beherzt zugepackt hätten, dann wäre der Mann ertrunken – und niemand hätte etwas bemerkt!

Am Freitagabend gegen 23:15 Uhr gingen die Jugendlichen Leon (15), Tom (15), Marzena (13) und Aurelia (14) am Tönninger Hafen entlang. Sie wollten eines der Mädchen, das dort in der Nähe wohnt, nach Hause bringen. Doch plötzlich hörten die Teenager Hilferufe aus dem Hafenbecken, sagte Leon. Als sie näher kamen, vernahmen sie weiterhin Hilferufe und Blubber-Geräusche aus dem Wasser.

Ein Mann war von seinem Boot „Willi“ über Bord gegangen und befand sich nun im Wasser zwischen seinem Schiff und der Kaimauer des Hafenbeckens. Beim Eintreffen der Jugendlichen konnte er seinen Kopf schon nicht mehr richtig über Wasser halten.

Zunächst hielten die Teenager ein paar Meter Abstand, umsich erst einmal einen Überblick verschaffen. „Da der Mann aber nicht auf unsere Ansprache eingegangen ist und uns auch nicht angeguckt hat und einfach nur weiter nach Hilfe rief, sind wir dann hingerannt“, schildert Leon die brenzlige Situation.

Als erstes sei Tom auf das Boot gesprungen und habe von dort aus den Kopf des Mannes über Wasser gehalten. Leon folgte seinem Freund und half ihm.. Währenddessen alarmierten die Mädchen über ein Handy die Feuerwehr.

Die Rettungstat der Jungs wurde auch noch vom Wetter erschwert. „Wind und Wellen drückten das Boot bei dem Hochwasser, was zu der Zeit herrschte, immer wieder gegen die Kaimauer. Wir mussten das Boot ständig mit großer Kraft von der Kaimauer wegstemmen, da es sonst den Mann zerquetscht hätte“, berichtet Leon. Das Boot sei auch nicht richtig gesichert gewesen, das habe die Feuerwehr erst gemacht.

„Der Mann hing da richtig blöd dazwischen, seine Beine waren unter dem Boot, nur sein Kopf kam noch davor raus“, erzählte Leon. 15 bis 20 Minuten dauerte es, bis die Feuerwehr eintraf, erinnert sich Einsatzleiter Lasse Martens: „Die Reaktion der Jugendlichen war für den Mann lebensrettend. Den Mann mit aller Kraft über Wasser zu halten und den Notruf absetzen, war das Beste, was sie machen konnten.“

Die Feuerwehr ist sich sicher, zu zweit hätten die beiden Jungen den Mann nicht aus dem Wasser ziehen können. „Dafür ist ein menschlicher Körper in nasser Kleidung einfach zu schwer und irgendwann fehlt einem bei zehn Grad Wassertemperatur auch die Kraft . Insofern haben die Jugendlichen alles richtig gemacht. Es ist eine 100 Prozent perfekte Leistung“, sagte Lasse Martens NDR Schleswig-Holstein.

Der Mann wurde stark unterkühlt in die Westküstenklinik des Heider Krankenhauses eingeliefert. Und auch an Leon und seinen Freunden ging die Rettungstat nicht spurlos vorüber. Sie hätten zunächst unter Schock gestanden und an Armen und Beinen gezittert. Auch die Situation am Tönninger Hafen mit Polizei und Feuerwehr sei krass gewesen, so Leon

„Jetzt geht es uns damit wieder ganz gut. Wir wissen nämlich auch, dass es dem Mann gut geht. Das hat uns echt erleichtert“, sagt er.

Die Nacht im Tönninger Hafen werden die vier Retter und der gerettete Mann mit Sicherheit nie wieder vergessen.

von

Günter Schwarz – 09.11.2921

Foto: Freiwillige Feuerwehr Tönning