Russische Botschaft untersucht Möglichkeit der Evakuierung der Besatzung
(Skagen) – Seit mehr als einer Woche liegt das russische Forschungsschiff „Akademik Ioffe“ vor dem Hafen von Skagen fest. Die Möglichkeit einer Evakuierung der 61 Personen an Bord wird nun untersucht. Das teilt die russische Botschaft in Dänemark TV2 Nord mit.
Das Forschungsschiff FS „Akademik Ioffe“ wird seit Montag, dem 1. November, auf Ersuchen des kanadischen Unternehmens „One Ocean Expeditions Inc.“ von den dänischen Behörden vor Skagen festgehalten, da es eine Forderung von etwa 40 Millionen Kronen (5,378 Mio. Euro) auf dem Schiff geltend macht. Das russische Schiff liegt daher seither vor Skagen vor Anker, da die Russen das Geld, das die Behörden für die Weiterfahrt benötigen, bislang nicht zahlen wollten.

„Sie sehen es als diplomatische Krise auf allerhöchstem Niveau und spielen mit dem Gedanken, dass sie mit einem Kriegsschiff kommen und dem festgenommenen Schiff helfen können“, sagt Militäranalytiker Anders Puck Nielsen von der Forsvarsakademiet (Verteidigungsakademie). An Bord der FS „Akademik Ioffe“ befinden sich 61 Personen. Nach Angaben der russischen Botschaft in Dänemark sind dies 38 Besatzungsmitglieder und 23 Wissenschaftler.
Die russische Botschaft teilte TV2 Nord mit, dass weder der Besatzung noch den Forschern an Bord von den dänischen Behörden restriktive Maßnahmen auferlegt wurden und die Frage ihrer Rückkehr nach Russland geprüft wird und die Botschaft bereit ist, die notwendige konsularische und rechtliche Unterstützung zu leisten während ihrer möglichen Evakuierung.
Aus dem Außenministerium heißt es: „Russland hat sich an uns gewandt.“ Das Außenministerium bestätigt gegenüber TV2 Nord, dass sich die russische Botschaft an das Ministerium gewandt hat, um sich unter anderem über die praktischen Aspekte zu informieren, wenn Menschen an Bord das Schiff verlassen und nach Russland zurückkehren wollen.
Das russische Forschungsschiff gehört der unabhängigen Organisation in Russland P.P. Shirshov Institute of Oceanology of Russian, im Besitz des russischen Staates. Die Forderung von 40 Millionen Kronen, die von der kanadischen Firma „One Ocean Expeditions Inc.“ geht zurück auf 2018. Damals hatte die „One Ocean Expeditions Inc.“ das Schiff mit Crew und Kapitän gechartert, wobei sie das Schiff für Kreuzfahrtexpeditionen nutzten.
Im Zusammenhang mit einer Expedition am 24. August 2018 lief das Schiff mit einer großen Gruppe von Passagieren an Bord nördlich von Kanada auf Grund. Laut einer Abschrift des Gerichtsbuchs des Gerichtsvollziehers in Hjørring, zu dem TV2 Nord Einsicht gewährt wurde, ist das Unternehmen der Meinung, dass die Besatzung an der Grundberührung schuld war, da sie die Seekarten nicht ausreichend berücksichtigten.
Erst einige Stunden später konnte das Schiff wieder freigeschleppt werden, und aufgrund des Schiffsschadens mussten sowohl die Restfahrt als auch die restlichen Saisonfahrten abgesagt werden. Dieses verursachte zusätzliche Kosten für das kanadische Unternehmen, das in Kanada eine Klage gegen die russischen Schiffseigner in Höhe von fast 40 Mio. Kronen eingereicht hat. Die Russen haben die Forderungnicht bezahlt.
Nach dem Gerichtsbuch des Gerichtsvollziehers war es den russischen Eignern nicht möglich, zu zahlen, und daher kam das kanadische Unternehmen zu dem Schluss, dass die Festsetzung des Schiffes erforderlich war, um ihre Ansprüche zu durchzusetzen. In der Vergangenheit wurde schon versucht, das Schiff in Portugal festzunehmen, aber es gelang ihm, den Hafen zu verlassen, bevor die prtugisischen Gerichte die Festnahme verkünden konnten.
In Skagen war die Festnahme möglich, als sich das russische Schiff am 1. November zur Treibstoffübernahme in dänischen Gewässern vor Skagen befand.
Quelle TV NORD – übersetzt und veröffentlicht von
Günter Schwarz – 09.11.2921
Fotos: TV NORD