(Nuuk) – Lose Kabel waren die Ursache für die Stromausfälle. Am Dienstagmorgen wachte Nicoline Nyberg Eriksen in einer ungewöhnlich kalten und dunklen Wohnung in Grönlands Hauptstadt Nuuk auf. „Wir hatten keine Heizung, keinen Strom und kein Internet. Alle Lichter in den umliegenden Wohnungen und alle Straßenlaternen waren aus, und wir konnten nichts über die Situation erfahren“, sagt Nicoline, die Rechtspraktikantin bei der grönländischen Polizei ist.

Nach einem Unwetter zu Beginn der Woche brach am späten Montagabend die Stromversorgung von ganz Nuuk zusammen. Dieses hat dazu geführt, dass die rund 19.000 Einwohner der Stadt in der vergangenen Woche mehrfach ohne Warmwasser, Strom und Wärme auskommen mussten.

Nicoline Nyberg Eriksen musste mehrere Male der Woche ohne Strom auskommen. (© Privatfoto)

Der Grund für die Stromausfälle ist, dass sich einige Kabel gelöst haben, die normalerweise Strom von einem Wasserkraftwerk etwa fünfzig Kilometer südlich der Stadt nach Nuuk führen. Dieses teilte der Direktor des Energiekonzerns Nukissiorfiit Kaspar Mondrup am Donnerstag gegenüber den grönländischen Medien Sermitsiaq.AG mit.

„Jetzt müssen die Kabel ausgetauscht werden, aber das ist nicht ganz einfach, und deshalb kann es Tage oder Wochen dauern, bis sich die Lage wieder normalisiert“, sagt der Direktor des Energiekonzerns. Die Stromversorgung von Nuuk soll bereits am Freitagnachmittag Ortszeit wieder normal funktionieren, teilt das Energieunternehmen Nukissiorfiit in einer Pressemitteilung den Einwohnern der Stadt mit.

Der Strom fiel am Montagabend gegen 23:00 Uhr aus und war den größten Teil des Dienstags weg. Nicoline und ihre Kollegen waren deshalb arbeitsunfähig, und zusammen mit ihren Mitbewohnern versuchte sie, das Beste aus der Situation herauszuholen. „Wir haben in unserem Wohnzimmer etwa 30 Kerzen angezündet und alle Türen in der Wohnung geschlossen, um ein wenig warm zu bleiben. Dann haben wir unter unseren Bettdecken gesessen und gestrickt und geredet“, sagt sie.

Am Dienstagnachmittag kam der Strom wieder, aber vor allem am Mittwoch und Donnerstag war er schwankend und mit vielen Unterbrechungen.

In dieser Woche war es in vielen Fenstern in Nuuk dunkel. (Foto: Cecilie Bertelsen © Privatfoto)

„Wenn die normale Stromquelle abgeschaltet wird, muss ein Notstromkraftwerk die Stromversorgung der Stadt sicherstellen, aber auch damit habe es Probleme gegeben, weshalb die Stadt die ganze Woche über von Stromausfällen heimgesucht werde“, sagt Polizeichef Bjørn Bay. Und es ist nicht ganz optimal, in einer Gegend, in der die Temperatur derzeit um ein paar Grad unter Null liegt, auf Wärme zu verzichten.

„Mit Decken, Schlafsäcken und Bettdecken kommt man weit, aber wenn das die Herausforderung zu Hause mit Menschen nicht löst, dann gibt es die Möglichkeit, Hilfe bei der Gemeinde zu suchen, die einige Zentren eingerichtet hat, in denen man sich aufwärmen und Essen holen kann“, sagt er.

Die Stadtverwaltung gibt an, dass bisher sieben Bürger das Angebot in Anspruch genommen haben. Unterwegs wurden auch Telefon- und Internetverbindungen wegen Stromproblemen abgeschnitten. Deshalb sind die Behörden in die Krisenvorsorge gegangen, Polizei und Feuerwehr patrouillieren auf den Straßen, damit die Bürger sie erreichen können, falls etwas passieren sollte.

„Auf diese Weise wurde den Bürgern mitgeteilt, dass sie, wenn sie die Polizei, den Krankenwagen, die Feuerwehr oder eine andere Behörde benötigen und keine Möglichkeit haben, die Polizei oder die Feuerwache zu betreten und ihr Anliegen mitteilen können, eines der Behördenautos anhalten können“, sagt Bjørn Bay und fährt fort: „Es gibt Menschen, die einen Polizei- oder Feuerwehrwagen zu Hilfe gerufen haben, bei denen sie auch sonst um Hilfe gerufen hätten.“

Die Bewohner von Nuuk mussten sich diese Woche an dunkle Wohnungen gewöhnen. (Foto: Cecilie Bertelsen © privat)

Die Behörden haben alle Einwohner von Nuuk aufgefordert, Strom zu sparen, um die temporäre Stromversorgung nicht zu überlasten. Deshalb wurden den Menschen geraten, unter anderem die Weihnachtsbeleuchtung auszuschalten und die Wäsche zu verschieben. Laut Bjørn Bay haben lokale Auftragnehmer Generatoren bereitgestellt, die normalerweise auf Baustellen verwendet werden, damit an den Orten, an denen lebenswichtige Funktionen ausgeführt werden, ein Minimum an Stromversorgung aufrechterhalten werden kann.

Dies gilt unter anderem für das Krankenhaus, die Feuerwehr, die Polizei, das Arktiskommando, Lebensmittelgeschäfte und einige Sporthallen, die die Stadt als Heizzentralen errichtet. Für Nicoline Nyberg Eriksen war die Erfahrung „ein bisschen anstrengend“, aber sie hat auch die Augen dafür geöffnet, wie abhängig man im Alltag vom Strom ist.

„Wir konnten nicht duschen, morgens Kaffee kochen, ins Internet gehen oder Wäsche waschen. So etwas wie Licht im Badezimmer lernt man zu schätzen“, sagt sie.

Quelle: Danmarks Radio – übersetzt und veröffentlicht von

Günter Schwarz – 04.12.2021

Fotos: Danmarks Radio