Fallen, Nervengift und Gewehrschüsse haben mehrere Raubvögel getötet. Jetzt kommen Vogelfreunde und Jäger zusammen, um die Tiere zu retten und Missverständnisse auszumerzen.

Sechs Jahre lang konnten vogelinteressierte Dänen das Leben live aus dem Nest eines Seeadlers in Saksfjed-Hyllekrog auf Lolland verfolgen. Über eine Webcam konnten sie den Lebenslauf in dem immer wieder mit Eiern gefüllten Nest verfolgen. Der weibliche Adler hat es geschafft, 13 Kinder großzuziehen – aber eines Tages war es vorbei.

Am 15. Februar 2019 wurde der geschützte Seeadler tot aufgefunden. Ein paar Tage hatte sie im Nest Lebenszeichen von sich gegeben, wo sie daran arbeitete, es für die nächste Brutsaison vorzubereiten. Jetzt lag der Vogel mit einem Geschoss im Körper und einer ganz frischen Blutung in einer Lache. Eine ähnliche Episode ereignete sich 2015. Hier wurde erstmals ein Seeadler mit einem Gewehr erschossen.

Als nächstes wurden ihm die Füße und der Kopf mit einem Messer abgeschnitten, um schließlich auf der Insel Lindholm unter einem Stapel Bretter und alter Paletten versteckt zu werden. Aber solch ein Töten von Seeadlern und Greifvögeln darf nie wieder vorkommen. Dies ist die Meinung der Dansk Ornitologisk Forening (DOF / Dänische Ornithologische Gesellschaft ) und Danmarks Jægerforbund (Dänischer Jägerverband), die nun eine „Raubvogel-Partnerschaft“ eingegangen sind. Die Organisationen werden nun zusammenarbeiten, um Wissen über die Biologie und Rolle von Greifvögeln in der Natur zu verbreiten.

BILD: Adler-a – Der Anblick eines Seeadlers kann ein beeindruckendes Erlebnis sein. Hier ist ein junger Seeadler-Männchen in der Luft über Lolland zu sehen. Foto: Ole Friis Larsen

Es ist meist Ausdruck von Missverständnissen und Unwissenheit, wenn Menschen die Greifvögel töten, meinen die beiden Organisationen. Dieses kann in Situationen der Fall sein, in denen Greifvögel mit Gift getötet wurden, denkt der Biologe am DOF Thomas Vikstrøm.

„Oftmals sind es wahrscheinlich gar keine Greifvögel, die man mit dem Auslegen von Gift zu treffen versucht. Stattdessen richtet es sich gegen Füchse, Marderhunde, Nerze oder ähnliches. Dann wüsste man nicht, dass das Gift, das man auslegt, auch von Greifvögeln aufgenommen werden kann“, sagt Thomas Vikstrøm und betont, dass grundsätzlich verbotene Substanzen verwendet werden.

Dass Greifvögel – vermutlich unbeabsichtigt – Gift aufnehmen können, geschah unter anderem 2017, als ein Seeadler nach der Einnahme des verbotenen Nervengifts Carbofuran starb. Es ist eine sehr giftige Substanz, die die Atmung des Tieres beeinträchtigt, so dass es erstickt und einen stressigen und schmerzhaften Tod stirbt. Das Gift hat unter anderem auch Turmfalken auf Lolland getötet.

Ein Seeadler aus Saksfjed-Hyllekrog auf Lolland ist 2017 in voller Kraft im Nest zu sehen. Auf dem rechten Bild liegt er 2019 in einem Graben geschossen. Foto: Dansk Ornitologisk Forening

Nicht alle Tötungen von Greifvögeln erfolgen jedoch als Folge von vermutlich unbeabsichtigten Vergiftungen, die andere Tiere hätten treffen sollen. TV2 ØST konnte auch über Beispiele berichten, in denen Seeadler mit Gewehren und Schrotflinten abgeschossen wurden. Der Seeadler mit seinem großen, charakteristischen Aussehen ist schwer mit anderen Tieren zu verwechseln. Daher kann Thomas Vikstrøm nicht ausschließen, dass mehrere der Adlertötungen völlig vorsätzlich geschahen.

„Aber auch in den Fällen, in denen Jäger direkt versuchen, Greifvögel zu töten, beruht es immer noch auf Missverständnissen. Sie denken wahrscheinlich, dass die Greifvögel ihre Beute bedrohen, aber das liegt nicht daran, dass die Greifvögel eine besondere Bedrohung für die Beute von Jägern wie Fasane darstellen“, sagt Thomas Vikstrøm und fährt fort: „Der Seeadler ernährt sich überwiegend von Wasservögeln wie Rebhuhn und Kormoran. Wie viele andere Tiere kann er auch etwas anderes fressen, wenn er sehr hungrig ist. Aber sie können sich ohnehin nicht darauf zu konzentrieren, die Beute der Jäger zu nehmen“, erklärt er.

Der Schnabel des Seeadlers ist kräftig und dolchförmig. Bei den Altvögeln ist er leuchtend gelb, während die Schnabelfarbe der Jungvögel gräulich ist. Foto: Henrik Dahl

Sowohl Vogelliebhaber als auch Jäger hoffen, dass mit mehr Wissen über die Greifvögel sichergestellt werden kann, dass in Zukunft noch mehr verschont werden. „Der Dansk Jægerforbund und die DOF haben ihre Meinungsverschiedenheiten. Aber gerade bei dem Wohlergehen von Greifvögeln sind wir uns einig.

„Wenn wir zusammenarbeiten, um über Greifvögel zu informieren, können wir einige der Mythen beseitigen, die bei DOFs, Jägern und in der Bevölkerung im Allgemeinen gefunden werden“, sagt Claus Lind Christensen, Vorsitzender des Dansk Jægerforbunds, in einer Presseveröffentlichung.

Unter anderem wird sich die DOF auf einige der vorteilhaften Eigenschaften konzentrieren, die Greifvögel in der Natur haben. Der Seeadler fungiert unter anderem als ganz natürlicher Regulator des Kormoranbestandes, von dem sich viele Fischer gestört fühlen. Viele Seeadler sind darauf spezialisiert, Kormorane zu fangen, typischerweise indem sie in einer Kolonie nach den Jungvögeln jagen.

„Die Population der Kormorane ist auf ein sehr hohes Niveau angewachsen, aber der Seeadler spielt eine wichtige Rolle, um sie niedrig zu halten“, sagt der Biologe vom DOF Thomas Vikstrøm.

Seeadler können auch tolle – und gewalttätige – Naturerlebnisse sein. Hier sind zwei Adler im Kampf zu sehen, die Passanten stören mussten, um die Tiere zu retten.

Die Seeadler tragen auch dazu bei, dass der Bestand von beispielsweise Graugänsen und der Weißwangengans nicht explodiert.

„Wenn die Population eines Tieres schnell wächst, wird es in einem natürlichen Ökosystem etwas geben, das die Population reguliert. Die Greifvögel sind einer der Faktoren, die eine sehr große Rolle spielen“, erklärt Thomas Vikstrøm.

„Viele Greifvögel nehmen auch Aas auf und spielen dabei auch eine wichtige Rolle. Dieses gilt insbesondere für den Rotmilan in Dänemark, wo wir keine Geier haben“, sagt Thomas Vikstrøm.

Die Kampagne der beiden Organisationen trägt den Titel Gemeinsamer Fokus auf die dänischen Greifvögel. Es besteht unter anderem aus verschiedenen Lehrmaterialien und einer Greifvogelkonferenz.

Die Kampagne wird von der Stiftung 15. Juni unterstützt und läuft bis November 2022.

Que1le: TV2 ØST – übersetzt und bearbeitet von

Günter Schwarz – 03.12.2021

Fotos: TV2 ØST