(Kreis Segeberg) – Der Kreisfeuerwehrverband Segeberg hat für sein Einsatznachsorgeteam 15 neue Kennzeichnungswesten beschafft. Die Farbe violett ist die Farbe der Einsatznachsorge und der Notfallseelsorge.

Die Ersatzbeschaffung war notwendig geworden, da sich auf den alten Westen noch eine veraltete Beschriftung befand und sich im Einsatz eine fehlende Funktionalität gezeigt hatte. Neben der auswechselbaren Beschriftung durch Klettschilder verfügen die neuen Westen über eine Größenverstellung und Funkgerätetaschen. Diese haben sich z. B. gerade aktuell im Katastrophenschutzeinsatz an der Ahr als notwendig erwiesen. Eine Kameradin aus dem PSNV-E-Teams des KFV Segeberg ist dort im Einsatz gewesen.

Außerdem hat das Team einen neuen Moderationskoffer bekommen. Dieser wird bei den sog. Primärpräventionen eingesetzt, wenn z. B. Feuerwehranwärter*innen während ihrer Truppmann-Ausbildung über die Auswirkung von belastenden Einsätzen unterrichtet werden. Diese Ausbildung führt das Team ca. 5 – 10 Mal im Jahr durch.

Wofür steht eigentlich PSNV?

PSNV steht für Psychosoziale Notfallversorgung. Dieser Begriff wurde 2010 in einer bundesweiten Konsensuskonferenz als Oberbegriff für alle Dienste eingeführt, die sich mit der psychosozialen Unterstützung bei Notfällen befassen. Auslöser für die Zusammenarbeit aller betroffenen Organisationen, die im Notfalleinsatz tätig sind (Feuerwehren, Polizei, Rettungsdienst, Hilfsorganisationen, Kirche, Psychotherapeuten uvm.) war das ICE-Zugunglück in Eschede 1998, das den Bedarf an einer umfangreichen psychosozialen Unterstützung von Einsatzkräften und Betroffenen gezeigt hat. Die psychosoziale Notfallversorgung ist bundesweit einheitlich geregelt und in zwei Teile unterteilt. Die Hilfe nach belastenden Unglücksfällen für Betroffene, Zeugen, Ersthelfer, Angehörige oder Vermissende wird PSNV-B genannt und wird im Kreis Segeberg von den Kriseninterventionsteams der Maltesern und dem Deutschen Roten Kreuz sowie der Notfallseelsorge der evangelischen Kirche geleistet.

Die Hilfe nach belastenden Einsätzen für Einsatzkräfte wird PSNV-E genannt. Jede Organisation (z. B. Feuerwehr, THW, DLRG u. a.) hat dafür ihre eigenen speziell ausgebildeten Hilfskräfte (sog. Peers: der Begriff steht für gleichrangige Hilfskräfte aus den eigenen Reihen), die als Einsatznachsorgeteams fachspezifische Unterstützung liefern können.

Das Einsatznachsorgeteam des KFV Segeberg ist für die Mitglieder der Feuerwehren im Kreis Segeberg zuständig. Es wird bei Bedarf jedoch auch landes- oder bundesweit eingesetzt. So waren mehrere PSNV-E-Einsatzkräfte aus Schleswig-Holstein zur Unterstützung der Feuerwehr-Bereitschaften mit im Katastrophenschutzeinsatz an der Ahr.

Das Team im Kreis Segeberg besteht aktuell aus zehn ausgebildeten Peers und drei Anwärtern. Es steht den Feuerwehren jederzeit rund um die Uhr für eine Einsatznachsorge nach belastenden Einsätzen zur Verfügung. Die Alarmierung erfolgt z. B. nach Anforderung durch den Einsatzleiter über die Leitstelle West in Elmshorn oder durch einen direkten Anruf der PSNV-Notfallnummer 04551-956877. Diese Telefonnummer kann nicht nur für die gesamte Feuerwehr genutzt werden, sondern steht auch jedem einzelnen Kameraden für eine Unterstützung zur Verfügung.

Belastenden Einsätze werden dann als Einzel- oder Gruppengespräche in Form von kurzen oder ausführlichen Einsatznachsorgegesprächen bearbeitet. Kommt es im Verlauf nach einem Einsatz zu einer posttraumatischen Belastungsstörung, vermittelt das PSNV-E-Team sehr schnell eine weiterführende Behandlung durch Psychotherapeuten. Die Kosten dafür werden von der Hanseatische Feuerwehrunfallkasse Nord als dem zuständigen Unfallversicherungsträger für die Feuerwehren getragen.

Das Team führt 5 bis 10 Einsatznachsorgegespräche pro Jahr durch. Eine Vermittlung an eine weiterführende Hilfe ist nur in sehr selten erforderlich.

Quelle Pressemitteilung des Kreisfeuerwehrverbands Segeberg vom 28.11.2021 um 10:06 Uhr

überarbeitet und veröffentlicht von

Günter Schwarz – 28.11.2021

Fotos: Kreisfeuerwehrverband Segeberg