Auf mehreren sozialen Medien wurden Gruppen gebildet, in denen sich Gegner des Corona-Impfstoffs freiwillig bei sogenannten „Corona-Besuchen“ gegenseitig anstecken lassen. Die Sundhedsstyrelsen (Gesundheitsbehörde) distanziert sich scharf davon.

In geschlossenen Gruppen im Internet sprechen Gegner des Corona-Impfstoffs offen über eine freiwillige Ansteckung mit Covid-19. Das zeigen Recherchen, die TV 2 LORRY durchgeführt hat, genauso wie mehrere Leute in den Gruppen es TV 2 LORRY mitteilten.

Das Phänomen ist relativ neu und entstand nach Angaben mehrerer Personen, die Teil solcher Gruppen sind, als Reaktion auf den zunehmenden Druck der Sundhedsstyrelsen, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. TV 2 LORRY hat mit mehreren Personen gesprochen, die aktiv versucht haben, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Die Personen suchen nach Infektionsketten in ihrem unmittelbaren Umfeld oder über die Gruppen in den sozialen Medien.

Eine von ihnen ist Lone aus Nordjylland (Nordjütland). Der Name ist frei erfunden, aber TV 2 LORRY kennt ihre Identität. Sie erklärt, wie viele bereit sind, im Kampf um Corona ziemlich weit zu gehen. „Sie machen einen Termin mit jemandem, und dann habe ich etwas unglaubliches gehört. Man tauscht Lutscher, Bonbons und so weiter unterteinander. Küsse und Umarmungen und Hände reichen nicht aus. Es muss etwas mit möglichst vielen Schleimhäuten sein“, sagt sie.

„Bei einer Corona-Infektion und anschließender Genesung von der Virusinfektion erhält man einen gültigen Corona-Pass, der sechs Monate gültig ist. Und genau das sei einer der Gründe, nach dem Coronavirus zu suchen und sich damit einer Ansteckung auszusetzen“, erklärt Dörte, die in der Metropolregion lebt, gegenüber TV 2 LORRY. Auch Dörte ist ein fiktiver Name, da die Frau anonym bleiben möchte. TV 2 LORRY ist der Identität dieser Frau bekannt.

„Das liegt daran, dass ich das so satt habe. Es geht also darum, einen schnellen Corona-Pass zu bekommen und nicht ständig getestet zu werden und dann immun gegen die Krankheit werden“, erklärt sie. Sie sucht die Infektion in ihrer eigenen unmittelbaren Umgebung und missachtet die allgemeine Hygiene in der Hoffnung, sich das Virus zu holen. „Mein Sohn und seine Kameraden waren krank und isoliert. Sie leben zusammen. Und dann umarme ich sie, esse vom gleichen Teller wie sie oder trinke aus dem gleichen Glas“, sagt Dörte.

So glauben viele, dass dem Immunsystem viel besser gedient ist, wenn man die Krankheit ohne den Schutzimpfstoff in den Körper bekommt, genauso wie es Gegner des Impfprogramms für Kinder tun. Die These ist, dass das Immunsystem stärker wird, wenn es einer echten Infektion ausgesetzt ist, im Vergleich zu einer Impfung.

EXPERTE: ES BESTEHT EIN UNNÖTIGES INFEKTIONSRISIKO

  • Jan Pravsgaard Christensen, Professor am Institut für Immunologie und Mikrobiologie der Universität København und Experte für die immunologische Abwehr des Körpers:
  • „Es gibt einige, die die Impfstoffe aus Sorge über Nebenwirkungen ablehnen. Aber es ist nicht kontrollierbar, sich anzustecken – es gibt gerade eine Reihe von Infizierten, die schwer erkranken. Eine Ansteckung ist aus meiner Sicht ein unnötiges Risiko, und die Nebenwirkungen der Impfstoffe sind unglaublich selten.“
  • „Wenn wir im Allgemeinen Impfstoffe im Vergleich zur Erlangung einer Immunität durch Krankheit betrachten, dann deutet nichts darauf hin, dass es besser ist, die Krankheit zu bekommen. Zum Beispiel haben Menschen, die den MMR-Impfstoff erhalten, eine genauso lange Immunität wie Infizierte. Und es ist möglichr, ohne das Risiko von Nebenwirkungen einzugehen.“
  • „Bezogen auf Corona gibt es einen sehr großen Unterschied, wie viel Antikörper die natürlich Infizierten nach der Ansteckung bilden. Beim Testen von Infizierten im Frühstadium war es die Gruppe mit den niedrigsten Antikörpern, die das größte Ansteckungsrisiko hatte. Dieses ist bei den Geimpften nicht festzustellen. Sie alle haben einen ziemlich hohen Antikörperspiegel. Es kann sein, dass sie sich mit einer Ansteckung einen Effekt zukaufen, der jedoch nicht lange anhält, und sie somit Gefahr laufen, sich erneut zu infizieren.

Kirsten aus Midtsjælland /Mittelseeland) ist eine der Menschen, die denken, dass es besser ist, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, als sich impfen zu lassen. Auch sie ist anonym , deren Identität TV 2 LORRY kennt. „Ich glaube, dass es das Immunsystem stärkt, um die Krankheiten zu bekommen, die es auf der Welt gibt, und dann tue ich es, um den Druck zu umgehen, der vom Staat in Bezug auf den Corona- Pass und die Tests jeden zweiten Tag ausgeübt wird“, erklärt sie.

Sie hat versucht, sich anzustecken, aber ohne Erfolg. Wie ist es praktisch gelaufen? „Zufällig ging ich zu einem guten Freund, den ich habe – und er einen positiven Test bekam und als er am ansteckendsten war – und dann habe ich mit ihm einen Lutscher geteilt. Aber ich habe es nicht hinbekommen“, sagt sie.

Bei den Sundhedsstyrelsen fallen die Informationen über Gruppen auf, in denen man die Corona „teilen“ möchte. Doktor Andreas Rudkjøbing, der bei der Sundhedsstyrelsen mit Notfallvorsorge und Infektionskrankheiten arbeitet, schreibt in einer E-Mail an TV 2 LORRY, dass „leider viele Fehlinformationen, falsche Anschuldigungen und schwerwiegende Missverständnisse, insbesondere in verschiedenen sozialen Medien, vorherrschen. „Es ist besorgniserregend, dass Covid-19 eine Krankheit ist, nach der jemand aktiv sucht, insbesondere wenn es wirksame und sichere Impfstoffe gibt.“

Er stellt fest, dass auch junge Menschen schwere Krankheiten bekommen können und das Risiko einer Krankenhauseinweisung deutlich höher ist, wenn sie nicht geimpft sind. „Die Sundhedsstyrelsen empfiehlt, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen, unabhängig davon, ob Sie sich zuvor mit einem neuen Coronavirus infiziert haben. Es stimmt, dass Sie auch dann immun werden, wenn Sie sich infiziert haben, und derzeit gelten Sie für mindestens sechs Monate als immun.“

Die Ablehnung von Ansteckungen durch sie Sundhedsstyrelsen schreckt Kirsten nicht. Sie glaubt immer noch, dass der Plan, Corona ohne Impfstoff zu bekommen, das Beste für sie ist.

Hat sie keine Angst, ernsthaft an Covid-19 zu erkranken, wenn sie es ohne Impfung bekommt? „Nein, das bin ich definitiv nicht. Ich glaube, dass mein Immunsystem es wahrscheinlich schaffen wird. Und ich habe tatsächlich das Gefühl, dass ich die Verantwortung dafür übernommen habe, mich nicht impfen zu lassen – im Vergleich zu den Risikopatienten – indem ich die Krankheit suche, damit ich mich sofort in Isolation begeben kann, anstatt mit der Krankheit herumzulaufen – ohne es zu wissen. Ich denke, mit einem gesunden Lebensstil und den erforschten Vitaminen – Zink und Vitamin D – sollte ich es schaffen“, sagt Kirsten.

Quelle: TV2/LORRTY – übersetzt und bearbeitet von

Günter Schwarz – 03.12.2021

Foto: Archivbild